Wie schreibt man emotional?
Und zwar geht dies an alle Leute die gern schreiben oder auch von Beruf Autor sind. Ich werde bald anfangen eine Geschichte zu schreiben.
Gibt es einen Trick einen Menschen so in eine Geschichte zu verwickeln das man diese (Situationsbedingt) zum Weinen bringen kann. Also gibt es für sowas Tricks und Tipps? Ich hoffe man versteht was ich meine.
Danke an jede hilfreiche Antwort :)
8 Antworten
Hey :-)
Das fängt mit der Vorarbeit an; erst mal ist es wichtig, dass man als Leser eine Bindung zu dem betreffenden Charakter aufbaut, das heißt, dass er oder sie möglichst plastisch sein sollte, realitätsnah, authentisch. Du musst eine gewisse Identifikationsfläche schaffen. Außerdem kannst du immer mal wieder kleine Hinweise einstreuen, die man als Leser unterbewusst wahrnimmt. Das ist natürlich von der Situation abhängig, die du beschreibst, kann aber manchmal hilfreich sein. Zum Beispiel (und das ist jetzt ein extrem doofes Beispiel haha) nehmen wir mal an die Zimmerpflanze unserer Protagonistin Monica Musterfrau geht ein (oder sonst wie zu Grunde). Dann sollte vorher schon klar gemacht werden, dass sie diese Zimmerpflanze sehr gerne hat. Es wird immer mal wieder, ohne dass der Leser ahnt, dass Flora die Blume dem Tode geweiht ist, erzählt, wie Monica die Pflanze gießt. Sie streicht liebevoll über die grünen Blätter und erinnert sich zum Beispiel an ihre Kindheit; ihre Liebe zum Gärtnern hat sie von ihrer Großmutter, die ihr alles über Pflanzen beigebracht hat und die letztes Jahr verstorben ist. Sie war in Monicas Jugend die einzige Person, von der sie sich verstanden gefühlt hat, und das Hobbygärtnern hat ihr immer schon Kraft gegeben.
Dann kannst du zusätzlich in Monicas Leben etwas einstreuen, was ihr zu denken gibt; ihr Ex-Freund Max Mustermann zieht in die Wohnung über ihr und macht ihr wieder das Leben zur Hölle, während natürlich ihre beste Freundin gerade Urlaub macht, sodass sie nur mit Flora der Pflanze über ihre Sorgen reden kann.
In dem Moment, in dem Monica spürt, wie der Blumentopf, den sie gerade auf der Fensterbank umstellen wollte, damit er einen optimalen Platz in der Sonne hat, ihr aus den Händen rutscht, weil sie sich (zum Beispiel über laute Musik von Max aus der Wohnung über ihr) erschreckt, gleitet ihr nicht nur Flora, sondern ihr ganzes Leben aus dem Fenster.
Es ist nicht nur eine Pflanze in einem Topf, die da vier Stockwerke tiefer auf dem Asphalt zersplittert, nein, es sind Monicas Träume, Hoffnungen, ihr Halt und alles, was ihr Kraft gegeben hat.
- - Das ist natürlich alles sehr dramatisch und überspitzt, aber ich dachte, dass es so ein wenig ansehnlicher wird und es besser deutlich wird, was ich meine.
Außerdem solltest du beim Schreiben das Prinzip von Show, don't tell beachten. Es bringt also nichts zu schreiben "Über den Verlust war Monica sehr traurig", sondern du musst dem Leser zeigen, was Monica berührt. Wie fühlt sie sich, wenn sie sieht, wie Flora auf dem Asphalt zersplittert? Hallt der Klang des zersplitternden Porzellans unheimlich laut in ihren Ohren wider? Füllen sich ihre Augen mit heißen Tränen, die brennende Spuren auf ihren Wangen hinterlassen? Krampft sich ihr Herz zusammen? Zittern erst ihre Hände, dann vielleicht ihr ganzer Körper und hat sie das Gefühl, keine Luft zu bekommen? Vielleicht laufen vor ihrem inneren Auge noch ein paar ihrer innigsten Momente mit Flora ab, vielleicht sieht sie die letzte Verbindung zu ihrer Großmutter verschwinden? Um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, weil gerade alles, was sie kannte, auf den Kopf gestellt wurde, muss sie sich erst einmal auf der Fensterbank abstützen. Vielleicht kann Monica das Geschehene aber auch gar nicht verarbeiten und rennt, nach einer Schockstarre, mit zitternden Knien die ganzen Stufen im Treppenhaus hinunter, wobei sie fast hinfällt, da sie durch ihren tränenverschleierten Blick kaum etwas sehen kann und immer zwei auf einmal nimmt. Ihr Herz pocht wahrscheinlich genauso schnell, wie ihre Schritte auf dem alten Holz im Treppenhaus widerhallen. Unten auf der Straße bringt sie kaum einen Laut aus ihrer Kehle, bloß rohe, schmerzerfüllte Töne, die sie selbst erschrecken. Ihre Tränen tropfen vermutlich auf die die Porzellanscherben, die sie mit leichenblassen, zitternden Händen vergeblich versucht wieder zusammenzufassen, bevor sie die verkümmerten Pfanzenreste vorsichtig an ihr Herz, das nicht mehr richtig schlägt, drückt. -> Das ist natürlich nicht die Art, wie ich so eine Szene schreiben würde, sondern Anregungen und Gedanken, welche Elemente und Aktionen man in eine solche einbauen könnte.
Show don't tell verlangt im Prinzip, dass du schreibst, anstatt zu beschreiben. Zum Beispiel indem du Informationen, die du geben willst, mit Aktionen verknüpfst. Also anstatt "Sie hat blonde Haare", "Sie fährt sich durch die/ihre (gold/stroh/...)blonden Haare" zu schreiben.
