wie würdet ihr Gefühle beschreiben?

10 Antworten

Aaah das hat bei mir auch mega lange gedauert in dieser "inneren leere Phase"

Vielleicht versuchst du mal ein Gefühlstagebuch zu führen,also über den tag immer mal hinsetzten und drüber nachdenken wie du dich fühlst,ist halt wirklich schwer aber irgendwann kriegt man das hin.

Wissen Freunde von dir darüber bescheid? dann versuch das auch immer zwischendurch mit denen,wenn du was fühlst einfach direkt versuchen das zu beschreiben.

Ich hab mich damals immer gefühlt als hätte ich eine Wand im kopf,irgendwo sind Gefühle die aber so weit weggedrückt wurden,dass ich keinen Zugang mehr dazu habe.

Aber durch offenes reden usw wurde das irgendwann besser

Vorweg: Für ein fokussiertes und zielführendes Arbeiten in einer Therapie, ist es eine Voraussetzung, dass man auch seine Gedanken und Sorgen mit seinem Therapeuten bespricht. Nehme also auch diese Gedanken und Fragen unbedingt mit in die Therapie.

"[...] ich fühle [...] eine grosse Leere in mir [...]"

Das ist ein Gefühl. Du fühlst etwas, eine Leere und darauf kannst du aufbauen. Auch das Gefühl "innerlich leer" zu sein, macht etwas mit einem. Es kann verunsichern, man kann sich unwohl damit fühlen oder auch das Bedürfnis verspüren "mehr zu fühlen" respektive etwas anderes zu fühlen. 

Seine Gefühle zu erkennen, wahrzunehmen und dann auch zu beschreiben ist ungemein schwer. Als sehr produktiv empfinde ich die Arbeit mit dem Gefühlsstern beziehungsweise Gefühlskreis - du findest einen im Anhang. Dieser ordnet die Gefühle einzelnen "Übergestellten Gefühlen" zu und sortiert sie nach Intensität. Die Aufgabe besteht darin einzeln jede Kategorie durchzugehen und sich bewusst zu machen, an welcher Position man nun gerade steht.

Das wichtige dabei ist, dass man sich wirklich Zeit nimmt und nicht einfach das erst beste nimmt - zum Beispiel innerhalb kürzester Zeit schlicht überall "Gleichgültigkeit" ankreuzt. Gefühle hat man man immer, man ist nie ohne sie. Jede Handlung und auch Nicht-Handlung hat ihren Ursprung in einem Gefühl und es braucht manchmal einige Zeit, um diese für sich zu ergründen.

An der Stelle kommt wieder das "Gefühl der inneren Leere" ins Spiel. Auf diesem kannst du in diesem Fall aufbauen und schauen, was dieses Gefühl gerade mit dir macht und das in diesen Gefühlsstern respektive Gefühlskreis eintragen.

Auch kannst du schauen, was die Situation, die Fragen deiner Therapeutin, mit dir machen. Ärgerst du dich vielleicht über sie, schämst du dich weil du sie nicht befriedigend beantworten kannst oder bringt es dich sogar zum verzweifeln? Du kannst auf alles, was dich umgibt, was dir passiert, was du tust, aufbauen, denn schlussendlich basiert alles auf Gefühlen.

Du musst du nun wieder einen Zugang zu deinen Gefühlen erschließen.

Sich diesen Zugang zu erschließen bedeutet, sich auch seine Gefühle zugestehen zu können und ihnen auch eine Daseinsberechtigung zuschreiben. Es gibt viele Menschen, die sich bestimmte Gefühle nicht "erlauben" und sich darüber hinaus immer mehr von ihrer Gefühlswelt distanzieren. Ähnliches passiert auch, wenn sich jemand von seinen Gefühlen immer wieder "überrumpelt" fühlt - auch er sucht nicht selten den Abstand.

Das kann man teilweise auch aktiv üben. Rege dich über etwas auf und fluche. Schaue dir etwas wirklich amüsantes an, je nach Humor und beobachte dich selbst dabei - öffne dich für ein leichtes Lächeln, du musst nicht sofort schallend loslachen.

Kurzum - Du hast Gefühle, eines hast du sogar schon benannt. Unmengen davon aber aktuell scheinen sie für dich nicht greifbar zu sein und genau da, kannst du ansetzen. Nehme dir beispielhafte Situationen oder auch den Ist-Zustand und wenn es dir hilft, nehme den Gefühlsstern beziehungsweise Gefühlskreis hinzu und versuche dir deine Gefühle dazu bewusst zu machen. Du kannst auch aktiv deine Gefühle "nach oben spülen", indem du bewusst etwas liest oder schaust oder an etwas denkst, was in dir etwas bewegt. Nehme diese Gefühle wahr und lasse sie zu.

