Wird es Psychologen oder Therapeuten eigentlich auch mal langweilig?

9 Antworten

Wird es Psychologen oder Therapeuten eigentlich auch mal langweilig?

Immer wieder interessant zu lesen/ sehen, wieviele "Möchtegernpsychologen" hier Zeit finden, zu antworten. Denn seien wir mal ehrlich: nur ein Psychologe oder Therapeut KANN diese Frage beantworten, andre stecken da nicht drin. Also wenn Ihr alle Psychologen/Therapeuten seit, wundert michs nicht, dass man ne Ewigkeit auf nen Therapieplatz warten muss! :/ Hätte nicht gedacht, dass diese Berufsgruppe ihre Zeit bei GF vertrödelt!

Zu Dir, Maria: Spreche Deine Therapeutin drauf an, denn sie weiß es am besten, da sie EINDEUTIG und REAL in diesem Beruf arbeitet und sich sicher hier nicht als "Möchtegernpsychologin" aufspielt ;)...

Natürlich langweilen sich Therapeuten auch schon mal. Allerdings gehen sie anders damit um als Amateure. Sie schauen nach, ob es mit ihnen etwas zu tun hat. Falls nicht, werten sie ihre Langeweile als Indikation für etwas, das im Patienten vorgeht. (Gegenübertragung). Und sie fragen sich: was vermeidet der Patient? (Meistens Wut)  Was will er mir wirklich sagen?
 Oder natürlich  auch: was vermeide ich? Das ist dann Thema für eine Supervision.

Meistens steht halt hinter der Langeweile eine gewisse therapeutische Bedeutung. Man fragt sich dann: was geht jetzt hier gerade ab?

Was langweilig ist, ist, wenn der/die Patient/in ständig *über* etwas redet ohne aber die dazugehörigen Gefühle zu haben. Das ist gelehrtes Geschwätz - mindfucking genannt - bringt die Therapie überhaupt nicht weiter und ist in der Tat entsetzlich langweilig.

Allerdings ist es dann Aufgabe des Therapeuten, gegen diese Langeweile etwas zu tun. Indem er/sie versucht, den/die Patientin vom Gelaber abzubringen. "Wie geht es Ihnen jetzt, wo Sie das jetzt erzählen? Was fühlen Sie gerade?" Es kommt immer auf die Wahrnehmung dessen an, was gerade ist. Und nicht tolle Stories aus der Vergangenheit zu erzählen.

LOL – Ja! Aber so was von!

Doch Psychologen sind auch nur Menschen und wenn man in der vergangenen Woche zu 100sten Mal dieselbe Geschichte gehört hat und zum 100sten Mal dieselbe Antwort gegeben hat, wird es auch dem geduldigsten und engagiertesten Psycho-Klempner "etwas" langweilig bis nervig.

Aber das schöne ist, als Patient kann einem das ganz gepflegt am Allerwertesten vorbei gehen, denn der Heini dort wird schließlich dafür bezahlt und zwar richtig gut.

Daher sollte es Dich nicht kümmern, was der oder die selbst für Probleme hat. Lass einfach raus, was Dir auf der Seele brennt. Es ist Deine Show und Du bist der Star, dem man zuhören muss. Du brauchst Mitgefühl und Hilfe und nicht der Seelen-Doktor.

Der geht einmal die Woche zur Supervision und k0tzt sich da dann aus. Und jetzt rate mal, wie es seinem Supervisions-Leiter geht? Richtig, auch der/die ist oft gelangweilt, weil der 100ste Klapsen-Doc zum 100sten Mal über seine Patienten jammert.

Ist doch zum Brüllen komisch, oder?  (:-D

Wir sind alle nur Menschen und haben unsere menschlichen Schwächen. Einige haben gelernt damit umzugehen, Andere nicht. Manche gehen zum Psychiater/Psychologen und die wiederum zur Supervision. Aber auch die Supervisions-Leiter haben selbst Supervisions-Leiter, damit niemand vor lauter Langeweile oder Frust aus dem Kellerfenster hüpft.

Also, keine Sorge! Du bist immer noch in guten Händen. Ich kenn mich da ein "wenig" aus. ;)

Sind auch nur Menschen, sollten sie aber nicht zeigen das sie sich langweilen.

Kannte eine Psychologin die hatte tränen in den Augen und fing an zu weinen, sowas geht gar nicht.


Tamtamy  09.11.2016, 10:59

Warum soll das nicht gehen? Ist dir Fassade lieber?
Man müsste natürlich die näheren Umstände kennen, um sagen zu können, ob es von ihr unprofessionell war, an diesem Tag zu arbeiten, oder ob sie hätte einschätzen können, dass sie nicht dazu in der Lage ist.
Manchmal kommen Therapeuten auch Tränen aus Mitgefühl - es sind mitunter hammerharte Geschichten, die da zur Sprache kommen und an Gefühlen rühren.

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Kitharea  09.11.2016, 11:01

Mir ist es lieber sie ist wie sie ist - auch wenn sie selbst mal Mitgefühl zeigt. Ist doch eigentlich das, was uns allen fehlt irgendwo - Mensch sein mit allen Facetten.

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Miete187  09.11.2016, 11:17
@Kitharea

Gut ihr habt recht, für mich ist sowas unerwartet und nicht schön/hilfreich.

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MarkusGenervt  09.11.2016, 11:19

Kannte eine Psychologin die hatte tränen in den Augen und fing an zu weinen, sowas geht gar nicht.

Ist Dir denn niemals durch den Kopf gegangen, dass Psychiater auch ein Leben haben und eine Seele?

Ich hatte mal einen Freund, der war Psychiater. Irgendwann ist er ausgerastet, weil er selbst nicht mehr lange zu leben hatte und ständig nur mit Suizidalen zu tun hatte. Er ist schon lange tot, aber seine pikierten Patienten leben immer noch.

Noch Fragen?

Ein winzig kleines bisschen Empathie und die Welt ist plötzlich gar nicht mehr so klein und grau.

Jeder von uns hat seine Last zu tragen.

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Miete187  09.11.2016, 11:25
@MarkusGenervt

Naja Job ist Job...wenn am Unfallort der Arzt der mit das Bein amputiert um mich aus dem Auto zu bekommen, weint und schreit oh mein Gott was muss ich hier tun....wäre ich auch etwas irritiert....:-)

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Könnte ich nicht behaupten. Es gibt so viele Leute mit jeder Menge psychischer Probleme und da sind sicher keine zwei Fälle identisch. Warum also sollte da jemandem langweilig werden?