Wurde Judas Iskariot von Gott dazu vorherbestimmt, Jesus zu verraten, um die Prophezeiung zu erfüllen?
9 Antworten
Nein, das ist nicht zutreffend.
Viele Schreiber zeichnen ein völlig negatives Bild von Judas, aber offensichtlich war er eine Zeitlang ein Jünger gewesen, der Gunst bei Gott und bei Jesus fand; allein schon seine Erwählung zum Apostel spricht dafür. Des weiteren wurde ihm die Verwaltung der gemeinsamen Finanzen Jesu und der 12 Apostel anvertraut. Das deutet auf seine einstige Zuverlässigkeit und Eignung hin, denn obwohl Matthäus Erfahrung im Umgang mit Geld und Zahlen besaß, erhielt er diese Zuteilung nicht (Joh 12:6; Mat 10:3).
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Er wurde korrupt. Nicht lange vor dem Passah des Jahres 32 u. Z. wurde Judas zusammen mit den anderen Aposteln ausgesandt, um zu predigen (Mat 10:1, 4, 5). Kurz nach der Rückkehr des Judas und weniger als ein Jahr nachdem er zu einem Apostel gemacht worden war, rügte Christus ihn öffentlich, obwohl er nicht seinen Namen nannte. Einige Jünger wandten sich von Jesus ab, weil sie über seine Lehren entrüstet waren; Petrus sagte jedoch, daß die 12 zu Christus halten würden. Darauf entgegnete Jesus: „Habe ich nicht euch Zwölf auserwählt? Einer von euch jedoch ist ein Verleumder [gr.: diábolos, was „Teufel“ oder „Verleumder“ bedeutet].“ Aus dem Bericht geht hervor, daß es sich bei demjenigen, der schon ein Verleumder war, um Judas handelte, er „stand im Begriff, ihn zu verraten, obwohl er einer von den Zwölfen war“ (Joh 6:66-71).
In Verbindung mit dieser Begebenheit sagt Johannes: „Jesus wußte . . . von Anfang an, . . . wer der war, der ihn verraten würde“ (Joh 6:64). Christus wußte aus den Prophezeiungen der Hebräischen Schriften, daß er von einem engen Gefährten verraten werden würde (Ps 41:9; 109:8; Joh 13:18, 19). Gott hatte von seinem Vorherwissen Gebrauch gemacht und daher auch vorausgesehen, daß ein enger Gefährte Jesu ein Verräter werden würde. Das bedeutet aber nicht, daß Judas dazu vorherbestimmt worden wäre, ein Versager zu sein, denn das ließe sich nicht mit den Eigenschaften Gottes und seiner Handlungsweise in der Vergangenheit vereinbaren. (Siehe VORHERBESTIMMUNG, VORHERWISSEN.) Wie bereits erwähnt, war Judas vielmehr zu der Zeit, als er als Apostel eingesetzt wurde, Gott und Jesus treu. Mit dem Ausdruck „von Anfang an“ muß also der Zeitpunkt gemeint sein, zu dem Jesus bemerkte, daß Judas anfing, böse zu werden und unvollkommenen, sündigen Neigungen nachzugeben (Joh 2:24, 25; Off 1:1; 2:23). Judas muß gewußt haben, daß er der „Verleumder“ war, den Jesus erwähnte, aber er reiste weiterhin mit Jesus und den treuen Aposteln und änderte sich offensichtlich nicht.
Die Bibel erläutert nicht näher die Beweggründe für seinen schlechten Lauf, doch eine Begebenheit, die sich am 9. Nisan 33 u. Z. zutrug, fünf Tage vor Jesu Tod, beleuchtet die Sache. In Bethanien im Haus Simons, des Aussätzigen, salbte Maria, die Schwester des Lazarus, Jesus mit wohlriechendem Öl, das 300 Denare wert war (etwa der Jahreslohn eines Arbeiters) (Mat 20:2). Judas erhob jedoch Einspruch und sagte, das Öl hätte verkauft und der Erlös „den Armen gegeben“ werden können. Offensichtlich stimmten ihm andere Apostel zu, denn der Einwand erschien ihnen logisch, doch Jesus wies sie zurecht. Judas erhob in Wirklichkeit deshalb Einspruch, weil man ihm die Kasse anvertraut hatte und „er ein Dieb war . . . und die Einlagen [der Kasse] wegzutragen pflegte“. Er war also ein habgieriger Gewohnheitsdieb (Joh 12:2-7; Mat 26:6-12; Mar 14:3-8).
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Quelle (bearbeitet) und weitere Infos:
Ja, Judas ist wirklich eine der geheimnisvollsten Figuren im Neuen Testament. Seine Darstellung in den Evangelien gibt auch heute noch Rätsel auf und lässt verschiedene Betrachtungsweisen zu.
Einerseits wird betont, dass Judas quasi das Heilswerk Gottes eingeleitet hat, indem er Jesus' Kreuzigung erst möglich machte. Andererseits wird aber auch gesagt, dass es für ihn besser gewesen wäre, er wäre "nie geboren" worden. Das klingt nicht so, als ob Gott ihm für seine Rolle in diesem "Masterplan" sonderlich dankbar wäre...
