Wie steht Ungarn zu Asien? Stammen die Ungaren ursprünglich wirklich aus Asien?

3 Antworten

Die Herkunft der Ungarn ist weitgehend ungeklärt, obwohl es sehr viele Forschungen dazu gibt.

Der Komponist Kodaly hat dazu ein interessanter Vorstoß gemacht, und versucht, anhand der Volksmelodien heraus zu finden, woher die Ungarn gekommen sind. Er mutmaßte, dass "Magna Hungaria" irgendwo in Sibirien lag.

Man nimmt heute an, dass die Steppenvölker die an der Ost-Seite des Urals angesiedelt waren, auf Druck der Mongolen nach Westen getrieben wurden. Sie durchmischten sich auf ihren Weg nach Westen mit den jeweilige Völker die sich unterwegs begegneten. Es war ja nicht so wie die Flüchtlingswelle heute, wo die Menschen nach zwei Wochen oder zwei Monaten auf der Matte stehen, sondern die Völkerwanderungen im Mittelalter waren langsame Verschiebungen.

Oberhalb des Schwarzen Meeres haben sich die Stämme geteilt, und eine Gruppe zog nach Nord-Westen. Sie wurden die Vorfahren der Finnen.

Eine andere, wohl größere Gruppe zog durch den Kaukasus und der Türkei in das Pannonsiche Becken. Sie vermischten sich mit den Turkvölker und den Awaren. Erst siedelten sie in Anatolien, und an anderen Stellen in der Türkei. Durch kriegerische Auseinandersetzungen wurden sie von dort vertrieben, und sieben Stammesführer erreichten mit ihren Gruppen das Pannonische Becken. Dort ließen sie sich nieder, und im Laufe der Jahrhunderte wurden aus Hirten und Nomaden ansässige Bauern. 

Nach den Türkenfeldzüge waren große Landstriche Ungarns verwüstet und verwaist, und der König bat deutsche Bauern nach Ungarn zu ziehen. Der Schriftverkehr dazu ist erhalten, und man kann diese Briefe in Budapest lesen. Diese "Schwaben" bildeten kleine Dörfergruppen, die noch heute einen "deutschen" Stil haben. Auch gibt es Dörfer, deren ungarischer Name noch heute den Deutschen Stamm zeigt.

In den Jahrhunderten die folgten, kamen noch viele andere Einflüsse dazu: Während der Habsburgerzeit vermischten sich die Balkanvölker zu einem gewissen Grad. 

In den Jahren des Sozialismus wurden die Roma zwangsangesiedelt. Es war für ein "Arbeiter-Utopia" nicht akzeptabel, dass es Gruppen von nicht sesshaften Menschen gab, und man zwang sie das "Fahren" einzustellen. Gelungen ist es zwar nicht ganz, aber einen Teil hat das Umherziehen aufgegeben.

Auch Juden aus Polen und Russland kamen nach Ungarn, und immer wieder auch Deutsche.

Die Ungarn sind ein Mischvolk, was zusammengehalten wird durch eine starke gemeinsame Identifikation über Sprache, Religion und Geschichte.

Also, zu Deiner ersten Frage kann wohl niemand eine Antwort geben, das es viele Menschen in Ungarn leben und Asien verdammt riesig ist. Zur zweiten Frage. Ein Teil des ungarischen Volkes wird Vorfahren aus dem asiatischen Raum haben, durch mehrere kriegerische Auseinandersetzungen und Handelsbeziehungen kamen zu natürlichen "Durchmengung" der Volksgruppen. Bekanntlich war ja Mongolen und deren Verbündeten schon kurz vor Wien. Der Einfluß der Osmanen über die Grenze des Ungarns hinaus.

Hunnen sind sie nicht (auch wenn Hunnen mal in der Pannonischen Tiefebene waren), aber man kennt die sprachliche Abstammung heute recht gut. Die am nächsten mit dem Ungarischen verwandte Sprache ist Mansisch, das wird östlich des Uralgebirges gesprochen im asiatischen Teil Russlands.

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(Frau der Mansen in traditionell bunter Kleidung)

Weiter unten "Khanty women in traditional dress". Die Khanty sind die sprachlichen und geographischen Nachbarn der Mansen.

Derselbe Satz in Ungarisch (zuerst) und dann Mansisch.

Három a vízből hálóval húsz halat fog.

Hurem né vituel huligel husz hul pugi.

Drei Frauen fangen mit einem Netz zwanzig Fische aus dem Wasser.

Die Wörter für "drei" und "zwanzig" (húsz) sind fast identisch (und Finnisch weicht ab!), auch das Wort für "Frau" ist fast gleich (auch die anderen Wörter in diesem Satz sind sehr ähnlich).

Khanty/Mansi gehören zu den uralischen Völkern (sind damit auch keine Ostasiaten). Die Hunnen haben sehr wahrscheinlich nicht Ungarisch gesprochen (sondern eher eine Turksprache). Zu den uralischen Sprachen gehören auch die Sprachen der Finnen, Esten und Sami ("Lappen").

Heute leben noch gut 12000 Mansen in Russland. Die Sprache ist aber gefährdet.