Wie war die Zeit der 80/90er?

10 Antworten

Oh ja, das war eine völlig andere Zeit. Kann man aber alles für die verschiedenen Bereiche im Netz recherchieren.

In die Zeit fiel der Mauerfall, 9.11.89, und die Zeit danach. Ein einschneidendes Erlebnis. Der einzigartige kulturelle Charme West-Berlins, der sich aufgrund der Insel-Lage gebildet hatte, blieb aber noch viele Jahre erhalten. Es gab die Nachfolge-Generation der "Kinder vom Bahnhof Zoo", eine Heroin-Szene, die sich tagsüber vorm Bf. Zoo (damals Hauptbahnhof Berlins) traf, und die weiblichen Angehörigen gingen abends in der Kurfürstenstr. anschaffen. Bis nach dem Mauerfall hatte West-Berlin einen grün-linken Senat unter Walter Momper (SPD), der die einzige Möglichkeit der West-Berliner, mal unbegrenzt schnell zu fahren, nämlich auf der Autobahn "Avus", abschaffte und da Tempo 100 verhängte, und der die beliebte Ausflugsroute Havelchaussee für den privaten KFZ-Verkehr sperrte. Das verursachte viel Wut in der Bevölkerung und im Sommer 89 eine gigantische Demonstration (Korso) auf der Avus. Der nachfolgende CDU-Senat unter Diepgen öffnete wenigstens die Havelchaussee wieder. Ich erinnere mich, wie dann ein Genießer auf seiner dicken Harley da entlang glitt, die Musik laut aufgedreht, und am Straßenrand stand ein grüner Giftzwerg und keifte: so ein Krüppel! Es gab damals keinen Fachkräftemangel, im Gegenteil. Der Ölpreis lag Anfang der 90er bei nur 16 USD/barrel, und die Offshore-Öl-Industrie hatte kein Geld für Forschung und Entwicklung. Das traf mich sehr hart und machte mich jahrelang ohne Job, denn ich hatte einschlägig promoviert. Es gab damals noch nicht den Euro, sondern DM (Westmark) und anfangs auch Ostmark. Clevere Leute sahen kommen, dass die Regierung Kohl einen Umtausch 1:1 beschließen würde, obwohl das Verhältnis auf dem freien Markt ein ganz anderes war, da war eine Ostmark viele Westmark wert. Also kauften sie in der Ex-DDR so viel Ostmark wie sie nur konnten und machten später mit dem Umtausch 1:1 einen fetten Reibach. Es gab damals auch noch keine Handys und so gut wie keine Mobilfunknetze. Im KaDeWe wurden koffergroße Auto-Telefone als Luxusgut angeboten. Die Integration der ostdeutschen Wirtschaft in die westliche war also dadurch geprägt, dass man nicht mal eben schnell von überall aus anrufen konnte. Die Rolle der Treuhand solltest Du aus dem Schulunterricht kennen. Sie betraf aber nicht alle Ost-Betriebe. Ich arbeitete ab 98 einige Jahre in einem Ost-Betrieb, der es auch ohne Treuhand geschafft hatte, aber nur unter großen Opfern, viel Lohnverzicht und Verlust vieler Arbeitsplätze. Nochmal zurück zur Zeit vor dem Mauerfall: West-Berlin wurde damals durch viel Subventionen wirtschaftlich am Leben gehalten, denn die Insel-Lage war der Wirtschaft natürlich sehr abträglich. Wir West-Berliner Arbeitnehmer bekamen vom Staat eine Berlin-Zulage, die stand wie eine negative Steuer auf den Gehaltsabrechnungen. So gab es auch zu der Zeit schon namhafte Betriebe in West-Berlin, z.B. der Hersteller von Luxus-Reisebussen "Neoplan", die Motorradwerke von BMW, oder der Büromaterial-Hersteller Herlitz. Es gab west-Berliner U-Bahn-Linien, die führten unter Ost-Berlin hindurch. Die dortigen U-Bahn-Stationen waren hell beleuchtet und von bewaffneten Uniformierten streng bewacht, und die U-Bahn hielt da nicht. Als Mutprobe machte ich denen aus der U-Bahn heraus oft einen Stinkefinger. Wenn wir West-Berliner nach Westdeutschland fahren wollten oder zurück mussten wir die Transit-Autobahnen benutzen, bei strengen Grenz-Kontrollen. Darüber gab es viele Witze und Anekdoten. Z.B. dass die sächsischen Kontrollettis gerne mal sagten: Gänsefleischt mal den Gowwerraum aufmachen? Sie fragten auch immer: Waffen? Munition? Funkgeräte? Es trug sich mal zu, dass der West-Berliner aus dem Auto heraus antwortete: Wat woll'n Se denn anlegen? Dann war Schluss mit lustig: Alle raus, Hände aufs Dach! Wenn man stattdessen mit dem Zug die Transitrouten befuhr gab es ähnlich strenge Kontrollen. An den Grenzstationen wurde immer ein Hund unterm Zug entlang geschickt, um nach Personen aus der DDR zu suchen, die sich vielleicht da festklammerten um in den Westen zu flüchten. Man sah einen Uniformierten mit zusammengerollter Hundeleine neben dem Hund am Zug entlang laufen. Ich versuchte dann oft, den richtigen Moment abzupassen und durchs Betätigen einer Klospülung den Hund zu duschen.

Servus,

Ziemlich ähnlich. Es gab schöne Zeiten und Probleme. Der Mensch macht sich immer Zukunftssorgen, nur da diese nicht eingetroffen sind verblassen sie in der Erinnerung.

Mobbing war ein wahres Problem. Besonders in der Schule. Die Sportlehrer waren die schlimmsten Mobber.

Man hatte mehr Ruhe, aufgrund mangelnder Mobilität und konnte daher auch mehr Quatsch als Kind anstellen, ohne das es je raus kam.

Aber alles in allem, gab es damals tolle zeiten, schlechte Zeiten, Ängste, Freuden, Sorgen, Nette Leute und Arschlöcher.

Lg

Bin Jahrgang 1970.

Besonders die 80er waren bunt und schrill. Neue Deutsche Welle, Schulterpolster, Wiedervereinigung.

Aber auch AIDS, hohe Arbeitslosenquote, wenig Ausbildungsplätze.

Weniger Autos, weniger Nazis. Ich musste die 10. Klasse wiederholen und habe darum erst 1990 Abi gemacht.

Ich möchte "meine 80er" nicht missen. Freunde habe ich noch "live" getroffen.

Es gab noch genügend Schnee zum Skifahren und die Zigaretten waren noch relativ günstig. Man hat auch leichter günstige Wohnungen bekommen. Es gab noch keine politisch hetzerische Spaltung in der Gesellschaft. Der Arbeitsmarkt war für die akademischen Boomer angespannt, weil es einfach zuviele gab.