Woher kommt die Redewendung "Mir doch Wurst"?

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das ist ein ganz gut erforschtes Sprichwort in der Volkskunde

Lutz Röhrich schreibt in seinem "Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten" darüber:

"Das ist mir Wurs(ch)t: das ist mir gleichgültig; vielleicht ist nur an die Gleichartigkeit gedacht, die sich bei der Wurst an beiden Enden zeigt (vgl. die Sprichwort-Parodie: "Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei"). Es ist gleichgültig, an welchem Ende die Wurst angeschnitten wird. Möglicherweise ist auch an Wurst als Werktagsessen in geringschätzigem Sinne gedacht, im Gegensatz zum Sonntagsbraten. Bismarck schrieb am 22. Dezember 1853 seiner Schwester vom Frankfurter Bundestag: "Ich gewöhne mich daran im Gefühle gähnender Unschuld alle Symptome von Kälte zu ertragen und die Stimmung gänzlicher Wurschtigkeit in mir vorherrschend werden zu lassen ..."

In der Gegenwart findet sich die Redensart auch pleonastisch verstärkt: "Das ist mir piepwurst" oder "Das ist mir wurstepiep" und "Das ist mir schnurzwurstpiepe", "Wurstegal".

Kurt Krüger-Lorenzen schreibt in seinem Buch "Deutsche Redensarten und was dahinter steckt", S. 289:
"Das ist mir Wurst": das ist mir gleichgültig, das interessiert mich nicht. Ähnlich wie "das ist die Jacke wie Hose" = das ist eins wie das andere. Da die beiden Enden der Wurst völlig gleich sind, so ist es egal, welches Ende man anschneidet. Der Ausruf: "Wurst wider Wurst!" heißt: Gleiches mit Gleichem vergelten. Ursprünglich gar nicht so böse gemeint, denn die Redensart kommt von der Sitte, sich beim Schlachtfest gegenseitig mit Würsten, Fett und Fleisch zu beschenken.

Heinz Küpper vermutet im "Wörterbuch der deutschen Umgangssprache", 1997: "Vielleicht ist auch von der Ansicht auszugehen, daß es beim Schlachten auf eine Wurst mehr oder weniger nicht ankommt."

Ich behaupte ja immer, unsere derzeitige Zivilisation hat sich erst durch Wilhelm Busch auf die heutige Ausgestaltung entwickeln können:

"Er trinkt und ist so sehr verstockt,
Dass selbst die Wurst ihn nicht verlockt"
(Wilhelm Busch, Münchener Bilderbogen, Fliegende Blätter, Die Brille 1870/71)

Wolfgang (SAGEN.at)


megaruelps 
Beitragsersteller
 05.06.2016, 23:30

Das klingt mir sehr logisch. Danke 

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Ich glaube zu wissen, dass es davon kommt, dass beide Enden einer Wurst gleich sind und es somit "Wurst" ist, an welchem Ende man beginnt, sie zu essen.

Das ist mir wurst...sagten schon um 1820 die damaligen Studenten und meinten: »Das ist mir egal«. Dahinter steckte zum einen der Gedanke, daß eine Wurst bekanntlich zwei Enden hat, es im Ergebnis also recht gleichgültig ist, von welcher Seite man sie anschneidet. Zum anderen wird alles, was man vom frischgeschlachteten Schwein oder Rind nicht wirklich verwerten kann, durch den Wolf gedreht und kommt in die Wurst - egal, was da verarbeitet wird. In einem alten Witz hieß es demzufolge: »Wenn das rauskommt, was da reinkommt, komm ich rein und nie mehr raus!«

http://etymologie.tantalosz.de/d.php

 Die zwei Enden der Wurst, die man beide anschneiden kann - es ist eben "wurst", wo man anfängt. Daher die Redewendung.

Ehrlich gesagt, ist mir das Wurscht, woher diese Redewendung kommt ;-)

Herkunft:

phonetische Schreibweise von Wurst (außerhalb Norddeutschlands), vermutlich weil deren Bestandteile nicht mehr zu unterscheiden sind: https://de.wiktionary.org/wiki/wurscht