Wie viele Tiger gibt es in Russland noch?


22.05.2022, 14:52

Die zu zählen ist doch schwierig in den endlosen weiten der russischen Taiga

1 Antwort

Die zu zählen ist doch schwierig in den endlosen weiten der russischen Taiga

Eine exakte Zählung ist natürlich nicht möglich. Man kann den Bestand deshalb nur mehr oder weniger genau schätzen.

Vorwiegend kann man die Popularionsgröße anhand der Fährten im Schnee abschätzen. Diese Methode ist auch heute noch die gebräuchlichste, weil sie nicht teuer und leicht durchführbar ist. Sie ist jedoch statistisch ungenau, weil sich anhand der Spuren die Individuen nicht unterscheiden lassen. Es kann z. B. sein, dass zwei Fährten gefunden und als zwei Individuen gezählt werden, obwohl sie in Wahrheit vom selben Tier stammen. Durch morphometrische Vermessen der Spuren sollen Unterscheidungen einzelner Individuen jedoch möglich werden. So ist z. B. eine Unterscheidung nach Geschlecht (die Kater sind durchschnittlich größer und schwerer als die Katzen, daher sind auch ihre Spuren größer) möglich.

Eine neuere Methode zur Bestandsschätzung ist das Monitoring mit Kamerafallen. Das Streifenmuster eines Tigers ist einzigartig wie ein Fingerabdruck. So ist es möglich, auf den Fotos einzelne Tiere zu identifizieren und voneinander zu unterscheiden.

Außerdem kann man den Bestand mit Hilfe von DNA-Proben schätzen, z. B. indem man Haar- oder Kotproben sammelt. Einerseits lässt sich aus einer DNA-Probe ein genetischer Fingerabdruck erstellen, den man dann eindeutig einem Individuum zuordnen kann. Auch ist es möglich, z. B. das Geschlecht zu bestimmen. Andererseits lässt sich die Größe des Bestands auch mit Hilfe populationsgenetischer Analysen abschätzen, indem man z. B. ermittelt, wie groß die genetische Diversität ist und ob und in welchem Umfang es Inzucht gibt. Auf diese Weise lässt sich auch die effektive Populationsgröße ermitteln, mit der man z. B. abschätzen kann, wie stark Gendrift zu einer Abnahme der genetischen Vielfalt führt, etwa, weil Inzucht häufig ist oder weil es ein ungleiches Geschlechterverhältnis gibt.

Sowohl Kamerafallen als auch DNA-Untersuchungen liefern statistisch sehr verlässliche Daten. Beide haben aber den Nachteil, dass sie sehr teuer und logistisch schwer durchführbar sind.

2015 wurde der Bestand des Amurtigers (Panthera tigris altaica) auf etwa 562 Tiere in Russland geschätzt, darunter etwa 100 Jungtiere. Allerdings zeigte die Zählung auch, dass es mehr Weibchen als Männchen gibt. Etwa 35 Tiere soll es im Grenzgebiet zwischen Russland und China geben. Wie groß der Bestand in Nordkorea ist und ob es dort überhaupt noch Amurtiger gibt, ist unbekannt.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Fuchssprung  22.05.2022, 18:41

Ist das nicht zum Kotzen? Nur noch 562 Tiger!

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Darwinist  23.05.2022, 00:05
@Fuchssprung

Auf jeden Fall! Aber immerhin noch mehr als es Amurleoparden gibt. Deren Weltbestand wird auf gerade einmal wenig mehr als 60 Tiere geschätzt. Ungefähr noch einmal so viele leben in Zoos.

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