"Ich darf auch Gefühle haben." ist einer der wichtigsten Grundannahmen, die es zu verinnerlichen gilt.

Ich wünsche dir viel Erfolg und hoffe sehr, dass du bald wieder einen besseren Zugang entwickelst du zu dir und zu deinen Gefühlen.

Liebe Grüße.

Gefühlsstern/Gefühlskreis - (Psychologie, Gefühle, Wahrnehmung)

ich würde deine Situation mit dem Meer vergleichen - die ganze Zeit ist das Meer einfach nur ruhig und dann kommt plötzlich die Sonne raus und es ist einfach nur schön. Ein paar Stunden später kommt ein heftiger Sturm mit hohen Wellen. Dann ist das Meer wieder für viele Tage ruhig. Und alles beginnt von vorne.

Was die Frage angeht, was du brauchst, ist die glaube ich sogar leicht zu beantworten:

wenn du dich z.B. so fühlst, weil du angegriffen wurdest, dann sehnst du dich nach dem Gefühl nach Sicherheit - so etwas kann man erlangen, wenn man sich einen PERSONAL ALARM in einem Security Laden kauft. Kostet etwa 7 Euro und ist ein Gerät, das einen riesen gigantischen mega Lärm macht, wenn man an einer Lasche zieht. Der Ton ist so hell, dass man einfach nur die Ohren zu halten will. Zeugen kommen dann automatisch, weil sie wissen wollen - Was zur Hölle, so einen Lärm macht XD (kein Vergleich mit Autoalarmanlagen)

wenn du z.B. durch einen Menschen verletzt wurdest oder einen Menschen verloren hast, sehnst du dich nach Harmonie mit anderen Menschen - also dieses starke freundschaftliche Gefühl zwischen Dir und einem anderen Menschen - sowas erreicht man, wenn man mit Freunden und der Familie ganz ganz oft kuschelt - also, wenn du jemanden hast in deinem Leben, der dir viel bedeutet, dann weite deine Beziehung zu ihm oder ihr aus. Du wärst erstaunt, was jeden Tag kuscheln mit einem Lieben Menschen nach wenigen Wochen bewirkt - übrigens; du kannst dich auch ganz ganz ganz oft massieren lassen (am besten leichte Massagen). Berührungen werden vollkommen unterschätzt.

dann gibt es die Möglichkeit, dass du einfach sehr wenig Selbstbewusst bist (z.B. bei Depressionen) - die Hauptursache für Depressionen ist, dass man seine Träume nicht mehr verfolgt - man hat nur noch für die Schule, die Arbeit, für die Eltern, für Freunde gelebt, aber sich selbst hat man einfach liegen gelassen - aufgelöst kann sowas werden, indem man aus allen Rohren sich um sich kümmert! Dafür schreibe dir 7 kurzfristige, 7 mittelfristige und 7 langfristige Ziele auf; beschäftige dich damit an welchen Orten du dich in der Vergangenheit immer wohl gefühlt hast (Strand, Stadt, Land, Gebirge) - mach Ausflüge genau an solche Orte. Es gibt auch Tiere, die dich einfach nur glücklich machen. Es gibt Dinge, die du immer schon mal machen wolltest. Mach sie einfach. Dein Alltag muss vollkommen aufgemotzt werden - geh auf Ritterfeste, geh auf Festivals, geh in die Natur, geh Sport machen oder zu schauen, triff dich mit Menschen die du einfach nur toll findest, geh auf Veranstaltungen von Prominenten, die du toll findest etc. etc. etc. - dein Leben sollte mit Kreativität gefüllt werden und Du solltest die Nummer Eins sein - denn wenn es dir schlecht geht, kannst du dich ja auch nicht um andere kümmern - hat also keiner was davon.

Ich habe für mich herausgefunden, dass es mir hilft 10 Minuten am Tag (meistens morgens) kurz in mich hinein zu hören und wenn ich mich auch nur ein kleines bisschen deprimiert fühle, geh ich ins Bad, höre dabei traurige Musik oder schau ein Video, was traurig ist und weine ein bisschen. Nach 10 Minuten beende ich das Video und mache den Rest des Tages nur nützliche und schöne Dinge.

