Wofür lebt ihr?

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Ganz lange Zeit gab es für mich im Leben keinen Sinn. Ich wurde den Großteil meines Lebens schlecht behandelt, mir wurde die Kindheit genommen, ich hatte keine Freunde, nur mich und meine Depressionen.

Und wie du habe ich oft daran gedacht, dass es nicht nur mir schlecht geht - sondern so vielen Leuten und im Grunde kann ich nichts machen!

Damals dachte ich, alles, was ich tun kann, ist um mich und diese Menschen zu trauern, weil es sonst ja keiner tut. Ich hab mich also dazu berufen gefühlt, zu weinen. Hab mir Geschichten von Menschen durchgelesen, Bilder von Kindern aus Afrika angesehen, manchmal auch gequälte Tiere - und saß dann da und hab um sie geweint. Den ganzen Tag, hatte ja sonst nichts zu tun. (Schule fiel weg, zu große Belastung, auch heute noch.)

Hin und wieder (ungefähr von meinem 10. bis 14. Lebensjahr) hab ich davon geträumt, in die Politik zu gehen, um etwas zu verändern. Mein Plan war irgendwie, dass ich eine Partei gründe, von der nur ein kleiner Teil öffentlich ist und die Leute im Hintergrund so total cool Ninja-mäßig agieren. Frag mich nicht, für mich klang das damals, als könnte ich die Welt verändern, wenn ich nur genug Ninjas erreiche, die mitmachen, man hat ja nicht umsonst Internet. :D Das und das Weinen hielt mich immer irgendwie über Wasser.

Zwei Monate nach meinem 19. Geburtstag habe ich dann meinen persönlichen Lebensretter-Ninja im Internet gefunden. Meinen Freund.

Er hat mir gezeigt, dass wir vielleicht nicht die ganze Welt retten können - aber unsere schon und vielleicht auch noch ein bisschen mehr.

Wir geben und bekommen Liebe voneinander, ich wusste gar nicht, wie wunderbar erfüllend das sein kann. Wie glücklich es macht. Wie es die Angst nimmt und die Tränen und die Depression. Liebe macht alles ein wenig leichter und besser.

Seit ich das bemerkt habe, bin ich generell netter zu den Menschen. :)

Früher hätte ich mein Leben weggeworfen, heute bin ich dankbar für jeden einzelnen Tag und versuche, ihn so gut es geht zu genießen.

Vielleicht schaffe ich es irgendwann, meine Ninja-Partei zu gründen, bis dahin wähle ich die, die meiner Vorstellung nahe kommen.

Ansonsten Spende ich das, was ich an Geld über habe (ist nicht viel, so ganze ohne Schulabschluss, aber ich arbeite daran), packe Schuhkartons zu Weihnachten, bin dabei, auf eine vegane Lebensweise umzustellen... Ich trenne auch meinen Müll ordentlich, haha. :)

To make a long story short:

Finde das Glück, den Sinn, für dich. Du hast keine Schuld daran, dass Menschen anderswo auf der Welt leiden müssen. Natürlich sollte es dir deshalb nicht egal sein. Du kannst trotzdem helfen. Aber wo ist denn der Menschheit geholfen, wenn auch du noch leidest? Noch einer zusätzlich?

Hilf, wo du kannst, werde glücklich, mach andere glücklich.

Genieße das Leben, das dir geschenkt wurde.


nobodyknows11  04.06.2013, 18:38

ich würd dich & deine Partei wählen! :)

BoomBiddyByeBye 
Beitragsersteller
 04.06.2013, 21:33
@nobodyknows11

Würd ich auch

Wer weiss, vielleicht schaffen wir das ja! Hoffnung nie aufgeben, ich wusste, dass es noch so Menschen wie dich gibt

Jusine  20.06.2013, 10:52
@nobodyknows11

alter was ein du geschriben hast hat mehr als 1mil. herzen zusammen gefasst. Ich sag nur eins ich sehe wieder Zukunft in mir danke

