Wirtschaft zu Zeiten des Sturm und Drang´s

1 Antwort

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Die Dampfmaschinen waren noch nicht wichtig (in Deutschland!)

Die eigentliche Industrialisierung setzt in Deutschland erst nach dem Wiener Kongress und Ende Napoleons ein, obwohl sie in Frankreich bereits begonnen hatte und Grossbritannien durch und durch industrialisiert war. Fast einzige Ausnahme ist ein Gebiet um das heutige Wuppertal (Elberfeld-Barmen).

Wirtschaftlich wird für diese Zeit meist nicht viel Veränderung voraus gesetzt. Jedenfalls keine sichtbare und dramatische. Deutschland war wirtschaftlich seit dem 30-jährigen Krieg geschwächt und zurückgeblieben. Es war vorrangig ein Exportgebiet für die britische Industrie. Wer mehr importiert als er exportiert, verliert natürlich bei dem Geschäft, ja? Und das ist wichtig für die wirtschaftliche Lage der Zeit, da so Entwicklung nicht möglich war. Denn in wirtschaftliche Entwicklung muss investiert werden.

Allerdings bewirkte die napoleonische Kontinentalsperre, dass diese Importe zurück gingen (nur Schmuggel war noch mnöglich) und die inländische Produktion voran kam. Damit bildete sich auch Kapital (also die Ersparnisse wohlhabender Privatleute, die sie für Investitionen zurücklegen konnten). Das war zuerst mal eher unauffälliges Handwerk, Verlagswesen und Kleinindustrie.

Ausserdem bestand immer noch das mittelalterliche Zunftsystem, das Zugänge zu Berufen und Gewerben für jeden behinderte, der nicht per familiärer Herkunft zur Zunft gehörte. Für die Industrialisierung war das ein grosses Hemmnis.

In manchen Gebieten Deutschlands - vor allem im Osten jenseits der Elbe und gar der Oder-Neisse in Preussen, bestand noch Leibeigenschaft, etwa genau so wie im Mittelalter, während in besonders fortschrittlichen Gebieten, z.B. in Westfalen, diese bereits vollkommen abgeschafft war. Diese Gebiete waren auch wirtschaftlich am fortgeschrittensten, weil mehr Geld im Umlauf war.

Das Stichwort für die Zeit ist eben in erster Linie das Fortdauern von Jahrhunderte alten Strukturen, die in die Zeit (soweit man in GB und F Neues sah) nicht passten und den Fortschritt, den sich manche ungeduldig wünschten, behinderten.

Auf der anderen Seite war dadurch eine gewisse soziale Stabilität und Sicherheit. Denn die garantierten die alten Strukturen ja auch. Ein Handwerker war durch die Zunftbeschränkungen z.B. vor dem Abrutschen in die Armut eines Industriearbeiter-Daseins geschützt!

Das politische und Herrschaftssystem war seit ca. 1750 stabil. Auch an den Grenzen änderte sich nach dem Siebenjährigen Krieg und den Polnischen Teilungen nicht viel.

Weiter solltest Du nach dem Stichwort Französische Revolution, Absolutismus, Napoleon suchen.

Damit hängt zusammen, dass Bürger, also wohlhabende Leute, die nicht von Adel waren, unzufrieden wurden, weil sie politisch "entmündigt" waren und alleinherrschende Monarchen und Adelige alles in der Hand hatten. Deren Entscheidungen waren natürlich ausschliesslich günstig für ihre Interessen.

Diese Unzufriedenheit der Bürger wurde durch die Revolution in Frankreich ermutigt.

Die bekannten Autoren des Sturm und Drang schrieben nicht mehr in erster Linie für Adelige, sondern für dieses Bürgertum, denn das waren viel mehr Leser und die meisten von ihnen entstammten selbst dieser Schicht.


Horsefan007 
Beitragsersteller
 22.05.2012, 19:47

oh WOW!! Vielen lieben Danke für deine Antwort! SIe ist super ausführlich, gut erklärt und informativ!! Danke danke danke!!! Ich Computerspezialist /ironic/ ,find den "als hilfreichste Antwort Auszeichnen"-Button grad nicht, aber ich denke, es liegt daran, dass Du der erste und bislang einzige bist, der geantwortet hat. =) Fühl dich als super-hilfreicher Antwort-Geber, ja? ;-) Vielen Dank nochmal!!

derdorfbengel  22.05.2012, 22:14
@Horsefan007

Danke für das Angebot.

Ein Tip: ich wollte auch schon mal eine HA auszeichnen, wo mir nur einer geantwortet hatte. Man muss einfach nur eine eigene Antwort (ja, auf die eigene Frage!) geben und schon sind zweie da und man kann auszeichnen.

Musst Du aber nicht machen;-)