Wie wurden Telefongebühren früher abgerechnet?
Oder anders gesagt: Woher wusste die Post damals, wer, wann, wie lange mit wem telefoniert hat?
Heute mit Computer alles kein Problem.
Aber damals, mit den elektromechanischen Vermittlungsstellen... wäre das nicht eine immense technische Herausforderung gewesen, für alle Telefongespräche Anrufer, Zeit und Dauer aufzuzeichnen, um diese dann abzurechnen?
Wie wurde das damals technisch realisiert?
12 Antworten
Früher führte von jeder Wohnung aus eine eigene Telefonleitung in die Telefonzentrale. Ortszentrale oder Quartierzentrale. Dort hatt es auf jeder Leitung Zähler (ähnlich wie ein Stromzähler), der Zeit und Distanz des Anrufs verrechnete.
Also wer wie lange. Aber ohne Verfolgungsauftrag (wie im Fall von Strafverfolgung) nicht wann und mit wem.
Schau dir das an:
https://de.wikipedia.org/wiki/Geb%C3%BChrenz%C3%A4hler
Die letzten analogen Vemittlungsstellen hatten Zähler für jeden einzelnen Telefonanschluss. Während des Gesprächs wurde dann - je nachdem ob Orts- oder Ferngespräch - in regelmäßigen Abständen ein Gebührenimpuls mit einer Frequenz von 16 kHz aufgeschaltet. Mittels Frequenzweiche konnten so die Zähler das Signal erfassen und zählten dann 1 Einheit weiter. Das selbe Signal konnte man sich auch zum Endapparat aufschalten lassen. So hatte man die Möglichkeit, eigene Gebührenzähler (gab's auch im Telefon integriert) zu betreiben und so die Kosten zu überwachen.
Einmal monatlich wurden die Zählerstände in den Vermittlungsstellen abgelesen und die Differenz zum Vormonat war dann die Basis für die Telefonrechnung.
Dabei wurde jede Einheit mit 23 Pfennig abgerechnet.
vergiss deine kamera ! die gab es beim Frollein vom Amt gar nicht !
Natürlich vergesse ich das gerne und Du weißt das besser... nur dummerweise habe ich dort gelernt und war auch live vor Ort! Vielliecht habe ich mich da in der analogen Vermittlungsstelle auch getäuscht denn hier wird man ja oftmals von Fachleuten belehrt, die grundsätzlich kompetenter sind!
Damals wurden keine Verbindungsdaten gespeichert, es wurden Einheiten je nach Verbindungsdauer und Anrufziel mittels kleiner mechanischer Zähler, von denen es für jeden Anschluss einen gab, gezählt. Diese wurden einmal monatlich abgelesen und waren Grundlage für die Fernmelderechnung.
Ich erinnere mich an die Aufregung, als Bundeskanzler Erhard, der Vater des Wirtschaftswunders, die Gebühr von 16 Pfennig für eine Einheit auf 20 Pfg. erhöhen wollte, ein Betrag, der später jahrelang der absolute Maßstab war (2 Groschen in der Telefonzelle). Für die Haustelefone war es 18 Pfg.
Zitat aus dem "Spiegel":
"Eine zweite Schlappe erlitt der Kanzler unerwartet auf abseitigem Terrain: Erhard verlangte höhere Telephongebühren, um die Bundespost zu sanieren. Aber als diese Pfennigaffäre - von »Bild« und wieder von Strauß angeheizt - sich zum Politikum auswuchs, wurde die Telephongebühr, erst von 16 auf 20 Pfennig angehoben, nach drei Monaten auf 18 Pfennig ermäßigt."
https://www.spiegel.de/politik/opfer-fuers-volk-a-6855be5a-0002-0001-0000-000046414704
Man muss aber lange lesen, bis man zu der Stelle kommt.
Aber auch das ganze Umfeld ist ziemlich spannend, wenn man die Zeit hat, den Artikel komplett zu lesen-
Hallo, schau Dir doch mal diesen link an:
20210623_Publikation_Telefonzentralen_Jaq-TH.pdf (mfk.ch)
auf den Seiten 18 und 19 findest Du dort, wie die Erfassung der Nah- und Ferngespräche und die Abrechnung funktionierte; ich fand das sehr interessant
ganz am anfang wurde einfach nur die einfache verbindung abgerechnet, zeitlich unbegrenzt , dann kam der 8 minuten takt und dann der 1 minuten takt und irgendwann sogar per sekunde .
Jein - nicht Ortsgespräche als allgemeingültig setzen, denn die Aussage ist so ähnlich nur für Ortsgespräche gültig, bei Ferngesprächen war das schon immer anders, die wurden abhängig von Entfernung und Tageszeit abgerechnet, ein innerdeutsches Ferngespräch tagsüber von Mo - Fr bedeutete sehr lange 12 Sekunden für eine Einheit.
Fast richtig... Die einzelnen Zahler waren in gleichen Blöcken angeordnet und genau für solch einen Block gab es eine Kamera mit entsprechendem Vorsatz, so dass man diese auf die einzelnen Blöcke aufsetzen konnte. So wurde der Block fotografiert und anhand der mitfotografierten Blockbezeichnung konnte man die in der Rechnungsstelle auszählen, die Differenz bilden und den Betrag mit 0,23 multiplizieren. So kam dann die Rechnung zustande.