Wortschatz erweitern, Bücher lesen hilft bei mir irgendwie nicht :/?

2 Antworten

Außer Radiohören kenne ich auch nur Lesen und dann fix Beispielsätze zu bilden, um den aktiven Wortschatz nennenswert zu erweitern.

Ich an deiner Stelle würde 'aktiv' lesen: Buch in die Mitte, rechts ein Heft, in das du den neuen Begriff notierst. Alle untereinander, damit du daneben die Übersetzung auf Deutsch schreiben kannst. Mein Trick früher war, daneben noch den Begriff in einer weiteren Sprache zu notieren - dann vertieft sich der Lerneffekt und oft hast du den gleichen Wortstamm im Englischen wie im Französischen oder im Eng. und Deutschen - ein Aufwasch, super bequem und zeitsparend.
Mach dir Notizen, meinetwegen auch den Begriff auf Latein noch dazu - solche Extras (besonders, wenn du glaubst, sie nicht zu brauchen) prägen sich gemeinsam ein und du hast im Paket viel mehr davon, da das Hirn nochmal ein paarmal darüber kreist wie ein Adler (irgendwann passt das lateinische Wort gerade und dir fällt es mitten in einer Unterhaltung ein - was glaubst du, wie froh du dann über deine Wortschatzarbeit mit meinen Ratschlägen bist...!). Alles, was spielerisch gelernt wird, macht Spaß und geht leicht - das ist übrigens Methode bei modernen Sprachschulen!

Ich habe mir, als ich noch im Studium steckte, eine gute Methode ausgedacht: LAUT lernen, und zwar so laut, dass es einen selbst nervt. Dadurch werden Gefühle (egal, ob negativ oder positiv) geweckt - und das aktiviert die rechte (kreative) Hirnhälfte - und dadurch gelangst du zum vollwertigen Lernen (so nenne ich das): das Gelernte verankert sich viel besser in der Erinnerung durch die Gefühle, es krallt sich geradezu fest. (Hoffentlich wohnst du allein oder hast einen Kellerraum :grins)

Ich hatte dadurch in Prüfungen sogar eine Art visuelle Erinnerung, die wie ein Spruchband vor dem Auge ablief. Vielleicht hatte ich Glück, aber für mich ist das eine Methode geworden - und -Hauptsache- sie hat gut funktioniert! 

Es kommt nicht unbedingt darauf an, viel zu lesen, sondern Autoren zu lesen, die der deutschen Sprache mächtiger sind, als ein Durchschnittssprecher. Der Grundwortschaft, der in Schulen gelehrt wird, hat meistens nur etwa 1.000 bis 2.000 Wörter. Damit kann man erfahrungsgemäß 80 bis 90% aller Texte verstehen. Die meisten nativen Sprecher haben einen sehr viel umfangreicheren Wortschatz, aber Schreiber von Massenpublikationen wie Zeitungen, Zeitschriften oder in Internetforen haben selten einen größeren Wortschatz als 10.000 bis 20.000 Wörter. 15-Jährige haben im Durchschnitt einen Wortschatz von 12.000 Wörtern, der Wortschatz erwachsener Muttersprachlers reicht von 3.000 bis 216.000 Wörtern. Man schätzt, dass Goethe einen aktiven Wortschatz von 90.000 Wörtern hatte. Der Standard-Wortschatz der deutschen Sprache wird bei Wikipedia mit 70.000 Wörtern angegeben, der Gesamtwortschatz der deutschen Sprache wird auf bis zu 500.000 Wörter geschätzt. Wenn du gehobenere Literatur und nicht nur Gebrauchsliteratur liest, wirst du zwangsläufig mit mehr und für dich neuen Wörtern und Redewendungen in Berührung kommen. Ideal wäre für jemanden mit wenig Zeit eine kurzweilige Kolumne wie seinerzeit der 'Zwiebelfisch' im SPIEGEL und in SPIEGEL Online, in der man auch vieles über die deutsche Sprache erfahren konnte, das über den reinen Wortschatz hinausgeht und auch Gebildeteren meistens unbekannt war. Diese Kolumne kann man immer noch nachlesen unter http://bastiansick.de/category/kolumnen/zwiebelfisch/ oder http://www.spiegel.de/thema/die_zwiebelfisch_kolumne/ Außerdem hat der Autor Bastian Sick zahlreiche Bücher geschrieben, z.B. 'Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod. Ein Wegweiser durch den Irrgarten der deutschen Sprache.' Andere Sprachlehrer wie Wolf Schneider haben ebenfalls (und auf sprachlich höherem Niveau) unterhaltsame und lehrreiche Bücher geschrieben, z.B. 'Wörter machen Leute: Magie und Macht der Sprache'. Darüber hinaus gibt es viele Bücher, in denen es um Redewendungen und Sprichwörter in der deutschen Sprache geht, z.B. 'Klappe zu, Affe tot: Woher unsere Redewendungen kommen', 'Redensarten & Sprichwörter: Herkunft, Bedeutung, Verwendung', 'Duden - Wer hat den Teufel an die Wand gemalt?: Redensarten - Wo sie herkommen, was sie bedeuten', 'Endlich nicht mehr nur Bahnhof verstehen, sondern wissen, wo der Hase im Pfeffer liegt: Das Redewendungen-Erklärungsbuch' oder 'Duden: Redewendungen: Wörterbuch der deutschen Idiomatik'. Nicht zuletzt würden dir auch etwas ältere Werke von Hermann Hesse, Goethe, Thomas Mann, Lion Feuchtwanger etc. etc. etc. einen sehr viel größeren Wortschatz vor Augen führen. Es gibt auch Literaturkanons in einem Buch, z.B. 'Die besten deutschen Erzählungen' von von Marcel Reich-Ranicki. Zu guter Letzt vielleicht noch ein Hinweis auf das Buch 'Lexikon der schönen Wörter: Von anschmiegen bis zeitvergessen' von Walter Krämer.