Wo sind die "historischen Zwischenstufen" in der Evolution von Leben?

6 Antworten

Hallo enochson.

Diego hat es vollkommen richtig erklärt. Ich möchte nur ein paar Dinge ergänzen.

Das Bild der "Grundformen" ist nämlich bereits falsch; der Phänotyp (also "das Aussehen") ändert sich kontinuierlich. Insofern ist bereits jede fossile Form, die wir finden, eine Zwischenform zwischen den vor und nach ihr im Stammbaum stehenden Formen.

Es ist wichtig, das zu verstehen: Die Vorhersage der ET ist NICHT, dass wir zu beliebigen 2 fossilen Spezies immer eine "Zwischenform" finden. Das wäre nämlich ein unendlicher Regress: Finden wir zwischen zwei Formen tatsächlich ein Fossil, das dazwischen einzureihen ist, dann würde man nach dieser Forderung ja lediglich zwei NEUE Zwischenformen benötigen. Diese (übrigens rein kreationistische) Forderung ist also unsinnig, weil nicht erfüllbar.

Was sagt die ET tatsächlich voraus?

  • Alle Fossilien, die wir finden, passen in ein Muster: einfache Formen in älteren Schichten, komplexere Formen in jüngeren Schichten;
  • die Fossilien lassen sich in Stammbäumen anordnen
  • es finden sich auch(!) sogenannte Mosaikformen, also Formen, die Merkmale zweier sich auseinanderentwickelnder Äste des Stammbaumes aufweisen. Solche Mosaikformen sind bekannt. (Archaeopteryx, Ichthyostega,..) Genau "den einen" Punkt der Trennung beider Äste gibt es dagegen nicht.
  • unser Fossilienbefund wird immer mosaikhaft, also lückenhaft sein, weil Fossilisation ein seltener Prozess ist. Wir finden nur einen winzigen Bruchteil aller je existierten Arten.

Die Stammlinien sind aber besser dokumentiert bei Arten, die in schlammigen Gebieten lebten als bei Tieren, die in einer Savanne oder Steppe lebten, weil dort die Fossilisation noch seltener ist. Entsprechend finden wir einige Übergänge sehr gut dokumentiert, zu einigen finden wir nichts. Aus diesen Lücken den Prozess der Evolution in Frage zu stellen macht aber allein deshalb keinen Sinn, weil eben alles, das die ET vorhersagt, auch passt.

Hier ist das auch noch mal schön erklärt:

https://dancelikeamonkey.wordpress.com/2012/01/25/tiktaalik-wie-findet-man-eine-ubergangsform/

Grüße

die wirklich ALLE einzelnen Zwischenstufen der Evolution aufzeigen?

Die gibt es natürlich nicht.

Die Natur ist ein Kreislaufsystem. Alles wird wiederverwertet. Fossilierung ist ein Ausnahmetatbestand. Es ist ein Glücksfall, dass es überhaupt fossile Belege gibt.

Aber sie sind auch gar nicht notwendig, um die Evolution zu belegen. Sie sind das Sahnehäubchen.

Wir können heute mittels der Genetik viel bessere Einblicke in Abstammungslinien bekommen.

Es ist ein Irrglaube, dass wir Fossilien brauchen, um Evolution zu verstehen.

Es ist außerdem ein grundlegender Verständnisfehler, anzunehmen, Evolution würde in Stufen ablaufen.

Evolutionäre Veränderungen sind immer nur minimalste Unterschiede von einer Generation zur nächsten. Diese sind selbst kaum wahrnehmbar. Erst in der Abfolge vieler kleinster Veränderungen über viele Generationen sind feststellbare phänotypische Unterschiede zu finden.


stine2412  25.10.2018, 18:47
Wir können heute mittels der Genetik viel bessere Einblicke in Abstammungslinien bekommen.

Das halte ich für ein Wunschdenken. Jedes Lebewesen, ob Mensch, Tier oder Pflanze hat eine DNA, die sich mehr oder weniger von einander unterscheidet. Deshalb sehen auch viele Human-Genetiker es ethisch nicht gerechtfertigt, an der DNA herumzuschnipseln.