Es kommt noch besser: bei Johannes und Lukas heißt es, der Satan sei in Judas gefahren und habe ihn dazu verleitet, Jesus zu verraten. Das würde aber zweierlei bedeuten: erstens wäre Judas' Schuld dann erst recht zweifelhaft, und zweitens hätte der Satan seinen eigenen Untergang eingeleitet, indem er Jesus Tod und Auferstehung ausgelöst hätte. Waren ihm die Konsequenzen dessen, was er da gerade getan hatte, nicht klar?
Im Johannesevangelium enttarnt Jesus Judas sogar als den Mann, der ihn den Juden und Römern ausliefern wird... In Anwesenheit der anderen Apostel. Er fordert ihn auf, nicht länger zu warten und zu tun, was er tun wolle - keiner der Anwesenden versucht, Judas aufzuhalten oder auch nur zur Rede zu stellen. Es scheint fast so, als habe Jesus ihn sozusagen "beauftragt", ihn zu verraten, damit er seine Mission erfüllen könne.
Die Sache ist also ziemlich verworren.
Nein, dieser angebliche "Verrat" war von vornherein Teil eines abgekarteten Spiels, zu dem Jesus den Judas entgegen dessen Willen befohlen hatte.
Die Vorherbestimmung von Judas wird aber auch in folgenden Versen ausgedrückt:
Joh 17,12: Solange ich bei ihnen war, erhielt ich sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, und ich habe sie bewahrt, und keiner von ihnen ist verloren außer dem Sohn des Verderbens, damit die Schrift erfüllt werde.
Apg 1,16: Ihr Männer und Brüder, es mußte das Wort der Schrift erfüllt werden, das der heilige Geist durch den Mund Davids vorausgesagt hat über Judas, der denen den Weg zeigte, die Jesus gefangennahmen;
http://www.lgvgh.de/wp/ist-judas-iskariot-fuer-den-verrat-vorherbestimmt-und-deshalb-unschuldig/2837
Im ersten Vers wird Judas nicht genannt, sondern lediglich der „Sohn des Verderbens“.
Gott wusste lediglich, dass ein enger Vertrauter des Christus seinen Sohn verraten wird:
“Auch der Mann, der in Frieden mit mir [war], auf den ich vertraute, Der mein Brot aß, hat [seine] Ferse groß gemacht gegen mich.“ (Psalm 41:9)
Auf denselben Text bezieht sich Apg. 1:16.
Schlussfolgerung:
Gott und auch sein Sohn machen von ihrer Fähigkeit des Vorauswissens nir selektiv Gebrauch. Sie wussten also, dass ein enger Vertrauter des Christus ihn verraten würde.
Dass es Judas sein würde, kristallisierte sich erst von dem Zeitpunkt an heraus, als er begann, seiner Habgier freien Lauf zu lassen. Auf diesen Zeitpunkt bezog sich Jesus, als er sagte, dass er „von Anfang an“ wusste, wer ihn verraten würde (Joh. 6:64).
Zu der Zeit, als Jesus die ganze Nacht hindurch betete, bevor er die 12 Apostel — also auch Judas — auswählte, konnte er NICHT wissen, wer der Verräter sein würde. Sonst wäre das Gebet eine Farce gewesen.
Dann würde man Gott auch unterstellen müssen, dass er bewusst jemand zur Vernichtung bestimmt hat, ohne ihm eine persönliche Entscheidungsmöglichkeit zu lassen — etwas, was bei Gott unmöglich ist.
Liebe Grüsse ...
Nein — Judas war nicht zum Verrat vorherbestimmt.
Jesus verbrachte eine ganze Nacht im Gebet, bevor er die Apostel auswählte — also auch Judas. Dieses Gebet wäre eine Farce, wenn Jesus schon vorher gewusst hätte, wer der Verräter sein wird.
Da Gott und auch Christus von ihrer Fähigkeit des Vorherwissens lediglich selektiv Gebrauch machen, wussten sie, dass Jesus verraten werden würde. Sie wussten aber nicht, von wem.
Es hätte auch jeder andere sein können. Allerdings musste es jemand sein, der Jesus so gut kannte, dass er ihn auch Nachts erkennen konnte.
Wäre Judas zum Verrat vorherbestimmt gewesen, dann hätte er ja keinen freien Entscheidungswillen mehr. Dann wäre Gott ungerecht, weil er jemand verurteilt hätte, der garnicht anders konnte, als das vorgegebene und ihm innewohnende Programm abzuspulen.
Wäre das Leben vorherbestimmt, dann bräuchte Gott niemanden zu bitten, zu ihm zirückzukehren. Dann könnten wir alle bei Ampelrot über die Kreuzung gehen. Wir bräuchten keine Sicherheitsvorkehrungen. So wie Judas haben wir alle einen freien Willen —sind also für unser Handeln selbst verantwortlich.
Liebe Grüsse ...