Wieso werden bei der Psychoanalyse immer Klient/innen gezeigt, die auf der Couch liegen?

8 Antworten

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Wenn man es positiv sieht:

Es soll entspannen, gleichzeitig sitzt der Therapeut hinter de Kopf des Patienten, so dass kein Blickkontakt herrscht. Der Patient ist mehr bei sich selbst und kann/ muss nicht auf Reaktionen oder Signale des Gegenübers reagieren.

Wenn man es kritisch sieht:

Liegen ist eine sehr viel "schwächere" Position als sitzen oder stehen. Nicht nur ist eine tatsächliche Flucht schwieriger, auch eine "kontrollierte" oder gar würdevolle Körperhaltung ist kaum möglich. Außerdem hat der Therapeut den Patienten die ganze Zeit fest im Blick, während der ihn nur als körperlose Stimme wahrnehmen kann. Daher fühlen sich Patienten nicht selten hilflos, machtlos und ausgeliefert, was der wohlmeinende Therapeut natürlich nur dazu nutzt, seelische Verletzungen aus der Kindheit, v.a. durch die böse Mutter, aufzuarbeiten.

Bestimmt empfand Herr Freud diese Machtposition als unglaublich befriedigend...


tensoriamu  03.09.2023, 11:30

schöne Sichtweise

das war mal. Das ist heutzutage aber Kino.

Der GEdanke war, dass man dann entspannt war. Und dass der Analytiker nicht viel vom Patienten sah, lag an der veralteten Auffassung von Therapie.

Lustig fand ich es immer, wenn Bürgermeister Wöller (Um Himmels willen) bei der Therapeutin auf der Couch lag und nicht selten dabei einschlief. Sie merkte es dann, wenn er anfing zu schnarchen.

Es geht um die bequeme Haltung, die das Eintauchen in Erinnerungen begünstigen soll. Keine Ablenkung durch unbequeme Sitzposition. Darüber hinaus muss der Therapeut nicht angeguckr werden, nur seine Präsenz und Stimme sind maßgeblich. So ist ausgeschlossen, dass das Erscheinungsbild des Therapeuten irgendwas beim Patienten beeinflusst.

Eine zeitlang wurde das wirklich so gemacht. Ich meine, das geht auf Freud zurück. Warum man es nicht mehr macht, ist mir ein Rätsel.


ruhrgur  03.09.2023, 13:23

In der Psychoanalyse macht man es noch. Sitzen sich Therapeut und Patient gegenüber, so handelt es sich vermutlich eher um eine psychodynamische Therapie.

In der Psychoanalyse ist es notwendig, dass der Patient es möglichst bequem hat. Die Darstellung mit einem Sofa geht auf Freud zurück, sogar er selbst hat aber nie irgend eine spezielle Methode empfohlen, einzig, dass der Patient eine möglichst bequeme Haltung einnehmen kann.

Es ist wichtig, dass der Patient sich entspannen kann und den Therapeuten nicht in seinem Blickfeld hat. Die Haltung im Liegen, bspw. auch einem Sofa, wird von vielen Therapeuten hierfür als am effektivsten angesehen (vgl. Myers, Psychologie, 3. Aufl., S. 705).

Die klassische Therapie mit Blickkontakt ist die psychodynamische Therapie. Da der Patient und Therapeut sich hier gegenseitig austauschen, sitzt man sich meist gegenüber. Auch hier ist aber keine spezielle Haltung vorgeschrieben oder wirklich notwendig, um einen Therapieerfolg herbeizuführen.

LG