Piroska1980  04.06.2013, 20:02

Ich finde deinen Beitrag ganz toll.

easiie  21.06.2013, 19:12

omg so ein genialer beitrag -

du hast es auf den punkt gebracht :)

und ein hoch auf die Ninja-Partei :DD

Lutuquo  19.06.2013, 21:56

Respekt, ich liebe dich dafür, dass Du dein Gehirn benutzen kannst und es auch tust. Das Problem ist eine Falle: Vieles denken, vielleicht auch viel reden und dann aber zu wenig machen. Es ist wichtig, dass das, was man anstrebt, auch in die Tat umgesetzt wird und auch das kann ein klasse Lebensinhalt sein. Vegan zu leben ist nicht einfach und sein Geld zu spenden, während andere sich mit mehr und mehr wertlosem, materiellem Luxus eindecken kann auch einiges an Überwindung kosten, aber ich liebe dich dafür, für jede gute Tat, die Du vollbringst. Danke.

Lutuquo  19.06.2013, 22:02
@Lutuquo

Achja, eine Sache muss ich leider noch ergänzen...

Du hast keine Schuld daran, dass Menschen anderswo auf der Welt leiden müssen.

Doch - einen sehr kleinen Anteil, aber Du hast einen und durch dein selbstverständliches Verhaltensmuster unterstützt Du auch die Schuld von anderen: Du unterstützt mit deiner Kaufkraft Systeme wie Massentierhaltung, Kinderarbeit, gnadenlose Ausbeutung von Billigarbeitern, Umweltverschmutzung und vieles mehr. Das, was wir verurteilen, unterstützen wir jeden Tag selbst. Wir beschimpfen Tierquäler und Menschen, die kein Mitleid haben und unterstützen diese letztendlich mit unserem Geld. Es zählt, sein Verhalten zu ändern und selbstverständliches zu unterlassen (Fleisch, zu viel Technik, ständig neue Kleidung, zu viel autofahren usw.)

Vapour  20.06.2013, 04:38
@Lutuquo

Klar, das stimmt natürlich. Als ich meinen Beitrag getippt habe, habe ich auch daran gedacht zu erwähnen, dass jeder von uns, zumindest indirekt, Schuld hat - aber das nimmt einem doch dann schon wieder den Mut und die Hoffnung.

Ich glaube jeder, der so denkt, wie BoomBiddyByeBye, wird irgendwann an den Punkt kommen, an dem er sich informiert. Und je nachdem, was wichtiger ist, wird sich die Person dann für die bessere Lebensweise entscheiden, oder eben nicht.

Hätte ich da jetzt angefangen so weit auszuholen, wäre die Botschaft an sich bestimmt nicht durchgekommen. :)

Ich hoffe, du verstehst, was ich meine, mir fällt es oft schwer, mich verständlich auszudrücken.

gsichtsverrat  09.06.2013, 21:59

Oh mein Gott, so schön hätte es kein anderer formulieren können! :) Eine wirklich tolle Antwort und mit dieser hast du absolut Recht.

Daumen hoch und eine Stimme für deine Ninja-Partei! :D ;-)

Relentless04  22.06.2013, 18:45

Gefällt mir die Antowrt !

fluffypuffy2606  02.11.2016, 14:42

als ich deine Antwort gelesen hab, musste ich anfangen zu weinen. danke für so einen schönen text. Und ich würde auch deine ninja-partei wählen😉

mrskitty024  09.06.2013, 20:38

Ich denke mir auch immer wieder, warum die Welt nicht gerecht ist. Und wieso immer so viele Kinder in Afrika sterben... Die Welt ist eben einfach nicht perfekt. Ich habe mich damit abgefunden, so ist eben die Realität.

