Wie muss eine Flüssigkeits Infussion für einen Patienten der größere Blutverluste erlitten hat beschaffen sein?
Hey mache gerade meine Bio Hausaufgaben. Habt ihr vielleicht eine Antwort auf meine Frage da oben. Ich hab ausfindig machen können, dass man eine Kochsalzlösung braucht. Wir haben wie gesagt das Thema Osmose. Ich denke das hat was mit dem hypertonischen bzw hypotonischen Druck zu tun. Könnt ihr mir noch weiterhelfen. Wäre mega nett ( bin gerade alleine im Distanzlernen )
2 Antworten
Nein, es wird eine balancierte Vollelektrolytlösung, z.B. Sterofunfin verwendet, dass ist auch die einzige Lösung, welche über eine arzneimittelrechtliche Zulassung in Deutschland verfügt. Bis vor wenigen Jahren, gab es noch HAES, diese Lösung, enthielt mit Absicht zu viel Salz, sodass das Wasser aus den Zellen in den Intravasalraum gelangt ist, es war also schneller wieder der gewünschte Blutdruckwert erreicht, großer Nachteil war allerdings die intrazelluläre Austrocknung hierdurch und nachdem herauskam, dass die Zulassungsstudien sogar eine Fälschung gewesen sind, verlor HAES auch seine arzneimittelrechtliche Zulassung.
Mfg.
Hi.
Auf deine Frage gibt es keine einfache Antwort. Die Volumentherapie bei Blutverlust ist immer noch nicht mit abschließender Sicherheit geklärt. Das liegt daran, dass hier nicht nur das Problem vorliegt dass plötzlich Flüssigkeit - also Zirkulierendes "Volumen" im Körper fehlt, sondern eben auch anteilig alle wichtigen Funktionen die das Blut erfüllt beeinträchtigt werden.
Am besten ist also zunächst mal eine Infusion die genau die selben Fähigkeiten mitbringt die das (fehlende) Blut auch hat. Naja und das ist halt Blut. Also die beste Infusion für jemanden der einen großen Blutverlust erlitten hat ist erst mal Blut - oder Blutbestandteile. Ärzte bestimmen mit speziellen Tests zum Beispiel welche Blutbestandteile am ehesten noch fehlen und gleichen diese dann gezielt mittels aus Spenderblut gewonnenen Konzentraten aus.
So viel vorweg, nur leider bringt dich das nicht weiter. Und bestimmte Bereiche der Medizin auch nicht wirklich, denn Blut oder Blutprodukte stehen nicht immer und überall zur Verfügung. Was also gebe ich, wenn ich kein Blut habe? Ja und da gibt es eben schon zum teil voneinander abweichende Meinungen.
Grundsätzlich gilt: Je näher das "Ersatzprodukt" an die Eigenschaften des Bluts ran kommt desto besser. Weil man nicht alle Eigenschaften des Bluts in so einem Ersatz abbilden kann, pickt man sich ein paar raus die man für am wichtigsten hält:
- den PH-Wert
- die Elektrolytkonzentration
- die Osmolarität
In der Regel bauen die Meisten Infusionen auf diesen Bausteinen auf, können aber von Meinung zu Meinung und je nach Verfügbarkeit auch abweichen.
Schauen wir uns das mal genauer an:
PH-Wert: Der PH-Wert des Bluts liegt bei ca. 7,36-7,44 - eine Infusionslösung sollte in einem ähnlichen Bereich Sein
Elektrolytkonzentration: Elektrolyte sind bestimmte im Wasser gelöste Stoffe. Zum Beispiel unser Kochsalz (Natrium), aber auch Kalium und andere. Ihre Konzentration sollte so gewählt sein dass sie nicht schädlich ist. Das kann bei manchen Elektrolyten ziemlich schnell gehen.
Osmolarität: Die Osmolarität des Blutes oder der Flüssigkeit wird von allen Stoffen oder Molekülen beeinflusst, die sich in ihr befinden. Je nach Anwendung sollte die Osmolarität der Infusionslösung (osmotischer Druck) der des Blutes entsprechen oder sie Übersteigen. Wenn der osmotische Druck der Infusionslösung unter dem des Blutes (man sagt "Hypoton") liegt, wird die infundierte Flüssigkeit das Gefäßsystem sehr schnell verlassen und in das Körpergewebe sickern wo es nicht mehr für den Kreislauf zur Verfügung steht und sogar Schaden anrichten kann.
Ist der Druck gleich (Isoton)dem des Blutes wird das infundierte Volumen im Gefässystem über längere Zeit bleiben und am Kreislauf teilnehmen. Das ist das was man will.
Ist der osmotische Druck größer (Hyperton) wird das infundierte Volumen nicht nur im Gefässystem bleiben, sondern sogar noch Flüssigkeit von außerhalb des Gefässystems (aus dem Zwischenzellarum) in das Gefässystem "saugen" damit ist dann der Effekt auf den Kreislauf sogar größer als das rein von außen infundierte Volumen, weil es aus dem Körperinneren zusätzlich Flüssigkeit im Blut sammelt. Solche Infusionslösungen nennt man auch "Plasmaexpander". Da Plasmaexpander aber aus anderen Gründen ein ungünstigeres Nebenwirkungsprofil haben, werden sie in der Regel nur selten und bei wirklich großen Blutverlusten angewendet.
In der Regel werden sogenannte "Isotone balancierte vollelektrolytlösungen"* verwendet. Sie sind ph-neutral, haben eine passende Elektrolytkonzentration und einen gleichen Osmotischen Druck wie das Blut.
In Wirklichkeit ist auch das alles noch etwas Komplexer und um einige Faktoren reicher - und noch immer Gegenstand von Forschungsarbeiten. Als Beispiel sei hier genannt, dass es auch noch darauf ankommt ob der osmotische Druck der Flüssigkeit hauptsächlich durch Salze(Kristalloide) oder hauptsächlich durch Eiweise(Kolloide) aufrecht erhalten wird.
Ich hoffe ich konnte dir etwas weiter helfen ;).
*auf Seite 82 der Langfassung nachzulesen : https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/012-019.html