Wieso fällt mein Hund plötzlich Männer an?
Hallo. Ich habe meinen Hund (Dackelmischling, 4-5 Jahre, unkastrierter Rüde) seit fast 3 Jahren.
Er war Straßenhund und man weiss nicht genau, was mit ihm passiert ist, aber er ist Männern schon immer misstrauisch gegenüber getreten und der Tierarzt geht davon aus, dass er sogar mal mit der Schrotflinte angeschossen wurde.
Er ist super umgänglich, freut sich immer andere Hunde zu beschnuppern und macht sonst nie Probleme. Bei Frauen, die er im Café oder so trifft, die ihn streicheln möchten, ist er sehr zutraulich und legt sich hin und will dass es nie wieder aufhört. Bei Männern ist er vorsichtig.
Aber seit ein paar Monaten ist es ein paar mal vorgekommen, dass er einfach so plötzlich einen Mann anbellt der an ihm vorbeigeht. Der Hund wurde auch nicht bedrängt oder angesehen von Ihnen, er bellt einfach so (aus einem Grund, der sich mir nicht erschließt). Manchmal versucht er sogar am Hosenbein zu reißen!
Ich habe mir große Mühe gegeben ihn zu erziehen und ihn zu sozialisieren & dieses Verhalten ist völlig neu für mich. Ich werde mich an einen Hundetrainer von unserer Hundeschule wenden, aber würde trotzdem gerne mal hören, woran das eurer Meinung nach liegt, wie ich mic verhalten soll und was ich falsch gemacht habe.
Falls Informationen fehlen gerne nachfragen! LG
7 Antworten
![](https://images.gutefrage.net/media/user/dsupper/1444745227_nmmslarge.jpg?v=1444745227000)
Ich würde auch stark vermuten, dass bei diesen Männern wieder böse Erinnerungen im Hund erwachen.
Völlig egal, wie lange so ein Ex-Straßenhund schon in einer liebevollen Familie wohnt, wie viel Mühe man sich gibt - es wird einem niemals gelingen, gemachte, wirklich schreckliche Erfahrungen zur Gänze zu "streichen". IMMER bleiben sie im Hundegedächtnis - tiefer vergraben, nicht mehr ganz so Angst machend - aber sie sind da - und können auch wieder plötzlich und ohne Vorwarnung zum Vorschein kommen.
Hilf dem Hund, indem du ihn an der "anderen" Seite führst, so dass du immer als Schutz zwischen ihm und den Männern bist. Das gibt ihm Sicherheit und so müsste sich das Verhalten nach einiger Zeit wieder legen.
Der Kontakt zu einem Hundetrainer, der sich das Verhalten anschauen kann, ist natürlich wichtig und richtig - denn Ferndiagnose können zutreffen, können aber auch völlig falsch sein, weil man ja nur wenige Infos hat und weder Körpersprache des Hundes noch des Hundeführers in dem Moment beurteilen kann.
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Vielleicht haben die Männer ihn an etwas erinnert?
![](https://images.gutefrage.net/media/default/user/9_nmmslarge.png?v=1551279448000)
Du schreibst, es handelt sich um einen Straßenhund, der wahrscheinlich auch schlecht behandelt wurde.
Damit hast du schon deine Erklärung. Dein Hund fällt in dem Sinn nicht "plötzlich" Männer an, sondern höchstwahrscheinlich nur solche, die seine traumatischen Erinnerungen triggern.
Ich kenne das von unserem Tierschutzhund, der sehr lange Zeit gebraucht hat, seine Vorsicht vor Männern zu verlieren, der teilweise auch nach Jahren bei uns in Deutschland immer noch ein bestimmtes Männerbild/Verhalten mit seinen offenbar erlebten Misshandlungen in Verbindung bringt.
Letztlich haben auch solche Tiere quasi eine Art "Posttraumatische Belastungsstörung", wie es sie auch bei Menschen gibt und wo gute Sozialisierung oder Erziehung nicht ausreicht, um das erlittene Trauma vergessen zu machen. Meiner Erfahrung nach geht das nur über die Zeit und selbst hier halte ich es für außerordentlich fraglich, ob tatsächlich alle Folgen der Misshandlung beseitigt werden können.
Du hast auf jeden Fall mit Sicherheit nichts falsch gemacht. Sondern das gehört einfach zu den Dingen, bei denen man meiner Meinung nach bei Hunden aus dem Tierschutz einfach immer rechnen muss, da die Vorgeschichte ja immer nur höchst vage bekannt ist.
Von unserem eigenen Hund weiß ich jedoch, dass diese - häufig in einer besonders sensiblen Phase der Prägung - erlitten Misshandlungen sehr lange noch im Hund "nachleben".
Ich weiß auch nicht, inwieweit man hier tatsächlich mit einem Trainer arbeiten kann, da es ja häufig oft gar nicht so klar ist, was das Trauma triggert.
![](https://images.gutefrage.net/media/default/user/14_nmmslarge.png?v=1551279448000)
Vielleicht will er dich ja verkuppeln!
Aber wegen seinem Benehmen mach dir keine Gedanken. Dackel sind stur, wenn sie etwas erreichen wollen, setzen sie den Dackelblick auf, und dann zerfließt Herrle oder Fraule.
Herr Hauser aus Helmishofen sagte mir mal, dass der Dachshund der Hund mit den 1000 Gesichtern sei.
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Ich denke, diese Männer werden etwas haben, was ihn an ein Trauma erinnert. Sei es eine Klamottenfarbe, ein Parfum,... oder nur die Ausstrahlung