Der Kohlrabi soll sogar Ähnlichkeit mit der menschlichen DNA haben. Könnte gefährlich werden!!!!!! Vielleicht meinst du ja das mit "viel bessere Einblicke"?

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realsausi2  26.10.2018, 00:39
@stine2412
Das halte ich für ein Wunschdenken.

Das ist kein Wunschdenken, sondern wissenschaftliche Praxis, die stattfindet.

Viele Zuordnungen, die in der Taxonomie gemacht wurden, konnten dadurch korrigiert werden.

Der Kohlrabi soll sogar Ähnlichkeit mit der menschlichen DNA haben.

Da alles Leben auf die gleiche Quelle zurückgeht, wäre es sonderbar, wenn wir keine Parallelen mit dem Kohlrabi hätten.

Da wir aber sogar unterschiedlichen Reichen angehören, sind die Gemeinsamkeiten eher gering.

Mit den Schimpansen aber teilen wir uns fast 100% der Gene. Hier sind die Unterschiede minimal.

Bessere Einblicke meint, dass die Erkenntnisse der Molekulargenentik sehr zuverlässig Abstammungslinien erkennen lassen. Viel besser als mit Fossilien können wir so über den Vergleich der DNA von zwei Proben den Grad der Verwandschaft zwischen ihnen erkennen.

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stine2412  26.10.2018, 21:21
@realsausi2

Natürlich sind Unterschiede in der DNA zu finden! Alle Lebewesen sind ja auch unterschiedlich und erfüllen einen bestimmten Zweck. Für mich ist es nur vernünftig anzunehmen, dass Gott als Schöpfer der DNA auch die Unterschiedlichkeit der Lebewesen an dieser vorgenommen hat. Warum sollte er diesen Erbstrang millionenfach neu erschaffen?

Diese Genialität der verschiedenen Lebewesen können nicht durch Zufall entstanden sein, das beweist schon das Vorhandensein der DNA.

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Wenn sich alles "aus Grundformen" des Lebens weiterentwickelt hat, wo
sind dann die Funde (z. B. Knochenfunde), die wirklich ALLE einzelnen
Zwischenstufen der Evolution aufzeigen?

Es gibt 2 möglichkeiten , endweder diese Zwischenstufen wurden so gut konserviert , dass sie von Menschen entdeckt werden konnten , oder sie sind über millionen von Jahren in ihre Bestandteile zerfallen.

Man benötigt außerdem nicht alle Zwischenstufen um zu beweisen , dass die ET darüber korrekte Aussagen macht , man benötigt nur genug um eine Aussage treffen zu können.

Zu denken das man nach mehreren Millionen von Jahren eine lückenlose Aufklärung des Werdegangs der Menschen macht , ist absolut absurd.

Die Geschichte ist voll davon, aber immer wenn wir eine Zwischenstufe finden die nicht die eine und nicht die andere Art ist, sondern was in der Mitte bekommt die einen neuen Namen und wird eingereiht... und - au weia! - aus einer Lücke werden plötzlich zwei. Aber wir wissen trotzdem mehr als vorher.

Wenn es Jesus und Maria und Josef wirklich gab, wo sind die vollständigen Skelette, die das aufzeigen?

Es sind viele "Zwischenstufen", oder besser Mosaikformen, bekannt, jedenfalls genug, um sich ein einigermaßen klares Bild von der Geschichte und Entwicklung des Lebens auf der Erde zu machen, und jedes Jahr kommen welche dazu.

Der Fossilbericht wird aber stets Lücken haben, da der Großteil der Spezies gar keine oder nur sehr geringe Chancen hat, fossile Überreste zu hinterlassen, nur ein Teil der Fossilien nicht durch Verwitterung und tektonische Bewegungen zerstört wird und in für uns Menschen zugänglichen Schichten liegt, und nur ein Teil der gefundenen Fossilien zeitnah wissenschaftlich beschrieben wird, während zahllose Stücke erstmal in die Archive von Museen, Universitäten und Privatsammlern wandern, um dann möglicherweise Jahrzehnte später erneut "ausgegraben" zu werden.

Die Forderung nach Fossilfunden jeder einzelnen Spezies, die jemals existiert hat, ist also einfach nur utopisch.