Wie interpretiert ihr die Bibelstelle Römer 14,23?

8 Antworten

Der Text knüpft an die in der Apostelgeschichte beschriebene Auseinandersetzung zwischen Paulus und Petrus an. Dort ging es darum, inwieweit sich die aus der Heidenwelt stammenden neuen Christen an die jüdischen Speisevorschriften halten müssen. Denn, bis dahin wurde die Mehrzahl der neuen Christen aus den jüdischen Gemeinden der Diaspora gewonnen (die sich selbstverständlich an Beschneidung und Speisegebote hielten). - Der Streit innerhalb der Gemeinden (zwischen Juden und Heiden) ging in der Folge weiter, so dass Paulus in diesem Abschnitt die Dinge noch mal klären wollte: Gott wird den Menschen nach dem richten, was der Mensch für wahr gehalten hatte. Isst er unreines Fleisch, obwohl er als Jude davon überzeugt war, dass es falsch ist - dann wird er von Gott auch dafür bestraft. Ist der Mensch davon überzeugt, dass die Einhaltung der jüdischen Speisevorschriften unwichtig ist - dann wird es ihm auch nicht als Sünde angerechnet.

Was meinst du mit "verloren"? Dass Gott den armen Judenchristen wegen eines Schweineschnitzels mit Kartoffelsalat in die Hölle schickt? Man könnte es tatsächlich so lesen. Käme mir aber schon sehr seltsam vor. Denke ich nicht.


bjoern407  15.06.2020, 17:52
Dass Gott den armen Judenchristen wegen eines Schweineschnitzels mit Kartoffelsalat in die Hölle schickt?

Ja, auf gewisse Weise. Unglaube ist die Todsünde, wer nicht glaubt, sündigt zum Tode und kann nicht mehr gerettet werden. Wer im Unglauben handelt und nicht glaubt, dass das, was er tut, erlaubt ist, glaubt auch nicht, dass ihm vergeben wird.

Aber er kann immer noch umkehren und um Vergebung für diese Sünde bitten - wenn er glaubt, dass sie ihm vergeben wird. Und es ist Gottes Verheißung, dass er uns vergibt. Wer also nicht glaubt, dass ihm vergeben wird, macht Gott zum Lügner.

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Nein, verloren ist sie deshalb nicht. Beim nächsten Mal könnte sie aber überlegen, ob sie das Fleisch wirklich essen soll oder eben doch nicht (weil das Gewissen sich gemeldet hat oder aus anderen Gründen).

Generell gilt, dass uns unsere Sünden vergeben werden, wenn wir Gott im Gebet darum bitten: "Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit" (1. Johannes 1,9).

Zu Römer 14,23 steht im Walvoord-Bibelkommentar:

"Abschließend empfiehlt Paulus in Bezug auf die unterschiedlichen persönlichen Überzeugungen der Christen: Den Glauben, den du hast, behalte bei dir selbst vor Gott. Ein Christ ist nicht verpflichtet zu versuchen, einen Gläubigen, der größere Bedenken hat als er selbst, zu seinem Standpunkt zu bekehren. Wichtig ist, dass er für sich selbst von der Richtigkeit seines Tuns überzeugt ist (V. 5), denn er lebt dem Herrn (V. 8) und ist nur ihm verantwortlich. Nach Paulus' Überzeugung ist ein Christ, der wie er selbst in diesen Dingen einen sicheren Standpunkt hat, selig (wörtlich: "glücklich"). Wer dagegen zweifelt und dennoch isst, der ist gerichtet (Perfekt Passiv). Wenn ein Christ etwas isst oder tut, von dessen Richtigkeit er nicht vollkommen überzeugt ist (wenn er es also in "schwachem" Glauben tut, V. 1 - 2), entspringt seine Handlung in diesem Fall nicht aus (ek) dem Glauben und ist daher falsch. Paulus fasst zusammen: Was aber nicht aus dem Glauben kommt, ist Sünde. Die Maxime, die er hier ausgibt, lautet also: "Tue nichts, von dessen Richtigkeit du nicht überzeugt bist." Der "starke" Christ (Röm 15,1) ist im Unrecht, wenn er einen schwachen Bruder zur Sünde verführt (indem er ihn dazu bringt, etwas zu tun, das er für falsch hält; Röm 14,20), und ein schwacher Bruder (V. 1 - 2), der trotz seiner Bedenken etwas tut, das er nicht für recht hält, sündigt ebenfalls (V. 23)."

