Wie steht die evangelische Kirche zu Homosexualität?

13 Antworten

Die evangelische Kirche in Deutschland hat keine "verbindliche", theologisch begründete Ansicht dazu. Die einzelnen Landeskirchen sind in dieser Frage auch eher zurückhaltend. Die seelsorgerlichen Arbeitskreise haben im Lauf der letzten 20 Jahre aber alle mehr oder weniger eindeutige Erklärungen abgegeben, mit denen in den Landeskirchen gearbeitet wird.

Der Tenor lautet in etwa, daß Homosexualität nicht als Sünde angesehen werden kann und darf, da homosexuelle Menschen so geboren sind, also von Gott als die geschaffen wurden, die sie sind. Homosexuelle Partnerschaften werden als Möglichkeit menschlichen Zusammenlebens anerkannt, auch wenn es hierzu mancherorts abweichende Ansichten gibt; von der Organisation "Kirche" sind sie mindestens zu tolerieren, Homosexuelle dürfen nicht diskriminiert werden. In einigen Landeskirchen ist es möglich, gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften kirchlich segnen zu lassen. Es gibt hierzu Agenden, die einen Ritus vorschlagen, der dem Trauritus ähnlich ist. Da die Ehe in der EKD nicht als Sakrament betrachtet wird, entsteht hier kein Konflikt aus einer quasi-sakramentalen Handlung. Es ist aber i. d. R. vom jeweiligen Pfarrer abhängig (und von seinem persönlichen Gewissen), ob eine solche Segnung in einer Gemeinde gemacht werden kann. Die EKD und die einzelnen Landeskirchen haben Beauftragte, die sich speziell mit Fragen zu Homosexualität beschäftigen und Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung verhindern sollen. Ob in einer Gemeinde ein homosexuell liebendes Paar angefeindet oder aufgenommen wird, hängt von der Zusammensetzung der Gemeinde ab (Stadt oder Land etwa, ältere oder jüngere Glieder).

Generell kann gesagt werden, daß Gott seine Zuneigung zum Menschen nicht an der sexuellen Orientierung ausrichtet. Die Liebe zu anderen Menschen, auch die erotische, kann auch in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft wiedergespiegelt werden. Ob und wie Menschen zusammenleben und sich lieben, ist in letzter Instanz ihrem persönlichen Gewissen zu überlassen. Die EKD und ihre Gliedkirchen greifen dem nicht vor. Gruß, q.


David0815  14.04.2010, 17:37

Das freut mich natürlich für die entsprechenden Leute, aber hier: "Der Tenor lautet in etwa, daß Homosexualität nicht als Sünde angesehen werden kann und darf, da homosexuelle Menschen so geboren sind, also von Gott als die geschaffen wurden, die sie sind."

ist die evangelische Kirche dem zweckgebundenen Argument der Angeborenheit, welches in den 70ern einfach nur zum Zweck der Toleranzschaffung erfunden wurde, ja ordentlich auf den Leim gegangen. ^^ Das konnte bis heute nirgends nachgewiesen werden und der Hauptteil von abweichenden sexuellen Neigungen geht (wie manche wenigen Schwulensprecher inzwischen einräumen) eher von der persönlichen Entwicklung aus und hormonelle Umstände können maximal begünstigend wirken.

Naja, politische Interessen stehen immer erstmal über wissenschaftlichen oder in diesem Fall geistlichen Interessen.

Dass sich die evangelische Kirche lieber mit anderen Dingen befasst, spricht immerhin für sie.

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quopiam  15.04.2010, 10:26
@David0815

Daß Schwul- oder Lesbischsein angeboren sei, ist eine These, das ist korrekt, und zwar neben anderen Thesen. M. E. ist es aber diejenige These, die das Höchstmaß an Toleranz ermöglicht und verhindert, daß Menschen nach jemandem oder etwas suchen, daß an der Homosexualität "schuld" sein kann. Denn dann wären wir wieder in der unseligen Krankheitsdebatte oder - was noch schlimmer wäre - bei der Sünde angekommen. Willst Du ernsthaft mit diesem Hintergrund diskutieren, ganz nach dem Motto "Schwule sind krank und brauchen unsere Hilfe" oder "Schwule sind Sünder und müssen sich bekehren"? Da ist mir die gegenwärtige Arbeitshypothese doch lieber. Gruß, q.