Denke nicht über Dinge nach, die du anders haben willst, aber sich nicht ändern lassen (schwer gemeinsam, alleine gar nicht) - das macht depressiv! Wenn du dich für andere einsetzen möchtest, dann spende Geldund wenn du die Fundamente ändern willst, organisiere eine Demonstration.


BoomBiddyByeBye 
Beitragsersteller
 04.06.2013, 20:03

Aha, ich sollte also Geld spenden damit andere glücklich sind? Siehst du was ich meine? Und ehrlich gesagt vertraue ich dem Geld spenden nicht so ganz, dann helfe ich lieber Obdachlosen mit Essen geben usw. und weiss auch, dass mit dem was ich tat wirklich was gutes gemacht wurde...

mimi6060  22.06.2013, 17:33

ich wünschte ich könnte so sorgenlos sein wie du. du hast ja keine ahnung wie die welt da draußen ist... grausam...

Für mich ist die Welt verdorben, die Menscheit verblödet... Ich meine wir haben komplett verlernt zu Leben, dass einzige wofür wir leben ist Geld.

So ging es mir bis vor kurzem auch. Und das mit meinen jungen 16 Jahren, wo ich die Welt doch eigentlich noch mit der rosaroten Brille sehen sollte. Stattdessen sah ich hungerleidende Kinder in Afrika, Bürgerkrieg in Syrien und den täglich schwindenden Regenwald in Südamerika.
Ich habe vieles gehasst, war oft schlecht gelaunt und gerne auch unfreundlich anderen gegenüber. Nur wenn ich mit meinen Freunden zusammen war, habe ich mich gut gefühlt.

Aber das hat sich geändert. Es mag unglaublich kitschig klingen, aber ausschlaggebend war bei mir eine Geschichte, die wir im Englisch Unterricht behandelt hatten.
Ich bekomme den Inhalt nicht mehr ganz zusammen, aber es ging irgendwie um ein kleines Kind am Strand. Es wurden jede Menge kleine Meerestiere angeschwemmt, die in der Sonne zu sterben drohten. Das Kind tanzte und warf die Tiere in das Wasser zurück. Dann kam ein Mann vorbei und meinte, das Kind könne nicht alle Tiere retten, denn der Strand liege kilometer weit voll mit Tieren und es würde somit keinen Unterschied machen. Das Kind hob ein Tier auf, schaute es an, warf es zurück in das Wasser und sagte: "Diesem Tier habe ich das Leben gerettet, für dieses Tier habe ich einen Unterschied gemacht."

Da habe ich gemerkt, dass die kleinen Erfolge zählen. Ich kann nicht die ganze Welt retten, aber ich kann sie ein kleines bisschen besser machen. Inzwischen engagiere ich mich in einer Jugendpartei und versuche kommunal kleine Dinge zu verbessern, mit Erfolg! Und wenn ich einen Regenwurm in der Sonne liegen sehe, nehme ich ihn und setze ihn in den Schatten und das Wissen, dass ich diesem Regenwurm an diesem Tag das Leben gerettet habe, macht mich schon glücklich.

Später möchte ich Jura studieren, um Unrecht zu bekämpfen, so gut es nur geht und auch da bin ich mir bewusst, dass immer die kleinen Erfolge zählen. Jetzt ergibt es für mich auch Sinn, jeden Tag in die Schule zu gehen: Ich will ein gutes Abi machen, damit ich mir später die Uni aussuchen kann, an der ich studieren will. Außerdem habe ich vor mich weiter in der Politik zu engagieren. Mein Traum ist es, dass ich später zu denen Politikern gehöre, die die Rüstungsexporte verbieten. Und selbst wenn ich das nicht schaffe, so kann ich trotzdem ins Stadtparlament gewählt werden und mich vor Ort für kleine Verbesserungen einsetzen.

Da ich jetzt ein Ziel vor Augen habe und weiß, was ich will, kann ich motiviert in den Tag starten, mit der ständigen Gewissheit, dass ich auch mit einer kleinen Tat die Welt ein bisschen besser machen kann.

