Wurzel und Stamm

3 Antworten

Nichts gegen dich "elgrecovero", aber das ist nicht ganz korrekt. Wenn man eine Unterscheidung zwischen Stamm und Wurzel macht (was oft nicht gemacht wird, weil oft schlampig mit den Worten umgegangen wird), dann ist der Stamm die kürzeste Form eines Wortes, die alleine stehen kann und meist eine Art "Grundform" ist. Die Wurzel hingegen ist hingegen das "Grundmorphem", dass im Zweifelsfall nicht alleine stehen kann.

Beispiele:

Das Wort "Licht" in der Form, wie ich sie geschrieben habe ist gleichzeitig der Stamm als auch die Wurzel. Hier kommen dann noch zusätzliche Endungen dran, wie z.B. der Plural etc.

Beim Wort "Dogma" hingegen ist "Dogma" der Stamm und "Dogm-" die Wurzel. Bildest du hier den Plural verändert sich der Stamm ("Dogm-en") bzw. es ist nicht mehr der Stamm im eigentlichen Sinne, während die Wurzel ("Dogm-") untangiert bleibt.

Diese Unterscheidung (in der Beschreibung) ist für viele romanische Sprachen (aber nicht nur dort) besonders wichtig ("espress-o" vs. "espress-i") und ist auch für die indoeuropäische Ursprache unheimlich wichtig, weil dort oft ganze Deklinations- und Konjugationsmuster so funktioniert haben, dass man Worte folgendermaßen bildete: "Wurzel"+"Stammbildungssuffix"+"Flexionsendung" --> h3osd-o-s = Wurzel ("h3osd-" = "Zweig") + Stammbildungssuffix ("-o-") + Flexionsendung ("-s" Nominativ)

In den semitischen Sprachen (Arabisch, Amharisch, Hebräisch) gibt es sogar keinen Stamm in eigentlichen Sinne, sondern nur Wurzeln, meist bestehend aus 3 Konsonanten, die dann mit Vokalen gefüllt werden und an die teilweise noch Affixe drankommen: Wurzel "ktb" = Schreiben ---> "kataba" = "er schrieb", "kitaab" = "Buch", "kutub" = "Bücher"

Da das Deutsche den Ablaut des Indoeuropäischen geerbt und den Umlaut entwickelt hat, kann man viele Deutsche Wörter (das werden einige vielleicht gewagt finden...) ähnlich analysieren: nehmen - nimm - nahm - genommen; Mutter - Mütter. Da ist der Stamm auch nicht unbedingt die Wurzel, sofern man annimmt, dass hier irgendeine Form der Stamm ist.

Ich hoffe das hat geholfen. Viel Erfolg bei deinem (linguistischen?) Arbeiten! :)


TJSpringer  06.02.2024, 23:19

Also wenn man jemand Anderes schon korrigieren möchte, dann bitte auch nur, wenn man es auch wirklich weiß. Denn es ist nicht kennzeichnend für einen Stamm, allein stehen zu können. Genausowenig ist dein Beispiel "Dogma" der Stamm und "Dogm-" die Wurzel!

Der Stamm ist das, was nach Entfernung aller Flexions-, Wortbildungsmorpheme etc. übrig bleibt, also Dogm-; in dem Fall auch = Wurzel! Den Stamm macht aus, dass an ihn die Flexionsendungen gehängt werden, die Wurzel hingegen, dass sie der kleinste, nicht weiter zerlegbare Teil des Wortes ist. Das kann manchmal ein komplettes Wort sein, manchmal auch nur ein Teil dessen.

Die Wurzel und der Stamm können gerne mal gleich aussehen im Deutschen.

Beispiel:

schön = 1. Wurzel und 2. Stamm (1. nicht weiter in einzelne bedeutungstragende Segmente zerlegbar und 2. die Form, an die Flexionsendungen kommen.)

unschön = Stamm aus un + schön, daraus zB unschön + es

un + schön = Stamm 'unschön' mit Wurzel 'schön'

schön + geistig + es = Stamm 'schöngeistig' mit Wurzel 'schön' und Wurzel 'geist' + Flexionsmorphem -es

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Hi, synchron linguistisch betrachtet sind "Stamm" und "Wurzel" Synonyme für "freies Morphem" (hier ein paar freie Morpheme: Baum, gut, schön).

Wenn man in der diachronen Sprachwissenschaft eine Wortform sucht, die es vor X Jahren gegeben hat oder wahrscheinlich gegeben hat und aus der sich dann alle möglichen späteren Ableitungen, Bedeutungsveränderungen usw. usw. entwickelt haben, dann wird jene alte Wortform "Wurzel" genannt.

Stamm: Nach Abtrennung aller Flexionselemente erhält man den Stamm.

Wurzel: Nach Abtrennung aller Wortbildungselemente erhält man die Wurzel .