Wieso ist Rache moralisch verwerflich?

10 Antworten

Hängt von den werten des jeweiligen ab ob es moralisch verwerflich ist.

Rache wird ja üblicherweise verübt wenn man selbst irgendwie geschädigt wurde.

Als moralische grundlage nehmen wir jetzt das Hinzufügen von leid.

Der täter hat nicht moralisch gehandelt. Da sind wir und einig.

Nun haben wir mehrere Handlungsmöglichkeiten die Schädigung auszugleichen. Denn darum geht es bei rache ja.

Wenn wir uns jetzt rächen handeln wir grundsätzlich auch gegen unsere moral weil wir leid dem anderen zufügen.

Deswegen braucht es mindestens eine gesonderte Begründung warum das nun Moral ist.

"der andere hat mir schaden zugefügt" ist keine ausreichende begründung. Denn dann währe ein 2. Racheakt gegen dich moralisch vom anderen gerechtfertigt. Er kann ja die gleiche begründung nutzen.

Somit haben wir 2 parteien die ständig rache verüben.

Ne andere begründung fällt mir dafür nicht ein. Welche alternativen hat man im handeln. z.b. Kann der andere den schaden wieder gut machen. Meist ist das möglich. z.b. In dem der schaden ersetzt wird. Oder arztkosten bezahlt werden.

Dies ist ein ausgleich welche kein weiteres leid zufügt. Deswegen eine Moralische alternative.

Perfekt ist diese natürlich nicht weil es noch grenzfälle gibt in denen man den schaden nicht mehr gut machen kann. (z.b. bei tötungsdelikten)

Hier ist dann eine anderweitige bestrafung gerechtfertigt. Rache lässt sich aber weiterhin nicht begründen. Ansonsten landet man in Blutfehden in denen sich gruppierungen gegenseitig die ganze zeit umbringen oder bekriegen.

Kurz: Rache vermindert nicht leid sondern verstärkt es. Deswegen ist es unmoralisch. Vorrausgesetzt man wertet nach dem grundsatz das weniger leid zufügen die Moralischer ist.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Aus interesse

Rache muss nicht immer moralisch verwerflich sein, es kommt darauf an wie weit / stark dein Sinn für Moral ausgeprägt ist (heißt nicht, dass eine weniger starke Ausprägung schlecht ist). Es gibt verschiedene Moralstufen (kannst ja mal Lawrence Kohlberg - Moralstufen googlen, da findest du eine relativ gute Erklärung) und auch je nach Mensch variiert natürlich das moralische, bzw nichtmoralische Handeln. Im Prinzip geht es bei Rache ja um das "Wie du mir, so ich dir" was im Grunde nichts schlechtes ist, doch man möchte doch normalerweise immer ein Stück besser und schlauer sein als der andere.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Huhu

Ich halte nicht viel von Vergeltung. Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass diese nur Unheil verursacht.

Menschen machen Fehler, diese sollten nicht mit einem Gegenschlag sondern mit Sanftmütigkeit behandelt werden....

Es ist schwer, aber man sollte verzeihen können.

Lg


Cirel  12.04.2019, 16:36

Es gibt aber Dinge, die nicht zu verzeihen sind.

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verreisterNutzer  12.04.2019, 18:44
@Cirel

ja, oft scheint es so und ich persönlich kann es verstehen, wenn man den Status der Anklage beibehalten will, also ein Nichtverzeihen.

ich bin mir ebenso sicher, dass man sich um eine einmalige Erfahrung bringt, wenn man den Weg des Verzeihens und auch Vergebens ausschlägt, das nämlich mag aussehen und sich anfühlen, als wenn man verloren hat und man ist ohnmächtig vor Wut und ein Teil von uns will immer wieder auftauchen und sagen „... nein das geht nicht, ... niemals verzeih ich oder vergebe ich ...“ und so weiter.

Exoten unter den Verzeihern und Vergebern sind die, die sagen „ich verzeih dir, aber vergessen kann ich das nicht.“ Damit nimmt er die Vergebung gleich wieder zurück. In dem Moment, in dem ich wahrhaftig verzeihe, löst sich etwas in mir, eine große Entlastung tritt ein, weil ich bis dato das Leid mitgetragen habe, bestimmt gehen Tränen und starke Emotionen mit einher und danach .... zieht Frieden nein, und das ist schwer, gar keine Frage. Aber dieser Prozess ist so wertvoll und einmalig, jeder der ihn erlebt hat, wird das sagen.

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wer sagt, dass es verwerflich ist?

ich denke, es ist wichtig zu verstehen, was da überhaupt passiert, wenn man sich im Rachestatus befindet. Ich denke auch, dass Rache für Menschen, die verletzt oder sonst irgendwie zu Schaden gekommen sind, nachvollziehbar und ebenso verständlich ist. Ob es richtig ist?

Wenn ich mich bei einem Menschen aufgrund eines Vorfalls etc. rächen möchte, stelle ich eine sehr starke Verbindung zu diesen Menschen her, ich verbinde mich quasi mit diesen Menschen, vielleicht so, dass jeder der beiden ein Ende eines dicken Tauss in der Hand hat welches beide miteinander verbindet. Natürlich handelt es sich hier um eine starke, negative Verbindung.

