Wie würde man z.B. andere Galaxien "in echt" sehen?

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Hallo Fraser174,

Wie in der Bildunterschrift zu lesen ist: Das ist eine zusammengesetzte Aufnahme. (" The picture is a stack of 223 images, each a 300 second exposure, taken from a garden observatory in Portugal over the past year. ") Das heißt, das ist mit einem leistungsstarken Teleskop über eine Gesamtzeit von 66900 Sekunden oder gut 18 Stunden aufgenommen.

Was folgt daraus für Deine Frage?

Der Farbeindruck - oder besser gesagt der fehlende Farbeindruck - bleibt Dir mit bloßem Auge so.

Wie viele Details Du von einem Objekt siehst, hängt aber davon ab, wie viel Licht in Dein Auge fällt. Und das hängt wieder quadratisch mit der Entfernung zusammen. Und von der Fläche, die Licht sammelt.

Deine Iris ist als Fläche "ein bissi" kleiner als das für das Bild benutzte Teleskop. Das zweite hängt davon ab, was Du als "in der Nähe" rumschweben" bezeichnest, also wie nahe ist "in der Nähe".

Und sind die ganzen NASA Bilder jetzt "original" oder aus vielen Aufnahmen (zB IR) zusammengesetzt?

Normalerweise setzt man in einem Bild Aufnahmen aus mehreren Wellenlängenbereichen zusammen. Weil es in der Astronomie eben meist nicht darauf ankommt, wie das Objekt "aussieht", sondern wie es __ist__. Und dafür brauchen wir immer möglichst viele Informationen.

Bei dem von Dir verlinkten Bild dürfte es sich aber wirklich um Aufnahmen im Optischen handeln, die da überlagert wurden.

Wenn da unter der Aufnahme steht "but rather greatly reduced with a series of computer software packages that included Astro Pixel Processor, DeepSkyStacker, and PixInsight.", dann hat das aufnahmetechnische Gründe... zum Beispiel dass die irdische Beleuchtung rausgerechnet werden musste. Oder die (unvermeidlichen) Imperfektionen des Aufnahmegeräts.

Insofern hat man bei diesem Bild wirklich versucht, das zu zeigen, wonach Du suchst... nur hättest Du einen entsprechenden optischen Eindruck halt nicht direkt hier bei uns, sondern von seeeeeeehr viel näher an dem Objekt.

Und sehr weit entfernte Galaxien siehst Du mit bloßem Auge halt gar nicht, auch nicht vom All aus.

Grüße

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Diplom in Physik, Schwerpunkt Geo-/Astrophysik, FAU
Da sieht Andromeda ja ganz grau aus.

Im Prinzip würde eine Galaxie "in echt", wenn man also auf sie zufliegt und mit bloßem Auge sieht, ähnlich aussehen wie die Milchstraße, die ja auch nichts anderes ist als ein Ausschnitt aus unserer eigenen Galaxie. Man hat einen dunklen bis schwarzen Hintergrund und fast alle Sterne wirken aus der Entfernung mehr oder weniger weiß strahlend. Dieses Foto ist mit einer normalen Digitalkamera aufgenommen worden ohne jegliche Bearbeitung.

Bei genauem Hinsehen mit empfindlichen Geräten stellt man fest, dass die ganzen Sterne bei weitem nicht alle gleich weiß strahlen, wie es unser Auge uns das sagt. Die haben sehr wohl geringe Farbunterschiede, die z.B. einen leichten Stich ins rötliche oder bläuliche haben. Mit normalen Fotosensoren sind diese Unterschiede aber kaum aufzunehmen. Auch unser Auge kann Farben nur unterscheiden, wenn etwas sehr hell strahlt oder leuchtet. Bei zu geringer Lichtstärke sehen wir z.B. nachts nur noch alles grau. Das würde auch passieren, wenn wir von der Galaxis so weit entfernt wären, dass wir sie komplett sehen würden. Das ist wie gucken in der Nacht.

Hubble geht z.B. anders vor. Die haben keine speziellen Sensoren für die einzelnen Farben wie normale Digitalkameras oder das menschliche Auge, sondern extrem empfindliche Sensoren für das gesamte Lichtspektrum, die auch Farben bei nur extrem geringer Lichtstärke erfassen können. Um Farbaufnahmen zu machen, werden vor diese Sensoren der Reihe nach unterschiedliche Farbfilter geschaltet und mit diesen Filtern einzelne Aufnahmen gemacht. Diese einzelnen Aufnahmen werden dann etwas bearbeitet, indem Farbkontraste noch verstärkt werden und am Ende werden sie übereinandergelegt, um ein komplettes Farbbild zu erstellen. Diese teilsrecht bunten Aufnahmen geben dann die Himmmelsobjekte so wieder, wie wir sie sehen würden, wenn wir auch in tiefer Nacht immer noch alle Farben sehr klar sehen könnten.

Jenes "Astronomy Picture of the Day" ist aus Schwarzweiß-Aufnahmen zusammengesetzt und kann darum überhaupt keine "Farben" darstellen. Aber auch unsere Wahrnehmung "von Auge" einer fernen Galaxie würde (auch dann, wenn wir sie aus relativer Nähe z.B. aus einem hypothetischen Raumschiff bewundern könnten) kaum viel anders aussehen, was die Farben betrifft - denn unsere Augen sind für die Erkennung von Farben nur bei großen Lichtintensitäten geeignet. In der "Nacht" und bei sonst dunklem Himmel ist unser Farbsehen nur minimal. Es gibt da ja auch das Sprichwort "In der Nacht sind alle Katzen grau" - und ebenso halt alle noch so farbig leuchtenden Sterne und Gasnebel einer Galaxie !

das ist ein schwarzweiß Kompositbild. Für das bloße Auge sieht eine Galaxie wegen der schwachen Leuchtkraft immer eher grau aus, weil die lichtempfindlichsten Sensoren der Netzhaut keine Farben sehen können. Auch wenn man näher kommt, sieht das eben aus wie die Milchstraße: Auflösung in viele Sterne, das Zentrum etwas hellgrau neblig.

Kurze Antwort :

Da sieht Andromeda ja ganz grau aus.

richtig, und mit einem 100 mm Spiegelteleskop selbst im Winter bei trockenem Frost und Windstille zudem eher verwaschen und flirrend in hoher Vergrößerungsstufe durch atmosphärische Einflüsse im Flachland.

Ich kann Dir das so genau sagen, weil ich die Andromeda selbst schon durch ein 100 mm Spiegeltesleskop mit 800 mm Brennweite @ 600 - facher Vergrößerung kurz im Okular hatte.