Wieso verwandelt Jesus Wasser zu Wein, wenn es Sünde ist?

19 Antworten

Damals war Wasser in der Lebenswelt Jesu nicht immer keimfrei. Alkoholisches hingegen war nicht belastet. Somit war es sicherer Wein als Wasser zu trinken.

Es kommt ja auch auf die Dosis an. Zu einem festlchen Anlass mit einem guten Glas anzustoßen war noch nie verwerflich. Problematisch wird es erst, wenn gesoffen wird. Verdünnter Wein ist auch heute noch in vielen Ländern üblich, sogar für Kinder.

Hinzu kommt, dass auf viele Menschen Alkohol enthemmend wirkt. Die finden nicht das rechte Maß beim Trinken. Daher ist es für sie besser Alkohol generell zu meiden. Gerade Speisegesetze sind oft eine Form der "Notwehr", die die Verantwortlichen ergreifen. Wenn es die Mitglieder der Gemeinde nicht selbstständig hinbekommen, dann macht man halt ein Gesetz davon.

Ähnlich ist auch das Schweinefleischverbot im Islam entstanden. Im ursprünglichen Verbreitungsgebiet des Islams ist Schweinefleisch bei Hitze ein echtes Gesundheitsrisiko. Da zogen die Verantwortlichen auch die Reißleine und erliesten es.


Isaa99 
Beitragsersteller
 03.08.2022, 07:45
Zu einem festlchen Anlass mit einem guten Glas anzustoßen war noch nie verwerflich. Problematisch wird es erst, wenn gesoffen wird. 

Genau das ist ja meine Frage: Bei dem Fest wurde nicht mit einem kleinen Glas Wein "angestoßen", sondern so viel, dass die Leute schon besoffen waren (Johannes 2:10). Daraufhin hat Jesus noch mehr Wein zum Berauschen bereit gestellt. Daraufhin stellt sich mir die Frage: Wieso? Wenn "besaufen" doch eine Sünde ist? Oder ist es (konträr zur christlichen Kultur) bei bestimmten Gelegenheiten nicht?

Realisti  03.08.2022, 08:43
@Isaa99

Der Begriff "Sünde" ist doch sehr schwammig und dehnbar. Meistens ist seine Auslegung ein Spiegel seiner Zeit. Und die Bibel ist von Menschenhand aufgeschrieben worden. Die Autoren und Übersetzer werden bewußt oder unbewußt ihre Grundhaltung zum Thema haben einfließen lassen. Ferner wandeln sich Begrifflichkeiten mit den Jahren. Und die Bibel ist reichlich hin- und herübersetzt worden, mal abgesehen davon, dass die Texte mind. 2.000 Jahre alt sind. Jesus sprach aramäisch. Also ich verstehe die Sprache nicht und kenne nur die modernen Übersetzungen der Bibel ins Deutsche. Und ob ich die gleiche Werteskala, Horizont oder Lebensrealität wie ein Jude aus dem Israel von vor 2.000 Jahre (das alte Testament ist ja noch älter) habe, bezweifle ich doch sehr.

Sicher gibt es Teile, wie z. B. die 12 Gebote die sowas wie eine Dauergültigkeit haben. Allerdings gibt es Teile in der Bibel, da komme ich ins Grübeln. Denk doch nur mal an die Altersangaben der frühen Protagonisten und die vielen Widersprüche zwischen Altem und Neuem Testament. Ich denke nicht, dass man die Bibel in allen Teilen 100 %ig wörtlich nehmen sollte. Was ihren Wert nicht nennenswert schmälert.

Da Jesus KEIN Muslim war, musste er sich keine Gedanken machen, ob das verboten ist oder nicht. Ich finde den Jesus dieser Geschichte sehr sympathisch, da er eben nicht so knöchern und moralinsauer ist wie manche seiner heutigen Nachfolger. Die Welt war für ihn eben kein Jammertal und man durfte es sich gut gehen lassen,

Außerdem steht es nirgendwo in den 10 Geboten, dass man keinen Alkohol trinken darf. Er war auf einer Hochzeitsfeier Gast und hat dem Gastgeber, der offensichtlich zu wenig Wein gekauft hatte, aus der Verlegenheit geholfen. Ich fand das nett.

Ja, das ist die Sache mit dem Lesen können oder nicht.

Wer lesen kann, der sieht, dass es um Trunkenheit, also ein ÜBERMASS geht und nicht um ein bloßes Trinken.

Das ist wie im Koran, wo die eine Sure sagt, man solle nicht angetrunken zum Gebet kommen - die andere Sure aber den Alkohol schon als solchen verbietet.

Nur, wer sich auskennt und lesen und schreiben kann, der kann die ganze Bibel lesen. Da steht nämlich schon für die Juden geschrieben, wenn der Weg zu weit ist für die Abgabe des Zehnten im Tempel, dann sollen sie ihren Zehnten verkaufen und SICH kaufen, was immer sie wollen - auch Rauschtrank.