Ich kann diese Verbindung lösen, indem ich das eine Ende des Taus an diese Person zurückgebe. Damit bin ich frei. Und ich darf darauf trauen, dass dieser Mensch, - vielleicht nicht heute und auch vielleicht nicht morgen und auch vielleicht nicht für jeden erkennbar, aus dem Schaden, den er angerichtet hat, seine Konsequenz tragen muss. Das sind kosmische Gesetze, so wie es auch die Schwerkraft gibt, die ihre eigenen Gesetze hat und erfüllt.

Und hier kommt das Thema Vergeben ins Spiel, was sehr sehr sehr schwer ist, weil wir das nicht gelernt haben, uns schnell ablenken können, trösten können, Sachen anstauen, gewalttätig, aggressiv und ungerecht werden, .... oder eben auf Rache aus sind. Echtes Vergeben ist harte Arbeit, aber die Belohnung ist eine wunderbare. Es gibt nichts über echten tiefen inneren Frieden. Der Weg dahin ist weiß Gott nicht einfach, aber er lohnt sich 1000 mal.

So sehe ich das.

Es kommt immer darauf an, welches Moralsystem man zugrunde legt.
Üblicherweise wird in zivilisierten westlichen Gesellschaften eine Selbstjustiz untersagt und allein dem Staat die Strafverfolgung, bzw. Strafkompetenz zugestanden. - Ein wesentlicher Grund hierfür ist das Unterbinden von Ketten gewaltsamer Taten.


Brieftasche1982 
Beitragsersteller
 12.04.2019, 16:36

Die Rache darf ja ruhig vom Staat ausgehen.

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tevau  12.04.2019, 16:44
@Brieftasche1982

Der Staat kann nicht rächen, weil der Staat keine Gefühle hat. Nur Einzelpersonen können emotional gesteuert werden.

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FouLou  12.04.2019, 16:53
@Brieftasche1982

Rache kann nicht vom Staat ausgehen. Ausser der staat selbst ist der geschädigte. Der staat kann sicherlich als Ausführende gewalt im namen des Geschädigten rächen. Nur ist der Geschädigte dann immernoch derjenige der die rache verübt selbst wenn er diese nicht selbst verübt.

Und aus Rein Moralischer sicht macht dies kein unterschied ob der staat die rache verübt oder der geschädigte.

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mychrissie  13.04.2019, 11:50
@Brieftasche1982

Der Staat übt keine Rache, sondern versucht auf dem (leider oft vergeblichen) Weg durch Resozialisierung den gesellschaftlichen Frieden aufrecht zu erhalten.

Ein Richter, dem nachgewiesen werden könnte (was zugegeben natürlich schwierig ist), er wolle mit seinem Urteil nur Rache üben, könnte sofort für befangen erklärt werden.

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tevau  15.04.2019, 14:06
@FouLou
Der staat kann sicherlich als Ausführende gewalt im namen des Geschädigten rächen.

Hab ich nicht verstanden. A haut B eine rein. Wie soll B das mittels des Staates rächen?

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FouLou  15.04.2019, 16:25
@tevau

In dem B das beim Staat anzeigt und es beim Staat ein gesetzt gibt welches dazu führt das A auf die kauleiste bekommt. Von einem staatlichen vollstrecker

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tevau  15.04.2019, 17:48
@FouLou

Ja, das nennt man Rechtssystem: Die Straftat wird angezeigt, und die Organe des Rechts erörtern die Schuld und finden das nach den Gesetzen angemessene Strafmaß.

Da sollten aber Emotionen keine Rolle spielen.

Insbesondere darf es wohl kaum eine Rolle spielen, ob der Geschädigte dann befriedigt ist oder nicht. Ansonsten gnade Dir Gott, wenn Du mir den Parkplatz wegnimmst. Dann wäre ich erst befriedigt, wenn man Dich nach langer Folter langsam aber sicher Dein zartes Leben aushauchen lässt. Pech, hättest Du jemandem anderen den Parkplatz weggenommen, hätte der vielleicht nur ganz locker gesagt : Okay, gib mir ein Eis aus, und gut is.

Also: Die Höhe des Strafmaßes von den Gefühlen des Geschädigten abhängen lassen? Ist das moralisch etwa nicht verwerflich (um mal zur Frage zurückzukommen)?

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FouLou  15.04.2019, 18:03
@tevau

Das ganze war eine hypothetische Situation. Lies dir vielleicht nochmal die ganze Argumentation durch die ich geführt habe um "der Staat kann keine Rache verüben" zu belegen.

Das der Staat im "auftrag" eines Geschädigten Rache verüben kann müsste ich dabei mit aufführen. Um zu zeigen das es dann aber nicht der Staat ist der rächt sondern immernoch der Geschädigte.

Man könnte zusätzlich noch ein Vergleich dazu ziehen das der Geschädigte schlichtweg nen Schlagertrupp oder Auftragskiller anheuert.

Unser Rechtsystem baut zum Glück nicht auf Rache auf. Sondern auf Ausgleich und Schutz der Gesellschaft. Aber das ist ein anderes Thema.

Wenn du meine Argumentation zu Rache selbst lesen willst verweise ich dich an meine Antwort auf die Frage. Hier ging es mir nur darum zu diskutieren das der Staat nicht Rache verüben kann solange er selbst nicht der Geschädigte ist.

Wie du es selbst ja auch argumetiert hast.

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