Wie sieht der Bundeswehralltag in der Kaserne aus?

1 Antwort

Das unterscheidet sich von Kaserne zu Kaserne bzw. von Einheit zu Einheit.

Ein reiner Ausbildungsverband führt tatsächlich fast das ganze Jahr über Ausbildungen durch, z.B. Grundausbildungen für Rekruten oder Lehrgänge für den Führernachwuchs. Wenn dann mal in einer bestimmten Phase "lehrgangsfreie Zeit" ist, bauen die Stammsoldaten (also das Personal, das fest dort arbeitet und nicht nur für den Lehrgang hinkommandiert wurde) Urlaub ab, ist auf Fortbildungen, legt eigene Leistungen ab (Schießen, Sport, Märsche) und nutzt diese freie Zeit natürlich auch, um den letzten Lehrgang nach- und den nächsten Lehrgang vorzubereiten.

Kampfverbände, z.B. die Infanteriebataillone, stehen natürlich turnusmäßig für Einsätze zur Verfügung. Ein großer Zeitfresser ist hierbei immer die Einsatzvor- und nachbereitung. Vor den Einsätzen gehen die Soldaten auf diverse Lehrgänge, um ihre jeweiligen Qualifikationen zu erhalten und sich gezielt auf den anstehenden Einsatz vorzubereiten. Dazu kommen diverse Truppenübungsplatzaufenthalte, NATO-Zertifizierung usw. Nach dem Einsatz stehen sog. Einsatznachbereitungsseminare an, es wird Urlaub abgebaut usw. Zwischendurch findet natürlich Ausbildung statt und hin und wieder kommen auch diverse Großereignisse, wie z.B. Tage der offenen Tür, internationale Wettkämpfe, Öffentlichkeitsarbeit usw. Das wird aber von vielen Soldaten als lästig empfunden und man hat mitunter den Eindruck, dass viel zu viel Wert auf solch "schmückendes Beiwerk" gelegt wird, man die Zeit aber besser mit Ausbildung verbringen sollte.

Dann gibt es natürlich auch diverse Stäbe, Ämter, Kommandobehörden usw. Wer dort arbeitet, hat im Wesentlichen Dienst wie jeder Büro- oder Behördenarbeiter in Deutschland auch. Je nach Aufgabenbereich werden halt diese oder jene Themen bearbeitet.

Was jedoch alle möglichen Verwendungen gemeinsam haben ist, dass es neben den fachspezifischen Aufgaben (Ausbildung, Einsatz, Projektarbeit) dieses "Grundrauschen" gibt. Also Aufgaben, die jeder Soldat der Bundeswehr irgendwann erledigen muss. Das sind z.B. diese regelmäßig abzulegenden Sportleistungen, die Schießen, den Papierkram, damit man am Ende des Monats sein Geld richtig ausgezahlt bekommt  usw.


derstraub 
Beitragsersteller
 18.06.2015, 21:45

Danke für die ausführliche Antwort. Du hast die verschiedenen Stäbe erwähnt. Ist ein Soldat der im Stab hinterm Schreibtisch sitzt während seiner gesamten Dienstzeit da? Also angenommen er hat sich für 4 Jahre verpflichtet, ist er dann 4 Jahre lang (abzüglich der (Grund-)ausbildung zuvor) "nur" ein Bürokaufmann in Uniform (salopp gesagt) oder wird er auch in den Einsatz ins Ausland geschickt?

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DerTommy86  18.06.2015, 21:58
@derstraub

Bei einer vierjährigen Verpflichtungszeit wäre ja primär die Mannschaftslaufbahn gemeint. Ich meine, dass der Soldat im Regelfall die gesamte Dienstzeit über den Dienstposten bekleidet, für den er eingestellt wurde. Wenn dieser Dienstposten der des normalen Infanteristen ist, dann wird der Soldat auch zum Infanteristen ausgebildet und als solcher eingesetzt. Wenn er als Geschäftszimmersoldat oder Nachschubsoldat eingestellt wurde, dann wird er auch dort eingesetzt. Die Ausbildung für Soldaten mit vierjähriger Verpflichtungszeit dauert übrigens nicht nur die drei Monate der Grundausbildung. Man kriegt da im Regelfall noch weiterführende Lehrgänge, damit man seinen Dienstposten auch wahrnehmen kann. 

Grundsätzlich besteht für alle Soldaten die Möglichkeit zur Teilnahme an Einsätzen. Wenn das Gebirgsjägerbataillon 233 in den Einsatz geht, dann geht im Regelfall das gesamte Bataillon mit, also auch der Bataillonskommandeur mit seinem Stab und allen Soldaten, die darin arbeiten. Selbst Soldaten, die abseits der Kampfverbände arbeiten, können sich im Rahmen von Freiwilligenmeldungen für die Teilnahme am Einsatz melden. Wenn dann grad eine Stelle frei ist und der Soldat alle Voraussetzungen erfüllt, dann wird auch er in den Einsatz gehen. Nicht jeder Soldat in so einem Feldlager ist ja ne Kampfsau. Die kämpfende Truppe hat immer nen ganzen Rattenschwanz an Unterstützungskräften mit dabei, damit sie mit allem versorgt wird, was sie braucht. Dazu zählen auch die "Bürokraten", die sich um den ganzen Papierkram und die Verwaltungsangelegenheiten kümmern, die auch in einem Einsatzland anfallen.

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