24 Wenn aber der Weg zu weit für dich ist, dass du es nicht hinbringen kannst, weil die Stätte für dich zu fern ist, die der HERR, dein Gott, erwählen wird, um seinen Namen dort hinzulegen, wenn der HERR, dein Gott, dich segnet,
...
26 Und gib das Geld für alles, was deine Seele begehrt, für Rinder und Schafe, für Wein und Rauschtrank und für alles, was deine Seele wünscht! Und iss dort vor dem HERRN, deinem Gott, und freue dich, du und dein Haus! 5M14

Von Trunkenheit liest man in dem Bericht über die Hochzeit zu Kana aber nichts. Das wäre eine Unterstellung...

Es geht darum, dass es peinlich für den Gastgeber gewesen wäre, wenn der Wein ausgegangen wäre. Vielleicht wurde zu knapp kalkuliert oder Wein fehlte aus anderen Gründen. Das wäre aber Spekulation.

Spekulation ist aber auch, Trunkenheit zu unterstellen! Man kann auch Wein trinken, ohne betrunken zu werden. Vielleicht hat sich die Zahl der Gäste plötzlich erhöht, was gestiegenen Weinverbrauch hätte auslösen können. Aber darum geht es in dem Bericht nicht...

Dieses Ereignis könnte vielmehr eine Vorausschau auf das 1000jährige Friedensreich des Messias sein (vgl. Jesaja 2 und 11; Offenbarung 20,1-6 usw.).

Der Kontext wird z. B. hier recht gut erklärt: https://www.bibelstudium.de/articles/4199/aus-wasser-wird-wein.html

Ein Absatz daraus:

  • "In Kana vollbringt der Herr Jesus sein erstes Wunder: Er macht aus Wasser guten Wein. Wir müssen das Wort Gottes, von dem das Wasser ein Bild ist, reichlich in uns wohnen lassen. Dann wird auch unsere Freude, von der der Wein ein Bild ist, überströmend sein. Wenn der Herr uns segnet und uns Freude schenkt, dann macht das seine Herrlichkeit groß."

Isaa99 
Beitragsersteller
 03.08.2022, 07:52

In Johannes 2:10 steht doch, dass die Hochzeitgäste schon betrunken waren:

(Speisemeister) "Jeder bietet doch zuerst den besten Wein an. Und erst später, wenn die Gäste schon betrunken sind, kommt der billigere Wein auf den Tisch. Aber du hast den besten Wein bis jetzt zurückgehalten!"

Wenn die Gäste nicht schon betrunken wären, hätte es ja kein Problem gegeben: Sie könnten den tollen Wein von Jesus mit vollem Bewusstsein genießen und wertschätzen. Konnten sie aber nicht, weil sie schon betrunken waren und der Speisemeister fand das schade.

Und obendrein gibt Jesus den berauschten Menschen sogar noch mehr Wein. Das verwirrt mich - da es ja unter Christen die Norm ist sich niemals zu betrinken. Ist es keine Sünde ab und zu bei Festlichkeiten betrunken zu sein, so wie bei der Hochzeit in Kana?

chrisbyrd  03.08.2022, 10:38
@Isaa99

Johannes 2,10 sagt nicht direkt, dass die Gäste auf der Hochzeit schon betrunken waren. Es wird nur eine generelle Aussage wiedergegeben:

  • "Jedermann setzt zuerst den guten Wein vor, und dann, wenn sie trunken geworden sind, den geringeren; du aber hast den guten Wein bis jetzt behalten!"

Der Kontext ist, dass der neue Wein viel leckerer als der alte ist. Das war eigenartig, denn die normale Reihenfolge war umgekehrt: Erst den guten Wein vorsetzen und danach (falls noch Bedarf bestehen sollte) den schlechteren.

Auch hier ist es wieder eine spannende Vorausschau auf die Möglichkeiten Jesu, Wunder zu tun (als Schöpfer für Ihn auch kein Problem) und auf die Segnungen im zukünftigen messianischen Reich, dem Friedensreich des Messias Jesus Christus.

Jesus hat nicht nur Wasser in Wein verwandelt, sondern es in einen sehr guten Wein verwandelt, dass der Speisemeister der Bräutigam fragen lässt, warum er den guten Wein aufgespart hat für einen Zeitpunkt, wo ein Großteil der Gäste schon angetrunken ist.

Eine Hochzeitsfeier ist für ein Paar ein einmaliges Fest, das über mehrere Tage ging. Es ist ein Fest, was die ganze Gemeinde feiert. Wenn der Wein zu Ende gegangen wäre, hätte es das Ende der Feier bedeutet. In diesem Fall hat Jesus eingegriffen.

Gott schenkt Freude in Fülle.

Alkohol ist für Christen erlaubt. Aber es gilt zumindest vorsichtig zu sein, dass man im angetrunkenen Zustand niemanden gefährdet. Wer am nächsten Tag nicht mehr weiß, was passiert ist, hat es übertrieben. Diesen Zustand sollte man meiden.

Wenn heute gefeiert wird, dann ist es oft genug das Ziel, diesen Zustand zu erreichen, weil man das Leben so kaum ertragen kann. Und das geschieht dann nicht nur einmal bei einer Hochzeitsfeier, sondern wöchentlich oder täglich.

Mal betrunken sein, ist kein Problem. Und ich kenne eine Reihe von Menschen, denen ein einmaliger "Ausflug" in diesen Zustand gereicht hat, die aber immer noch gerne mal ein Glas Wein trinken.

Aber ich kenne ebenso Menschen, denen der Alkohol zum Problem geworden ist.