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Also am besten wird wohle eine Antwort aus der Bibel direkt sein. einen Hinweis finden wir in Römer 1,24. "Darum hat Gott sie dahingegeben in den Begierden ihrer Herzen zur Unreinigkeit, ihre Körper untereinander zu schänden". Wir finden hier zwei Hinweise: Begierden des Herzens können zu einer Sucht führen, die Unreinigkeit und damit Sünde erzeugt. Genau das ist bei der Selbstbefriedigung häufig zu beobachten. Nach einer gewissen Zeit führt sie zu einer echten Sucht oder Droge. Man kann ohne sie nicht mehr leben oder einschlafen. Die Sexualität ist für die Ehe gegeben. Jedes anderweitige "Anwenden" (Homosexualität, Geschlechtsverkehr mit Freund/Freundin und Selbstbefriedigung) ist ein abnormer Gebrauch der Sexualität. Das ist was die Bibel sagt, und woran sich die Evangelische oder auch Katholische Kirche halten. (Innerer Zirkel) Nach aussen handeln sie jedoch oft verhalten. Dabei geht es auch um Ihre Popularität. Keine dieser Kirchen möchte zahlende Mitglieder (Gläubige) verlieren. So traurig das auch ist. Der einzige wahre Glaube ist ein Fundamentaler Glaube an die Bibel und Ihr Wort Gottes. Um das auch nochmal klar zu stellen. Gott liebt jeden Menschen, und Gott wird jedem Menschen seine Sünden vergeben. Egal wie schwerwiegend oder weitreichen sie sind. Jesus ist am Kreuz für ALLE unsere Sünden gestorben (1. Johannesbrief Kapitel 1, Vers 9). Also nachdem Homosexualität keine angeborene Neigung ist, sondern eine entscheidung die Mensch trifft. Liebt Gott auch Ihn, da er genauso ein Sünder ist wie jeder andere Mensch. Wir sind eben nur Menschen und unterliegen ohne Gott ausnahmslos unseren gelüsten.

Die Grundlage für beide Kirchen ist die Bibel, also Altes und Neues Testament. Die Gebote, die Gott vor Christi Geburt gegeben hat (und damit meine ich nicht nur die berühmten 10), wurden von Jesus nicht im Neuen Testament nicht aufgehoben.

Im Alten Testament (Genesis 19, Levitikus 18) hatte Gott gesagt, dass ihm gleichgeschlechtliche Beziehungen ein Greuel sind. Im Neuen Testament wird daran erinnert (Römerbrief 1, 1. Korintherbrief 6).

Wer an Gott glaubt und ihn liebt und seine Gebote hält (egal, ob Jude oder Christ), muss also, wenn er homosexuelle Neigungen hat, enthaltsam leben. In diesem Punkt sind sich alle einig.

Wie man allerdings in der täglichen Praxis mit Menschen umgeht, die sich als gläubig bezeichnen, eigentlich auch gläubige Christen sind und eigentlich nur in diesem Punkt Schwierigkeiten damit haben, Gottes Gebote zu halten und Menschen des eigenen Geschlechts über Philia und Agape hinaus lieben (solange die Beziehungen quasi platonisch bleiben, hat auch Gott nichts dagegen), ist ein Problem, dass die verschiedenen Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland noch nicht endgültig gelöst haben. Es ist auch fraglich, ob sie sich jemals endgültig auf ein Dokument einigen können, das man dann hinterher auf der Webseite der EKD lesen könnte.

Wenn Du eine Antwort auf Deine Frage haben möchtest, musst Du also bei den verschiedenen Gliedkirchen der EKD nach dem derzeitigen Stand der Diskussion fragen.

Nur mal so als Ergänzung, ich halte die Unterscheidung schwul/lesbisch/bisexuell/heterosexuell usw. für hausgemachten Blödsinn-ich meine, es ist doch nicht festgelegt, in wen du dich verliebst! Warum scheint jeder zu glauben, dass es irgendeine Schaltzentrale in unserem Gehirn gibt, die sagt "aha, der hat dieses oder jenes zwischen den Beinen, verliebtheit anschalten!"?

Übrigens, ich weiß mehr über das Thema als die meisten, meine Mutter lebt nämlich mit einer Frau zusammen!

Bei der evangelischen Kirche ist es nicht so extrem.

So ist zum Beispiel das kirchliche Amt mit Homosexualität vereinbar. In manchen Landeskirchen und Gemeinden besteht die Möglichkeit einer Segenshandlung (ungleich einer Hochzeit!) für gleichgeschlechtliche Paare.

Es gibt ja keine verbindliche Lehre, wie das bei der kathollschen Kirche ist. Die EKD hat aber eine Schrift zu dem Thema verfasst, diese kannst du hier lesen. Hier wird die Position klar aufgegliedert:

http://www.ekd.de/familie/44736.html