Bei unserem ewigen Gott gibt es die Möglichkeit,

zur Reue zu kommen (2.Kor.7,10; Röm.14,1-3).

Woher ich das weiß:Recherche

Der Apostel sagt dies zu Personen, die sich Christen nennen, nicht zu Ungläubigen. Was jemand tut, sollte sein Gewissen keinesfalls beunruhigen. Wenn es ihn plagt, ist er bereits von sich selbst verurteilt. Er ist dann nicht verloren, sondern kann daraus Schlüsse ziehen und entsprechend handeln.

Wer aber darüber zweifelt, und ißt doch, der ist verdammt; denn es geht nicht aus dem Glauben. Was aber nicht aus dem Glauben geht, das ist Sünde.

Das steht tatsächlich "verdammt" (werden; Perfekt). Das meint, er hat nicht die Freiheit mehr, zu essen was er will, wie es Paulus andernorts beschreibt, sondern er wird zum Sünder. Aus Glauben darf er alles, aber es fraglich, ob es nützt. Hat er keinen Glauben, ist er ein Sünder.

Sehen das alle hier so? Oder anders? Wer will urteilen?


anselment  15.06.2020, 18:13

Ich verstehe Paulus hier genau so wie du. Er ist ein Sünder. Die Frage ist nur, was "verdammt" bedeutet. In welchen Zusammenhängen kommt "verdammt" noch vor - und welche Konsequenzen hat es dort?

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Desmodo  15.06.2020, 20:13
@anselment

ja, es ist so hart: "aburteilen"

Paulus sagt in
Röm8,3 ... und verdammte die Sünde im Fleisch
was Gott handeln läßt, nämlich "verdammen". Verdammen ist für mich aber nicht "das Heil verlieren", sondern schlimmstenfalls der leibliche Tod.

Mt27,3 das sah Judas, der ihn verraten hatte, daß er verdammt war zum Tode ...

Wie versteht man aber das:
Mk16,16 Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden

Joh8,10 Jesus aber richtete sich auf; und da er niemand sah denn das Weib, sprach er zu ihr: Weib, wo sind sie, deine Verkläger? Hat dich niemand verdammt? Jesus aber richtete sich auf; und da er niemand sah denn das Weib, sprach er zu ihr: Weib, wo sind sie, deine Verkläger? Hat dich niemand verdammt? 11 Sie aber sprach: HERR, niemand. Jesus aber sprach: So verdamme ich dich auch nicht; gehe hin und sündige hinfort nicht mehr!

Röm2,1 Darum, o Mensch, kannst du dich nicht entschuldigen, wer du auch bist, der da richtet. Denn worin du einen andern richtest, verdammst du dich selbst; sintemal du eben dasselbe tust, was du richtest. 

Röm8,33 Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen? Gott ist hier, der da gerecht macht. 34 Wer will verdammen? 

1.Kor11,31 Denn so wir uns selber richten, so würden wir nicht gerichtet. 32 Wenn wir aber gerichtet werden, so werden wir vom HERRN gezüchtigt, auf daß wir nicht samt der Welt verdammt werden.

Hebr11,7 Durch den Glauben hat Noah Gott geehrt und die Arche zubereitet zum Heil seines Hauses, da er ein göttliches Wort empfing über das, was man noch nicht sah; und verdammte durch denselben die Welt
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Ich schätze, das legt dann jede Sekte so aus, wie sie will und es braucht.

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