Wie verhalte ich mich jetzt weiter (Lehrer-Schüler)?
Hallo liebe Leser!
Ich habe folgendes "Problem". Ich arbeite als Sportlehrerin und unterrichte Kinder zwischen 6-10. In einer meiner Stunden hab ich ein Kind, das ganz offensichtlich unter einer kognitiven Beeinträchtigung leidet. Es gab auch schon ein Gespräch mit dem Vater, der darauf meinte sein Sohn wäre etwas "speziell". Das ist nun auf keinen Fall ein Problem, ich habe ihn genau so behandelt wie die anderen Kinder und habe sogar über Minecraft eine Verbindung zu ihm herstellen können.
Nun kommen wir zum Problem. Er kam letzte Stunde mehrmals zu mir und hat mich umarmt und hat sehr auf mir gepickt und mir ganz viele Sachen erzählt. Damit hab ich grundsätzlich kein Problem, ich höre ihnen immer gerne zu und eine Umarmung ist auch manchmal ok. Allerdings kam er jedes Mal nachdem er eine Station gemacht hatte (Geräteturnen) zu mir und hat mich umarmt. Ich habe dann versucht ihm zu erklären, dass das Umarmungspotenzial für heute erfüllt ist und das hat er kurz angenommen.
Danach kam er aber wieder zu mir, hat mich umarmt und dann gefragt ob er mir was sagen kann. Ich habe ja gesagt weil ich etwas über Minecraft erwartet habe. Aber dann hat er "ich liebe dich" gesagt.
Er ist 8 Jahre alt, also ist mir bewusst das das nicht ernst gemeint war, aber ich bin trotzdem ein wenig unsicher wie ich fortfahren werde. Bei einem anderen Kind wäre das leichter, aber durch seine kognitive Beeinträchtigung hat er mich sehr schnell als Bezugsperson gesehen, obwohl ich ihn nicht anders behandelt habe.
Mir ist klar das ich eine Grenze setzen werde, weil ich mich selbst auch einfach nicht wohl fühle damit, aber ich wollte fragen ob jemand vielleicht weiß, wie ich ihm das am besten erklären kann.
Danke für alle Antworten!
3 Antworten
Hallo,
zum Einen muss ich anerkennen, dass sich die Gesellschaft stets verändert. Zum Anderen frage ich mich aber, ob es gut ist, dass man die Kinder heute so sehr in Watte packt. Ich würde dem Schüler freundlich aber bestimmend sagen, dass das nicht geht was er da einfordert. Dem Ganzen würde ich maximal zwei Wiederholungen schenken und dann nochmal mit den Eltern und der Schulleitung die Situation besprechen/deeskalieren.
Deine Situation ist gewiss keine einfache. Von außen lässt sich vieles sehr einfach sagen. Einen Gedanken möchte ich noch sagen dürfen: wäre es eine Möglichkeit den Jungen mit ausgestreckten Armen aber einem freundlichen Gesicht und Worten schon beim Versuch einer Umarmung fernzuhalten? Vielleicht versteht er ja nur ganz oder gar nicht
Das habe ich bereits getan und es hat einigermaßen gut funktioniert! Aber ja du hast Recht, es ist nicht einfach, vor allem weil jedes Kind seinen ganz eigenen Kopf hat. Ich bin sicher ich werde eine gute lösung finden. Danke!
danke Dir auf jeden Fall, dass Du so offen und ehrlich bist. Diese Eigenschaft (um Rat fragen) besitzen nicht mehr viele Menschen. Ich finde das schön
Danke das freut mich sehr! Ich finde das auch sehr wichtig. Mann lernt nie aus und von anderen Erfahrungen zu lernen ist immer super. Danke auch für deine Meinung und Sichtweise. Du hast mir auf jeden Fall geholfen. :)
Wäre das nicht ein Fall fürs Lehrerkollegium? Es gibt doch bestimmt Kollegen, die das schon kennen. Damit wäre das Problem auch offiziell und du musst nicht mehr hinundher switchen. Bevor der Vater noch mit schrägen Aussagen kommt, sollten bestimmte Kollegen von dem Problem wissen. Ich würde da jemanden mit ins Boot holen.
Bin mir sicher, dass du super Kollegen hast, die eine behutsame Lösung im Sinne des Kleinen und zu deiner Beruhigung haben. Ich würde ihm das immerwieder klarmachen und körperliche Nähe unterbinden, ihn aber immer mal ansprechen, motivieren, mal loben, so dass er sieht, dass du ihn nicht links liegen lässt. Er wird das bestimmt irgendwann so annehmen. Soll jetzt nicht despektierlich klingen, aber manchmal hilft auch ein Griff in die Hundetrainerkiste. Wie bringt man einem Welpen das konzentrierte Lernen ohne Anhänglichkeit bei. Sind wir da so anders? :-)))))) viel Erfolg!
Wahrscheinlich liegt beim Kind eine "Bindungsstörung" vor. Das ist Sache der Eltern, sich zu kümmern.
Das distanzlose Verhalten des Kindes wird dir Probleme machen. Ich verstehe den Part nicht, dass du über minecraft eine Verbindung aufgebaut hast. Übers Internet in deiner Freizeit? Das geht leider garnicht!
Ich würde dir dringend empfehlen, Kontakt mit den Eltern und mit der Schulleitung aufzunehmen und jeglichen privaten Kontakt einzustellen.
Nein das meinte ich nicht! Er war sehr zurückgezogen und dann hat er mich in der Stunde einmal gefragt ob ich Minecraft kenne und so konnte ich ihn bisschen aus der Reserve locken so dass er sich auch mit anderen Kindern unterhalten hat. Ich würde niemals mit einem Schüler privat Kontakt aufnehmen.
Aber ja, ich werde mit den Eltern reden, danke.
Das ist auch absolut nicht meine Absicht! Ich meine auch nicht, dass ich es ihm "schonend" beibringen will, sondern so, dass er es auch wirklich versteht. Weil leider nicht alles bei ihm ankommt was man ihm mitteilt. Aber du hast vollkommen Recht, ich werde ihm die Grenzen Klipp und klar mitteilen, allerdings muss ich auch einen Weg finden wie das aber dann auch so bleibt. Und natürlich, wenn es nicht funktioniert werde ich mit Eltern und/oder Vorgesetzten nochmal reden. Danke!