Wofür braucht ein Pilot Physik? (In Ausbildung und Alltag)

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Wofür braucht ein Pilot Physik?

Seltsame Frage. Fliegen ist eine der extremsten technischen Anwendungen der Naturgesetze. 

Auftriebsbeiwert, Widerstandsbeiwert, Auftriebskraft, Gewicht, Schub, Widerstand, Ein- und Anstellwinkel, superkritischer Flügel, laminare und turbulente Strömung, Umschlagpunkt, kritische Machzahl, ISA - Internationale Standardatmosphäre, Schwerpunkt, Venturi, Bernoulli, Stetigkeitsgesetz, geometrische und aerodynamische Verschränkung, Flügelprofil, Flugwetter, Thermodynamik (für das Triebwerk). Dazu noch ein bisschen HiTec in Form von modernen Faserverbundwerkstoffen, Datenverarbeitung im Flugzeug, Elektrik, Hydraulik, Pneumatik, Laserkreisel, GPS => Raumfahrt => Relativitätstheorie => Signallaufzeitkorrekturen bei der Positionsermittlung. 

Die Liste lässt sich fast beliebig erweitern. Da fällt es schwer, ein Gebiet zu finden, welches nicht direkt mit Physik zu tun hat. 

Was genau möchtest Du denn eigentlich wissen? Vielleicht, wie man auch mit einer 5 oder 6 in Physik den Himmel erobern kann? Das kannst Du vergessen! 


grossbeeren 
Beitragsersteller
 22.04.2015, 23:13

Hi, die Frage war nicht auf mich bezogen. Ich war nur neugierig, da ich mal erfahren habe, dass die Anforderungen bei einer großen deutschen Airline sich lediglich bis auf Wissen der 11. Klasse begrenzen. Ich bin zurzeit in der 11. Klasse und hab mich gewundert, wie sich dieser Schulstoff auf das echte Leben beziehen kann. Aber wie genau sieht es denn in der Praxis nun aus? Ist die Hauptaufgabe eines Piloten nicht das fliegen? Fliegt das Flugzeug nicht auch ohne jenes Wissens des Piloten? Was genau ist wirklich Praxisrelevant? Denn in der Schule lernen wir zurzeit ausschließlich über Formeln und wie und wann man diese anwendet. Geht es größtenteils um das physikalische Verständnis oder ist wirklich Fachwissen gefragt? Denn um ehrlich zu sein- das was ich bis jetzt in Physik gelernt habe, ist recht überschaubar im Sinne von verständlich und nachvollziehbar.

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rudim1950  23.04.2015, 11:33
@grossbeeren

Na ja, niemand verlangt ein Physikstudium. Auch ein Auto kann ich fahren, ohne je eine Stunde Theorie gemacht zu haben (Ausnahme: Lernen der Verkehrszeichen). 

Aber: Zu jeder Ausbildung gehört erst einmal ein gerüttelt Maß an Theorie, denn ohne Hintergrundwissen wird es doch schwierig. Es geht nicht darum, auf einem Gebiet ein "Fachidiot" zu sein, sondern, wie im richtigen Leben auch, eine gute Allgemeinbildung zu haben, so dass einem bestimmte Ausdrücke und Konzepte etwas sagen und diese auch mit anderen Dinge in Zusammenhang gebracht werden können. 

Der "Allrounder" ist also gefragt und genau dies macht es ja auch für Bewerber so schwierig. Hier eine Zusammenfassung der Ausbildung zur Erlangung einer CPL mit ATPL-Theorie gem. den EU-Vorgaben, wie sie in der EU-VO 1178/2011 aufgelistet sind: 

FCL.515 ATPL — Ausbildungslehrgang und theoretische Prüfung 

a) Lehrgang. Bewerber um eine ATPL müssen einen Ausbildungslehrgang bei einer ATO absolviert haben. Der Lehrgang muss entweder ein integrierter Ausbildungslehrgang oder ein modularer Lehrgang gemäß Anlage 3 dieses Teils sein. 

b) Prüfung. Bewerber um eine ATPL müssen Kenntnisse nachweisen, die den verliehenen Rechten in den nachfolgenden Sachgebieten entsprechen: 

- Luftrecht, 

- allgemeine Luftfahrzeugkunde (Luftfahrzeugzelle/Bordanlagen/Triebwerk), 

- allgemeine Luftfahrzeugkunde (Bordinstrumente), 

- Masse und Schwerpunktlage, 

- Leistung, 

- Flugplanung und -überwachung, 

- menschliches Leistungsvermögen, 

- Meteorologie, 

- allgemeine Navigation, 

- Funknavigation, 

- betriebliche Verfahren, 

- Grundlagen des Fliegens, 

- VFR-Kommunikation, 

- IFR-Kommunikation.

Du siehst, dass eigentlich nur bei 2 Fächern (Luftrecht und betriebliche Verfahren) Physik weniger eine Rolle spielt. Schon beim menschlichen Leistungsvermögen kommt zumindest ein biologischer und physiologischer Ansatz dazu (Aufnahme und Verarbeitung von Daten im Gehirn). 

Nein, Diplomphysiker musst Du nicht sein, aber eben in vielen Fächern guter Durchschnitt, denn die Messlatte bei der Prüfung liegt immer bei 75 %; dies ist das Minimum, welches Du schaffen musst. 

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Masse des Flugzeugs, Startgeschwindigkeiten, Berechnungen der Treibstoffmengen, Schwerpunkt, das Verständnis dafür, warum ein Flugzeug fliegt usw.

Luftfahrt IST Physik.