Wieso ist Napoleon bei seinem Russlandfeldzug eigentlich nach Moskau marschiert?

8 Antworten

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1. Der Bedarf nach einem sicheren Winterlager (Immerhin war auch die
russische Armee noch nicht komplett geschlagen und im Raum östlich
Moskaus gab es noch stärkere Truppenkonzentrationen). Zumal ja für die
"Nordfront" ein extra Korps abgestellt war, und der dortige Status Quo
beiden Seiten tragbar erschien.

2. Moskau war zwar nicht die Hauptstadt, aber wie im WW2 auch, wichtiger
Verkehrsknotenpunkt und durch seine recht geschützte Lage und seine
Funktion als "zentrale Handelshauptstadt" prädestiniert als
Ausgangspunkt für die nächstjährige Kampagne. Von hier aus konnte sich
Napoleon nach der Überwinterung in praktisch jede Richtung wenden,
anders als im recht isoliert liegenden St. Petersburg. Und die Kontrolle
Zentralrußlands hing vom Besitz Moskaus, NICHT Petersburgs ab.


jgobond  19.09.2020, 23:42

Der Kriegsgrund für Napoleon war, dass Russland sich weigerte, sich an der Kontinentalsperre gegen die Briten zu beteiligen. St. Petersburg war der einzige Hafen von dem aus die Russen mit den Briten Handel treiben konnten. Von daher wäre es schon naheliegend gewesen.

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rr1957 
Beitragsersteller
 26.02.2017, 10:14

noch als Ergänzung hier, was ich mittlerweile noch selber in Wikipedia nachgelesen habe:

die militärische Innovation von Napoleons Armee war damals die enorme Anzahl an Soldaten (Wehrpflichtige, keine Landsknechte), sie hatte erheblich mehr Soldaten als bisher üblich. Aber das entsprechende Versorgungwesen war noch nicht erfunden - da galt die klassische Methode "geht zu den Bauern und beschlagnahmt was zu essen!" (für euch und auch für die Pferde)

Das hatte in Westeuropa überall leidlich funktioniert. Aber beim langen Marsch durch die russischen Sumpfgegenden, da gab es einfach nicht genug Bauern, und folglich nichts zu beissen für die Soldaten.

Darum sei Napoleon nach Moskau gezogen: einfach weil er glaubte dass es in der Moskauer Gegend genug Landwirtschaft gäbe, um die Armee durchfüttern zu können.

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Chrisi078  26.02.2017, 11:12
@rr1957

Stop 

da galt die klassische Methode "geht zu den Bauern und beschlagnahmt was zu essen!" (für euch und auch für die Pferde)

In einer Doku wurde mal gesagt ich glaube das war die schlacht von Austerlitz das die Offiziere den befehl hatten von Bauern nur das zu nehmen was sie abgeben können oder sie mussten es ihnen abkaufen.

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Blumenacker  19.09.2020, 20:04
@rr1957

Genau so war das:
Das napoleonische Prinzip der Armeeebesoldung war: Plünderung der besiegten Feinde.
Das aber wußten die russischen Bauern auch. Und deswegen haben sie vor der Flucht vor den heranrückenden Franzosen alle Nahrungsgrundlagen und auch ihre Hütten verbrannt.
Sogar ihre große Stadt Moskau haben sie angezündet!
Noch bevor es zur ersten Schlacht kam, waren den Franzosen schon hunderttausende Pferde verreckt.
Überhaupt starben im ganzen Feldzug wesentlich mehr französische Soldaten an Infektionen, Erfrieren und Hunger, als in allen Schlachten.

Und als die Franzosen aus Moskau abzogen, waren sie mit Plünderungsgütern so überladen, daß genau diese Überladung die Rettung ihrer nackten Haut immens erschwerte.

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Nicht ganz ernst zu nehmen, aber irgendwie war:

Moskau lag mehr auf dem Weg, Petersburg zu weit nördlich und zu weit ab vom Landesinneren. Deshalb wählte man die scheinbar bequemere Variante, die sich dann aber auch als Trugschluss erwiesen hat.:)


Moskau war Verkehrsknotenpunkt,immer noch alte Hauptstadt und als solche bedeutsam.

Die Strategie des Zaristischen Russland war offensichtlich Napoleon mit kleinen Scharmützeln immer tiefer ins Landesinnere zu ziehen, um das Riesenheer zu zermürben.

Napoleon erhoffte sich in Moskau, daß der Zar ihm einWaffenstillstandangebot unterbreitete, aber da hat er sich gewaltig getäuscht. 

Moskau war schon komplett geraümt und zum Teil angezündet, um es dem Napoleonischen Heer es so ungemütlich wie möglich zu machen. 

Es kommt darauf an, was man unter "Hauptstadt" versteht.

Im Grunde war die Hauptstadt des russischen Imperiums Moskau, wo auch die Zaren beerdigt und die neuen Zaren gekrönt wurden. Ohne Moskau war das russische Imperium nicht denkbar, diese Stadt und ihre repräsentativen Bauwerke symbolisierten das Reich und das Zarentum.

In St. Petersburg residierten die Romanows seit Zar Peter I. zwar am liebsten, weil diese Stadt und ihre Paläste europäischem Muster und Komfort folgten. Aber St. Petersburg konnte niemals die symbolische Bedeutung erlangen, wie sie dem altehrwürdigen Moskau zukam.

Napoleon hoffte, durch die Einnahme Moskaus den Zaren zu Friedensverhandlungen zu zwingen, um ihm seine Bedingungen zu diktieren. Diese Hoffnung erfüllte sich nicht, Napoleon hatte sich verspekuliert.

MfG

Arnold


ArjunasPfeil  21.02.2017, 02:15

Hahaha! immer wieder eure hochnäsigen Vorstellungen über "europäischen Komfort". Eurer Vorfahren Paläste waren für russische Verhältnisse Pferdeställe und als man sich in Europa die Läuse in den feinen Salons aus den Haaren gefilzt hatte war Russland ein Land, in dem Hygiene kein Fremdort war.

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jgobond  19.09.2020, 23:53
@ArjunasPfeil

Wie sagte General Koskov zu James Bond?

"Kaviar? Bei uns ist das ein Bauernfrass. Aber mit Champagner geht er."

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