Ich lebe unter anderem dafür, den unsinnigen seit 1938 existierenden Schulbesuchszwang abzuschaffen.

Ich lebe dafür, dass Erwachsene endlich auch Kindern Respekt entgegen zu bringen.

Ich lebe auch dafür, dass die Welt und ihre Bewohner nicht gut oder böse ist, sondern, dass die Umstände für jeden mal besser und mal schlechter sind.

Wir sehen doch nur einen winzigen Ausschnitt - und der ist oft verzerrt. So dass manche mit ihren Hilfsaktionen den Leuten nicht wirklich helfen, sondern es in manchen Fällen sogar noch schlimmer machen.

Ich lebe aber nicht dafür, einen verallgemeinernden Rundumschlag a la "die Menschheit verblödet" zu machen. Auch nicht, um zu sagen "Geld ist nur ein Stück Papier". Solche Sprüche kommen oft von Leuten, die noch nie Geldprobleme hatten.

Mag ja sein, dass Geld nicht glücklich macht - aber nicht jeden Cent 5x umdrehen zu müssen, würde mich ungemein beruhigen.

Ansonsten lebe ich, weil ich vor einigen Jahren geboren wurde.


Sternendingsi  04.06.2013, 21:16

Das wäre schön, wenn Kinder mehr Respekt bekommen würden. Allerdings werde ich, wenn ich "alt" bin auch nicht anders über die Kinder und Jugendlichen denken als heute -.-

diese frage stelle ich mir so oft. und dann denke ich auch immer direkt ans geld und an all die kleinen probleme die uns den tag vermiesen. wir arbeiten auf diesen einen tag hin, der perfekt ist. an dem wir einfach alles haben, was wir brauchen. als ich klein war sagte ich mir immer eines tages hab ich dann halt ne familie, ein schönes haus, geld usw. und dann ist einfach alles perfekt. aber es stimmt nicht, nichts auf dieser welt ist perfekt oder vollkommen. geht das eine problem, kommt das nächste. und wir menschen leben dafür, diese probleme zu bewältigen und jahr für jahr einem faden hinterherzurennen, der uns dahin führt, wo wir hin sollen. und alles dreht sich um geld & sex (ist so!)

ich persönlich habe gelernt, dafür zu leben, andere menschen glücklich zu machen und die kleinen schönen dinge zu genießen. jeder liebt es, an einem warmen sommerabend mit freunden ein kühles bier beim grillen zu trinken, seine füße in einen eimer kühles wasser zu stellen, morgens neben dem menschen aufzuwachen den man liebt. ich liebe es, mit meinen freunden zu lachen, sie bedeuten mir alles und ich würde alles tun um sie lächeln zu sehen. ich lebe dafür, der person die ich liebe der beste freund zu sein, ihren kopf an meiner schulter zu haben und ihr zuzuhören wenn sie mir was sagen will. ich liebe es, stundenlang an dieser einen skizze zu arbeiten bis es mir endlich gefällt und ich stolz auf das bild bin, ich will mich selbst immer wieder übertreffen. sicher interpretiert jeder für sich selbst den sinn des lebens etwas anders, aber im grunde ist es das, was unser leben lebenswert macht.

du siehst, es gibt diese vielen kleinen dinge die das leben, sind da noch so viele probleme, ertragbar machen. wir leben für das, was wir lieben, für die menschen die wir lieben und wir leben um die dinge, die wir eben nicht mögen, zu besiegen und unsere ängste zu überwinden. der mensch sieht vor lauter bäumen den wald nicht mehr, aber nimmt man sich mal einen kleinen moment und überlegt, was man alles verpassen würde ohne dieses leben, findet man schnell wieder zu sich selbst und zu diesem sinn, nachdem jeder sucht.

wir haben bloß dieses eine leben. und da müssen wir halt das beste draus machen.

''der sinn des lebens ist leben, das wars'' - Casper

LG, hug