Adjektive sind gut, vor allem wenn sie treffend sind und genau das ausdrücken, was du sagen willst. Sie helfen dir auch, alle Sinne des Lesers anzusprechen. Anstatt also nur zu sagen "Ich weine", klingt es gleich viel besser, wenn du schreibst "Die Tränen rinnen an meinen Wangen herab"
Wenn dann "die heißen Tränen" noch "unaufhaltsam an meinen Wangen herabrinnen" und ich sie ein paar Zeilen später "salzig" auf meiner Zunge schmecke, dann wird das ganze doch gleich schon viel verständlicher, das Identifikationspotential größer.
Wobei du es natürlich nicht übertreiben sollst, dann ist das ganze nämlich kontraproduktiv. Man muss einfach ein bisschen schauen und nach Gefühl gehen, wie viel zu viel des Guten ist, aber merkt man eigentlich. Spätestens beim Drüberlesen.
Auch der Stil bei emotionalen Szenen ist wichtig. Versetze dich in deine Figuren hinein, wie erzählen sie in solchen Momenten? Werden die Sätze kürzer, schneller? Oder überschlagen sich die Gedanken in langen Schachtelsätzen? Gibt es vielleicht eine gute Waage aus beidem?
Oder ist der Kopf vielleicht wie leer gefegt?
Wie eben schon beschrieben ist es meistens Schlichtheit die einem als Leser den Rest gibt. Sätze, die grenzenlos ehrlich, unverblümt und authentisch sind.
Alles in allem ist es einfach wichtig, die Waage zu halten. Und es gilt, wie bei so ziemlich allem: Übung macht den Meister, also SCHREIBEN, SCHREIBEN, SCHREIBEN :-D
Feedback ist sehr wichtig, um sich zu verbessern. Freunde, Verwandte, Lehrer oder Menschen in Internetschreibcommunities (z.B Wattpad) geben sowas in der Regel gerne :-)
Um ein gewisses Feingefühl zu bekommen kann auch das Beobachten, Lesen und Lernen sehr hilfreich sein. Natürlich sollst du niemanden kopieren, sondern deinen eigenen Weg und Stil finden, das steht ja ausser Frage. Aber womit schaffen es denn deine Lieblingsautoren, dich mitzureißen und zum Weinen zu bringen? Das sind sehr gute Anhaltspunkte.
Im Endeffekt sieht das nämlich jeder verschieden, so sind auch die Punkte, die ich eben genannt habe, total subjektiv und entsprechen bloß meinen eigenen Ansichten :-) (Und das Beispiel mit der Topfpflanze ist natürlich auch grenzenlos überspitzt)
Am wichtigsten ist es denke ich, selber mit Liebe und Leidenschaft dabei zu sein. Wenn das, was du schreibst, aus deinem Herzen kommt, dann wird es auch die der Leser erreichen
Liebe Grüße und ich hoffe, dass ich dir helfen konnte :-)
Na logisch.
Mach es wie die Medien, instrumentalisier Kinder. Wenn Menschen an Kinder denken, dann ist das Gehirn ausgeschaltet und es wird mit Emotionen reagiert.
Liebe Grüße
Ach was, auf zynische Weise passt das doch ganz gut unter meinen Kommentar :)
Benutze viele Adjektive, die das Geschehen beschreiben.
"Die Katze wurde vom Auto überfahren."
"Die süße Katze, die noch ihr ganzes Katzenleben vor sich hatte, wurde von einem Auto überfahren."
Siehst du den Unterschied? Es muss eine emotionale Bindung vorhanden sein, um Gefühle auszulösen.
Ich bin mir aber sicher, dass es noch mehr Methoden gibt - die folgen bestimmt noch in weiteren Antworten von anderen Nutzern.
Upps, sorry. Habe ausversehen ein Kommentar und keine Antwort geschrieben. Naja, was solls.
Hm, Stephen King rät in seinem Buch "Vom Leben und Schreiben" dazu, soweit möglich, auf Adjektive und Adverben zu verzichten. Er erklärt auch ausführlich, warum. Ist zwar nur ein Autor, aber doch einer, der Ahnung hat.
Am Besten du fängst mit einer Situation an, die du selbst schon erlebt hast. Dann kannst du das Geschehen sehr detailliert 'erzählen'. Versuch dich einfach reinzudenken und beschreibe es in Ruhe.
Wichtiger Tipp (finde ich): Nicht hetzen!
Das kannst du nicht unbedingt steuern. Nicht jeder fängt überall an zu heulen.
Versuche es mit Charakteren, die eigentlich ein gutes Ende haben KÖNNTEN, wenn diese Sache nicht passieren würde. Praktisch, dass sie so nah dran waren zu überleben, dass der Tod wirklich überraschend kommt.
Tricks gibt es keine.
Tipps:
.) Kenne deine Figuren
Wenn du sie kennst und zwar besser kennst als dich selber, dann weißt du was sie zum Weinen bringen kann und wenn du das weißt weißt du wie du solche Situationen einbauen kannst.
.) Umschreibe Gefühle
Also nicht "Sie/er war so traurig", sondern beschreibe wie sich Trauer anfühlt "Seine/ihre Magen schien sich zu verkrampfen und er/sie hatte das Gefühl sein/ihr Herz hätte aufgehört zu schlagen...."
.) Baue die Situationen so ein dass sie nachvollziehbar sind
Also kein plötzliches "Und dann erschlug ein Komet ihre große Liebe", sondern nachvollziehbare, logische Situationen.
Weißt du zufällig "warum"? Denn eigentlich finde ich den Kommentar von dkjbfdkjbfkjeu sehr hilfreich :o