Wie wurden behinderte Menschen im Mittelalter behandelt?

10 Antworten

Selbstverständlich nicht gut. Damals hat man Leute noch meistens nur nach ihren körperlichen Fähigkeiten beurteilt.

Auch das Christentum ist da nicht ganz unschuldig, denn es jah Jahrhunderte lang den Leuten eingetrichtert, dass Sünder mit behinderten Kindern oder schweren Krankheiten bestraft werden, was natürlich zu einer Stigmatisierung der Betroffenen führte.

Krüppel wurden oft zu Bettlern weil sie ja nicht mehr arbeiten konnten und hatten den sicheren Tod vor Augen. Manche Bestrafungen sahen das Abtrennen der Hände (Diebstahl) vor oder das Ausbrennen der Augen. Diese Leute wurden zwar nicht durch das Gesetz getötet aber überleben konnten sie trotzdem nicht lange.

Im Allgemeinen ist man mit Behinderten nicht eben gut umgegangen. Man muss allerdings nach Grad und Art der Behinderung differenzieren. Das hatte mehrere Gründe. Bei den ärmeren Schichten der Bevölkerung wurde jede Hand gebraucht um das tägliche Brot zu sichern. Wer nicht leistungsfähig war, galt als unnützer Fresser und konnte höchstens auf Almosen hoffen, mit denen die "christliche" Allgemeinheit ihr Gewissen beruhigte. Geistig Behinderte galten in der Regel als Besessen. Dabei kam es darauf an, ob man ihnen zuschrieb, von höllischen Dämonen besessen zu sein, oder mit Engelszungen zu sprechen. Gerade Epileptikern schrieb man Visionen zu, die von höherem Orte inspiriert waren. Siehe Mohammed, der dem Vernehmen nach an epileptischen Anfällen gelitten haben soll. (Für alle, die jetzt aufjaulen - eine medizinische Diagnose stellt keinen Angriff auf die Persönlichkeit dar - das sollte uns vom Mittelalter unterscheiden - und tut meiner Achtung vor dem Propheten keinen Abbruch.) Auch in der mittelalterlichen russischen Orthodoxie galten Schwachsinnige, Epileptiker oder andersartig geistig Behinderte oft als Gottberührt bis heilig. Im europäischen Mittelalter aber galten Behinderte zumeist als Belastung und - wie schon angeführt - als Strafe Gottes und als Prüfung. Wer sich also ihrer annahm oder ihnen Wohltätigkeiten erwies, tat das in aller Regel nicht um ihretwillen, sondern um das eigene Seelenkonto aufzuhübschen. Kriegsbehinderte Invaliden wurden in aller Regel besser behandelt und hatten das Recht auf den Kirchenstufen - dem beliebtesten Ort zum Betteln - am nächsten zur Tür zu sitzen, wo es am ehesten Almosen gab. Um sie von Verbrechern zu unterscheiden, die aufgrund einer juristischen Bestrafung behindert waren - Abhacken einer Hand, eines Fußes, Herausreißen der Zunge etc... - wurden letztere nicht oft gebrandmarkt, was sie in der strengen Hierarchie der Bettler weit nach hinten schob. Im alten Japan brachte man die Behinderten teilweise in die Berge an Orte, die mit blumigen Namen versehen wurden und überließ sie dort sich selbst. Wie man mit ihnen in anderen Erdteilen verfuhr, entzieht sich meiner Kenntnis.

Deine Anfrage ist kurz und bündig; mögliche Antworten füllen meterlange Bände. 1. Es war eine Strafe, für den Betroffenen selbst, seine Familie, seine Verwandtschaft, sogar für seinen Herkunftsort. ---- 2. Nicht Hilfe wurde empfohlen, sondern noch"einen draufsetzen" in Form von Missachtung.---3. Selbst beim Betteln wurden sie ausgegrenzt = ´extra muros` , außerhalb der Mauern. 4. Was man ihnen gönnte, war klares Wasser zum Trinken und Waschen (musste ihnen gebracht werden; eine Berührung mit dem Brunnen war verhängnisvoll). -- 5. Die Kirche verhielt sich bei Weitem nicht so defensiv, wie dies manchmal überspitzt dargestellt wird. So haben die Heiligen, vor allem Frauen vorbildlich gewirkt.---6. Hygiene war und blieb ein Fremdwort; ärztliche/professionelle Hilfe war ausgeschlossen. Und die Methoden waren grausam, wenn eingegriffen wurde. --7.Der Makel-Gedanke ist "haftend", da bedarf es weiterer Anstrengungen. Schließlich sind wir ja fortschrittlich, modern, omnipotent, "makellos"!

Nein, damals sah mal das teilweise als Gottes Strafe - Aussätzige, die keinerlei Chance hatten. Ist ja heutzutage nicht immer anders..

Lg, Cel