Auch bei Wut höhere ich 10 Minuten dynamische Musik, die mich zum wütend hin und her laufen bringt oder zum Tanzen - auch so wirst du viel negative Energie innerhalb von 10 Minuten los und kannst den restlichen Tag wieder schön gestalten.

Nach ca. 5/6 Wochen wirst du schon so merken, dass deine Gefühle dich nicht den ganzen Tag mehr beschäftigen und dein Fokus wieder bei den schönen und sinnvollen Dingen ist.

Dann gibt es noch etwas - in Japan, China und im Vietnam glaubt man an "Ki" - "Ki" ist eine Lebenseinstellung, die daran glaubt, dass wenn man mit anderen Menschen in einem Raum seine Zeit verbringt und dann den Raum verlässt und auch nur eine Person in diesem Raum wütend oder traurig ist, man damit die ganze Gruppe verletzt. Ein Beispiel: In Europa ist es üblich viele Dinge rein geschäftlich zu machen. Du gehst zu deinem Lehrer und fragst ihn z.B. wie man diese Hausaufgabe macht. Er sagt es dir und man sagt freundlich Tschüss - hier hättest du eure Kis verletzt - besser wäre es so gewesen - Du fragst wie du die Hausaufgabe machst, er sagt es dir und dann bedankst du dich herzlich bei ihm, fragst wie es ihm denn heute geht, nach einem kurzen Gespräch sagt ihr freundlich Tschüss. Ihr seid beide nicht nur rational (also in Sachen Hausaufgabe) sondern auch emotional voran gekommen. Es ist z.B. eine Krankheit in vielen Familien, dass man nur noch über Hausaufgaben, Hausarbeiten usw. spricht - Gefühle haben keinen Platz mehr oder es muss schon einiges schief laufen, damit das zur Sprache kommt.

Deshalb gibt es auch die Regel: Wer Schwierigkeiten hat über große Probleme zu reden, sollte damit beginnen über seine kleine Probleme zu reden.

Generell kann ich dir auch sagen, was dir schadet - es schadet dir, wenn du den ganzen Tag vorm Fernseher oder PC verbringst und nichts unternimmst und dabei nur Süßigkeiten und Fast Food isst. Wenn du deinem Körper schadest, schadest du auch deinem Geist.

Gefühle sind eine Form von Emotionen, sie sind Zeichengeber eines emotionalen Zustandes in der Beziehung zu dem was wir psychologisch reflektieren. Diese Reflexionsinhalten konnotieren aber nicht nur auf Wahrnehmungen aus der Außenwelt (z.B. in der Elizitation die eine Begegnung mit einem anderen Menschen auslöst) sondern auch bezüglich unserer psychischen "Signaturen" (Pläne, Ziele, Einstellungen, Überzeugungen, Sinnbestände, Bedeutungszuweisungen, Werteinhalte, Normen etc. etc.) Treten Ver-Änderungen, Übereinstimmungen oder Bedrohungen hinsichtlich solcher Relevanzparameter löst Gefühle aus (oder manchmal auch Stimmungen - aber dies ist das schon wieder ein anderes Thema)

Alles, was wir an Gefühlen artikulieren [und transportieren]: die Liebe, die Hoffnung, das Zutrauen oder der Glauben, auch die Furcht, der Hass oder die Verachtung, hat ein propositionales Grundgerüst: Gefühle sind auf etwas gerichtet [sind intentional], das sich benennen lässt.“ [1879]

Letztlich weisen Gefühle (ebenso wie "Denken") immer eine "Verstrickung" zu psychischen Prozessen und Zustandsgrößen aus.

„Im Gefühl erfährt sich der Mensch selbst als eine Kraft, die auf Nähe oder Abstand dringt.“ [1880]

[1878]Gerhardt, Sinn, S.191
[1879]Gerhardt, Sinn, S.125

Es muss dir nicht unangenehm sein, wenn du die Fragen deiner Therapeutin nicht spontan beantworten kannst. Das festzustellen und dem nachzugehen ist wichtig für den therapeutischen Prozess. Du musst dir auch nicht Antworten anderer zu eigen machen. Es gehört zu dir und zu deiner Individualität, dass dir beim Hineinhören in dich nicht gleich viele Worte und Begriffe kommen. Vielleicht wird das im Laufe der Zeit mehr, wenn du lernst, in der Stille (Leere) kleine Nuancen voneinander unterscheiden zu können.