wieso scheiterte die weimarer republik?

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Ein paar Gründe:

  • Anders als in der BRD gab es breite gesellschaftliche Gruppen, die die parlamentarische Demokratie rundweg ablehnten (Monarchisten, Kommunisten und Nationalsozialisten).
  • Die Demokratie war im öffentlichen Bewusstsein mit dem Makel behaftet, von den "Novemberverbrechern" und den Siegern des Ersten Weltkriegs gemeinsam mit dem "Versailler Diktat" den Deutschen aufgezwungen worden zu sein, welches quer durch alle sozialen Gruppen auf Ablehnung stieß.
  • Zwei Wirtschaftskrisen erschütterten den Glauben an die Leistungsfähigkeit der Demokratie.
  • Der Art. 48 der Weimarer Verfassung erlaubte Notverordnungen, mit denen der Präsident das Parlament ignorieren konnte.
  • Aufgrund einer Vielzahl von Kleinparteien und steigenden Stimmanteilen für KPD und NSDAP wurde es immer schwieriger, eine regierungsfähige demokratische Mehrheit im Parlament zu finden; in der Folge wurde schon ab ca. 1930 ein zunehmend autoritärer, das Parlament ignorierender Politikstil gepflegt.
  • A. H. wurde unterschätzt; man dachte, als man ihn zum Kanzler machte und nur 2 NSDAP-Minister an die Seite stellte, könne man ihn entzaubern und es würde ihm ähnlich ergehen wie anderen kurz amtierenden, gescheiterten Kanzlern vor ihm.

Es gab sicherlich eine vielzahl von Gründen, die die Weimarer Republik scheitermn ließ. So waren fast alle Verwaltungen und deren Strukturen vom Kaiserreich übernommen worden und es fehlte das Demokratieverständnis, gerade auch beim Militär. Hinzu kam, dass die diversen politischen Richtungen nicht unter einen "Hut" zu bringen waren und man mehr die eigenen Interessen vertrat, als dem Gedanken einer demokratischen Entwicklung zu folgen. Neben den politischen traten auch vermehrt kirchliche Interessenkonflickte auf. Hohe Arbeitslosigkeit, Geldentwertung und das Aufkommen der NSDAP taten ihr Übriges dazu, dass die Republik letztlich scheiterte.

Gründe für das Scheitern der Weimarer Republik werden in jeder guten geschichtlichen Darstellung über die Weimarer Republik angegeben. Am besten ist es, mehrere Erklärungen und Deutungen zu vergleichen (aufgeführte Gründe und ihre Gewichtung).

Die Weimarer Republik ist nicht zwangsläufig gescheitert. Allerdings war sie erheblichen Belastungen ausgesetzt, die teils aus der Vergangenheit stammten, teils neu entstanden.

Zu ihrem Ende hat nicht allein ein einzelner Grund geführt, sondern eine Anzahl verschiedener Ursachen und ihr Zusammenwirken.

Von außen kommende Belastungen waren:

  • Versailler Vertrag: Deutschland verlor Gebiete, wurde zu hohen und langandauernden Reparationszahlungen verpflichtet und ihm wurde die Alleinschuld für den Ersten Weltkrieg zugeschrieben. Dies wurde von großen Teilen der Bevölkerung als Demütigung empfunden und löste Verbitterung und Wut aus, die eine Unterstützung radikaler nationalistischer Kräfte begünstigten. Die demokratischen Politiker, die den Vertrag aufgrund einer nicht von ihnen herbeigeführten Lage unterschrieben und grundsätzlich auch auf Zusammenarbeit und Verständigung mit anderen Staaten (ehemaligen Kriegsgegnern) setzten, um Bedingungen des Versailler Vertrags zu überwinden, hatten es schwer. Mit der „Dolchstoßlegende“, einer unzutreffenden Darstellung, das deutsche Heer sei im Weltkrieg „im Felde unbesiegt“ geblieben und habe erst durch oppositionelle „vaterlandslose“ Zivilisten aus der Heimat einen „Dolchstoß von hinten“ erhalten, wurden Revolutionäre im November 1918 („als Novemberverbrecher“ verleumdet) und Demokraten in einer Geschichtsfälschung als Schuldige abgestempelt und die Führungsschichten des Deutschen Kaiserreiches, vor allem die militärische Führung von ihrer Verantwortung entlastet und gerechtfertigt. Rechtsexterme Propaganda griff oft auf diese Legende zurück.

  • Weltwirtschaftskrise: Der Börseneinbruch 1929 führte zu einer schweren Weltwirtschaftskrise, die in Deutschland eine hohe Arbeitslosigkeit verursachte. Die bestehenden sozialen Sicherungssysteme hatten Mängel und waren mit einem ausreichenden Abfangen überfordert. Die schlimme Lage und die Angst vor sozialem Abstieg (auch die Inflation 1923 war noch stark in Erinnerung) untergruben das Vertrauen in das politische System.

