Wieso sind die Leute so komisch und unfreundlich?

8 Antworten

Früher gab es weniger Einwohner, Nachbarn, die jeder kannte. Heutzutage ist alles viel anonymer als damals. Man kennt kaum noch die Menschen, die im gleichen Haus wohnen oder weiß nicht, wenn sie einem begegnen, ob sie auch hier wohnen.

Viele Menschen sind gleichgültig anderen gegenüber geworden. Als ich hier einzog, hatte ich eine große Menge schwerer Kartons zum Haus hochzutragen. Mir begegneten viele junge Leute, viele stark aussehende Männer. Keiner half mir, bis eine alte Dame aus dem Haus ging, mich bemerkte und freundlich und spontan ihre Hilfe anbot! Das hatte mich sehr verdattert! Musste erst so eine alte Frau kommen und freundlich sein, nachdem viele andere mehr als gleichgültig an mir vorüber gingen! Diese Menschen denken, schnell vorbeilaufen, sie könnte mich ja ansprechen...

Zu der missachtenden Mehrzahl will ich nicht gehören, bin auch immer freundlich zu allen, grüße auch immer. Sogar den Männern halte ich die Haustür auf, wenn sie beladen sind, denn darüber würde ich mich ja auch freuen! Wenn sie sich bedanken, sage ich immer: Ich bin auch Kavalier! Lach.

Hallo!

Dass deine Oma das so empfindet dürfte daran liegen, dass sie aus einer anderen Generation und einer anderen Zeit stammt. 

In unserem Alltag, in dem ein betont schnippisches Verhalten mitunter als "cool" und "jugendlich" definiert wird & in dem man immer öfter das realisiert,w as man als "Ellenbogenwelt" bezeichnet, wirkt die eher herzliche, gemütliche und entschleunigende Art von Leuten, die etwa in den 90ern in Rente gingen & einen gänzlich anderen Umgangston kennen, eben so "nett und kameradschaftlich". Ich will die Welt nicht schwärzer malen als sie ist, da die meisten auch heute wissen wie man sich aufführt, aber manchmal denkt man sich schon, ob da jmd. Frost im Kopf hat oder mit Lichtgeschwindigkeit durch seine Kinderstube rauschte - wenn er denn eine hatte.

"Coole" Eltern legen oft weniger Wert drauf, dass ihre Kiddies eine gewisse Form von Höflichkeit, Respekt, Zuverlässigkeit oder Freundlichkeit beherrschen, und geben es ihnen garnicht mehr mit.. was die Schule dann auch nciht mehr ganz ausbessern kann, zumal Kindererziehung nicht vorrangig deren Aufgabe ist. Das ist jetzt beinahe ein ethisches Problem das eine eigene Frage wert wäre (ich glaube, ich stelle sogar mal 'ne Frage zu diesem Thema.. müsste im Sommer 2016 gewesen sein), aber ich behaupte mal, dass die Kinder von heute 'ne andere Form der Erziehung "genießen" als wir (bin ein 1990er) damals noch & das sicherlich auch dazu beiträgt. 

Außerdem liegt es an der Gesellschaft: Manche bezeichnen diese herzliche Art von älteren Menschen bisweilen sogar auch als unzeitgemäß oder nervig... was mir sehr zu denken gibt. An einem bisschen Freundlichkeit ist noch keiner gestorben & das ist meine Maxime -----> vllt. erklärt es der Umstand, dass ich bei meinem Opa aufwuchs, der mir seine Werte 1:1 weiter vermittelte. 

Es gibt durchaus auch Menschen, die mit meiner "Freundlichkeit" ein Problem haben und sich dadurch teilweise an die eigene Vergangenheit zurückerinnern, die sie sich zum Teufel wünschen weil sie mit den 80ern/90ern nicht grad schöne Dinge verbinden. Eine Frau von ca. 40 Jahren sagte mir das vor einigen MOnaten sogar ganz direkt -----> sie meine es nicht persönlich, aber ich würde sie so sehr an ihren Vater und ihren Onkel erinnern mit denen sie nie klarkam sowie an den Umgangston der 90er und ihren spießigen Ausbilder, dass sie mit mir einfach nicht kann. Sie selbst ist übrigens eine von denen, die nicht zimperlich mit anderen umgeht & gern mal den Mund zu voll nimmt... viele dieser Generation, die heute zwischen 30-50 sind (das sind meist die, die mir durch ein solches Verhalten auffallen), sich mit ihrem "coolen" Auftritt auch den vllt. trutschig-gemütlichen "ach Gott nee"-Habitus ihrer ELtern/Onkels/Omas usw. ablegen wollen bzw. kontern wollen. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo in der Mitte.

