Wie wurden Telefongebühren früher abgerechnet?

12 Antworten

Früher führte von jeder Wohnung aus eine eigene Telefonleitung in die Telefonzentrale. Ortszentrale oder Quartierzentrale. Dort hatt es auf jeder Leitung Zähler (ähnlich wie ein Stromzähler), der Zeit und Distanz des Anrufs verrechnete.

Also wer wie lange. Aber ohne Verfolgungsauftrag (wie im Fall von Strafverfolgung) nicht wann und mit wem.

Schau dir das an:
https://de.wikipedia.org/wiki/Geb%C3%BChrenz%C3%A4hler

Die letzten analogen Vemittlungsstellen hatten Zähler für jeden einzelnen Telefonanschluss. Während des Gesprächs wurde dann - je nachdem ob Orts- oder Ferngespräch - in regelmäßigen Abständen ein Gebührenimpuls mit einer Frequenz von 16 kHz aufgeschaltet. Mittels Frequenzweiche konnten so die Zähler das Signal erfassen und zählten dann 1 Einheit weiter. Das selbe Signal konnte man sich auch zum Endapparat aufschalten lassen. So hatte man die Möglichkeit, eigene Gebührenzähler (gab's auch im Telefon integriert) zu betreiben und so die Kosten zu überwachen.

Einmal monatlich wurden die Zählerstände in den Vermittlungsstellen abgelesen und die Differenz zum Vormonat war dann die Basis für die Telefonrechnung.
Dabei wurde jede Einheit mit 23 Pfennig abgerechnet.


Gluglu  06.05.2022, 18:19

Fast richtig... Die einzelnen Zahler waren in gleichen Blöcken angeordnet und genau für solch einen Block gab es eine Kamera mit entsprechendem Vorsatz, so dass man diese auf die einzelnen Blöcke aufsetzen konnte. So wurde der Block fotografiert und anhand der mitfotografierten Blockbezeichnung konnte man die in der Rechnungsstelle auszählen, die Differenz bilden und den Betrag mit 0,23 multiplizieren. So kam dann die Rechnung zustande.

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Gluglu  13.05.2022, 12:29
@Kuestenflieger

Natürlich vergesse ich das gerne und Du weißt das besser... nur dummerweise habe ich dort gelernt und war auch live vor Ort! Vielliecht habe ich mich da in der analogen Vermittlungsstelle auch getäuscht denn hier wird man ja oftmals von Fachleuten belehrt, die grundsätzlich kompetenter sind!

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Woher wusste die Post damals, wer,

An jedem Telefonanschluss war in der Ortsvermittlung ein Gebührenzähler angeschlossen

wann,

Wusste man nicht, da es keinen Einzelgesprächsnachweis gab.

wie lange mit wem telefoniert hat?

Abgerechnet wurde über einen Zeittakt Je nach Tageszeit und Gesprächsziel (Ortsgespräch, Ferngespräch, Ausland) dauerte ein Takt zwischen 4 Minuten und einigen Sekunden. Jeder Takt wurde dann mit 12 Pfennig berechnet.

Mehr Infos inkl Fotos eines solchen Zählerfelds: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Geb%C3%BChrenz%C3%A4hler


Neuerfan1 
Beitragsersteller
 06.05.2022, 12:33

Wann telefoniert wurde, war halt insofern wichtig, dass die Einheiten unterschiedlich lang waren.

Normalerweise 8 Minuten pro Einheit, waren es ab 18 Uhr sogar 12 Minuten pro Einheit.

Dann fingen alle Leute an zu telefonieren, und wenn man dann kurz nach 18 Uhr telefonieren wollte, kam oft schon das Besetztzeichen, bevor man die Nummer komplett gewählt hatte.

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Damals wurden keine Verbindungsdaten gespeichert, es wurden Einheiten je nach Verbindungsdauer und Anrufziel mittels kleiner mechanischer Zähler, von denen es für jeden Anschluss einen gab, gezählt. Diese wurden einmal monatlich abgelesen und waren Grundlage für die Fernmelderechnung.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Volens  06.05.2022, 11:13

Ich erinnere mich an die Aufregung, als Bundeskanzler Erhard, der Vater des Wirtschaftswunders, die Gebühr von 16 Pfennig für eine Einheit auf 20 Pfg. erhöhen wollte, ein Betrag, der später jahrelang der absolute Maßstab war (2 Groschen in der Telefonzelle). Für die Haustelefone war es 18 Pfg.

Zitat aus dem "Spiegel":

"Eine zweite Schlappe erlitt der Kanzler unerwartet auf abseitigem Terrain: Erhard verlangte höhere Telephongebühren, um die Bundespost zu sanieren. Aber als diese Pfennigaffäre - von »Bild« und wieder von Strauß angeheizt - sich zum Politikum auswuchs, wurde die Telephongebühr, erst von 16 auf 20 Pfennig angehoben, nach drei Monaten auf 18 Pfennig ermäßigt."

https://www.spiegel.de/politik/opfer-fuers-volk-a-6855be5a-0002-0001-0000-000046414704

Man muss aber lange lesen, bis man zu der Stelle kommt.
Aber auch das ganze Umfeld ist ziemlich spannend, wenn man die Zeit hat, den Artikel komplett zu lesen-

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