Die Explosivwirkung entstand allerdings erst durch Verbindung mit anderen Belastungen:

  • starke Stellung von Führungskräften des Kaiserreiches in Verwaltung, Justiz, Militär (Reichswehr) und Wirtschaft

  • antidemokratische Denken: beträchtliche Teile der Bevölkerung, auch gerade der Eliten, hatten eine antidemokratische Einstellung. Sie lag sowohl an nachwirkenden Traditionen, Strukturen und Mentalitäten aus dem monarchistischen Obrigkeitsstaat als auch in neuen Weltanschauungen. Im Spektrum rechts außen gab es keine Bejahung der Demokratie. Antidemokratisches Denken und autoritäre Neigungen bestimmten erheblich die politische Kultur. Dazu gehörte eine sehr nationalistische Ideologie mit Massenmobilisierung im Zeichen einer „Volksgemeinschaft“, die stark von Erlebnissen des Ersten Weltkrieges geprägt war, als auch eine kommunistische Bewegung, die mit einer Spaltung der Arbeiterbewegung und einer Bekämpfung deren gemäßigter Teile (über lange Zeit als Hauptfeind) durch die Kommunisten verbunden war. Die Kommunisten und der Bolschewismus in der Sowjetunion waren für rechte Gruppierung geeignete Schreckgespenster, um eine Kommunistenfurcht zu ihren Gunsten auszunutzen.

  • Strukturschwächen der politischen Ordnung/Verfassung: Die Verfassung war wertneutral und manche Prinzipien(parlamentarisch, präsidial und direkt) durchmischt. Die Demokratie war nicht als in ihrer Grundordnung nicht abzuschaffen gesichert und Grundrechte konnten außer Kraft gesetzt werden. Ein direkt gewählter Reichspräsident hatte eine große Machtfülle (vor allem Artikel 25 Auflösung des Reichstags, Artikel 48 Notverordnungen und Artikel 52 Ernennung und Entlassung des Reichskanzlers). Wenn es im Parlament (Reichstag) keine handlungsfähige politische Mehrheit gab, konnte der Reichspräsident eine entscheidende Rolle spielen. Mit Paul vom Hindenburg war ein Person im Amt, die eher ein Ersatzmonarch war und kein Anhänger der Demokratie, außerdem hatten Gegner der Demokratie (Franz von Papen ist nur ein Beispiel) großen Einfluß auf ihn. Das Verhältniswahlrecht und das Fehlen einer 5%-Sperrklausel werden dagegen überschätzt. Die vielen kleinen Parteien waren Zeichen der Zersplitterung und Spaltung in Interessengruppen und politische Anschauungen sowie eines Mangels an klarer politischer Orientierung, hatten aber zusammengenommen kein allzu großes Gewicht.

  • Unterschätzung der NSDAP und ihrer Gefährlichkeit

  • Abbröckeln der Zusammenarbeit von Kräften der Mitte, in der Arbeitebewegung verwurzelten Sozialdemokraten und im Bürgertum verankerten Parteien (vor allem Zentrum [politischer Katholizismus] und Deutsche Demokratische Partei [DDP, liberal], zeitweise auch andere wie die Deutsche Volkspartei [DVP; rechtsliberal-konservativ). Durch zunehmenden Druck verengten sich die Handlungsspielräume, aber nur ein Zusammenwirken mit Bereitschaft zu Kompromissen konnte eine regierungsfähige Mehrheit, die für die Beibehaltung der Demokratie eintrat gewährleisten. Der Rückhalt nahm ab. Es gab in Parteien, die vor allem auf die bürgerliche Mitte ausgerichtet waren, eine Bewegung nach rechts, die auch mit Tendenzen in der Wählerschaft in Verbindung stand. Dies begünstigte angesichts einer zunehmende Schwierigkeit, eine regierungsfähige Mehrheit im Parlament zusammenzubringen, die Neigung zu eher autoritär regierenden Präsidialkabinetten.

Bereits von Geburt an fehlte der Weimarer Republik die Luft zum Atmen und es war nur eine Frage der Zeit, bis ihr letztlich die Puste ausging. Funktionale Schwächen der Verfassung, politische und wirtschaftliche Turbulenzen in den Anfangsjahren und natürlich der Schatten von Versailles verurteilten das demokratische Experiment von Weimar von Anfang an zum Scheitern - chancenlos führte der Weg stetig bergab, direkt in Hitlers Arme im Jahre 1933.


Lustus1918  05.04.2017, 21:21

Guter Versuch ;D

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Es gab viele Faktoren, einer war sicherlich, dass die Deutschen nicht reif waren für eine echte Demokratie (nach dem Motto: Sie fragen erst den Kaiser, ob sie eine Revolution machen dürfen).