Ich denke, dass das in etwa zeigt, wie sehr die Anschauung "älterer Leute" von der, die die Mehrheit der jungen Menschen heute pflegen, variiert... 

Aber wie gesagt ------> mit dem Hut in der Hand kommt man durchs Land & an einem bisschen Freundlichkeit ist noch keiner gestorben :) Und selbst wenn man Kritiker hat, es Leute gibt die das nicht kapieren wollen/können oder einen für altmodisch halten... so what?! Es muss nicht immer "soooo cool und schnippisch" zugehen :)

Früher gab es noch mehr gemeinsame Werte und Normen. Heut gibt es viel weniger gemeinsame Werte. Ich z.B. hasse die Duzerei unter Fremden, ich finde das respektlos (im RL, im Netz stört es mich auch nicht). Im Studium habe ich Komilitonen noch geduzt (es ist halt Brauch, da muss ich nicht blöd tun), aber heute duzt mich auch mein Bankberater (bis ich ihn bitte, das zu lassen und er total verdattert ist). Und das ist n supernetter hochkompetenter Typ, der es ganz ganz sicher nicht böse gemeint hat. Anders rum kommt sich n handfester Handwerker oder so bestimmt total blöd vor, wenn ich ihn sieze. Und hält mich für unfreundlich.

Das zweite Ding ist die Erziehung. Erstens hat man die heute nimmer so wie früher, es müssen ja eigentlich beide Eltern arbeiten. Zweitens hatte ich (Jahrgang '85) den Eindruck, dass schon die Kiddies, die 7 - 10 Jahre jünger sind als ich weniger zu "benimm Dich" erzogen wurden, als zu "lote Deine Grenzen aus und nimm Dir dreist, was Du kannst".

Drittens finde ich es fragwürdig, dass die Gesellschaft vorlebt, dass die Einzelperson mit Ellenbogen Erfolg haben kann. Das stimmt zwar eigentlich nur halb, weil ohne gutes Netzwerk geht gar nix, aber gerade die nichtreflektiven Leute glauben das halt und meinen, es wäre vorteilhaft nur "ihr Ding" durchzuziehen.

Die Soziologie sagt außerdem, dass wir umso rücksichtsloser werden, je besser es uns geht. Und so gut wie heute (bzw. vor 10 Jahren) ging es uns noch nie! Angeblich soll sich der Mensch mehr zum Rudeltier entwickeln, wenn er Probleme hat (also z.B. in ner Versorgungsknappheit, in nem Krieg oder so)...

Btw, ich helfe auch gerne beim Sachen hochtragen und halte immer Türen auf, gerade die Alten haben es aber mitunter persönlich genommen, wenn ich ihnen meinen Platz im Bus/Zug angeboten habe oder Hilfe beim Tragen. Vll weil sie dachten, dass ich sie für gebrechlich halte. Ist ja auch so, aber ist ja nicht böse gemeint. Und ich will ja niemand erzürnen, der mir nix getan hat. Deswegen habe ich mir das auch relativ abgewöhnt...

Zu Zeiten deiner Oma durften Kinder auch noch legal verprügelt werden wenn sie unfreundlich waren. Und in der Schule gab es die Rute auf den Hintern und die Hände. Was glaubst du, wie freundlich du plötzlich wärst wenn du so erzogen wurdest ;)?

Es war sogar üblich, dass Fremde jüngere Leute auf der Straße eine runterhauen durften ohne angezeigt zu werden, wenn ihnen wer blöd kam. Stell dir das mal heute vor.

Damals war einfach alles viel strenger und es herrschte ein enormer sozialer Druck, sich völlig angepasst und unauffällig zu verhalten.

Heute gibt es den selben Druck zum Punkt Aussehen, Gewicht, Sport und Ernährung. Die Kultur hat sich also verändert. Dafür ist Höflichkeit nicht mehr so wichtig wie Schlanksein. 

Das Phänomen heißt Wertewandel.

Ich empfinde das nicht so, das die Menschen komisch und unfreundlich sind. Nein!
Erstens kann man das sowieso nicht verallgemeinern und zweitens, wenn Du einem Menschen freundlich ansprichst, dann wird er auch freundlich zu dir sein und umgekehrt ist es genau so (gibt natürlich Ausnahmen).