Wie lebten die Kinder im Mittelalter?

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kinder haben in reih und glied meist mit den eltern auf dem feld gearbeitet. teilweise mussten sie die erzeugnisse der eltern auf den markt verkaufen. im haushalt war auch viel zu tun, also hatten die ärmsten nicht viel freizeit

wenn dann sonntag war gingen sie meist in die kirche oder spielten mit seinesgleichen ball, angelten, badeten usw


Knipqueen 
Beitragsersteller
 24.08.2009, 20:21

Danke. Hast mich auf eine supi-Idee gebracht (:

sehr hilfreich!!!

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Hallo,

da ich mich von meinem Studium gerade mit der Kindheit im Mittelalter befasse kann ich dazu ein wenig beisteuern.

Der vielzitierte Autor Phillip Aries wird in meinem Studium sehr in Frage gestellt. Er gibt an, dass es keinen eindeutige Phase der Kindheit gibt und dass Kinder mit sieben Jahren zu den Erwachsenen gezählt wurden.

Es gab definitiv eine Phase der Kindheit die nicht wie vielfach behauptete mit sieben Jahren endete. Die Kinder kamen meist mit einem Durchschnittsalter von 14 Jahren in die Lehre oder in die Ausbildung. Hiervon ausgenommen sind die Kinder die in Klöster gegeben wurden.

Die Kinder wurden mit Liebe und Sorgfalt großgezogen. Allerdings muss hier auch der kulturelle Kontext mitbeachtet werden. Kinder waren oftmals allein oder in der Obhut einer Kindsmagd, falls sich das die Eltern leisten konnten. Da in Mitteleuropa bei Elterteile zur Bewirtschaftung des Landes benötigt wurden, blieben Säuglinge oft in der Wiege zu Hause. Das hat aber nichts mit mangelnder Fürsorge zu tun..es ging schlicht und ergreifend nicht anders. Wenn man einen Säugling mit auf das Feld nahm hinterte er beim Arbeiten. Legte man am Feld ab, konnten wilde Tiere es fressen. Kinder spielten, rauften, schlugen sich die Knie auf, nervten ihre Eltern, wurden mit der Rute geschlagen. Die Rute war leider ein Bestandteil der Erziehung. Ein Mönch sagt von sich, er würde lieber sterben als nochmals zur Schule zu gehen, wo die Rute auch gern eingesetzt wurde. Es gab allerdings schon im Mittelalter Gelehrte, die diese Methoden anzweifelten. Kinder mit sieben Jahren wurden zu kleinen leichten Aufgaben herangezogen. Unkraut jägten, Wasser holen, Essen auf das feld tragen, Gänse hüten und dergleichen. Es gibt viele Rituale mit Kindern, Taufe zum Beispiel. Kinder waren im Mittelalter erwünscht und gewolt und so wurden sie auch behandelt. Es gibt wenig historische Quellen zur Kindheit. das liegt daran, dass die Kinder im Mittelalter einfach zum Alltag dazu gehörten. Sie waren da und wuchsen in die Welt der Erwachsenen hinein, die Welt war noch sehr einfach. Mit der Industrialisierung wurde die Welt zunehmend komplexer und daher benötigte man Abgrenzungen. Kind und Erwachsener wurden begrifflich voneinander getrennt. Im Mittelalter war eine Phase der Kindheit nicht nötig.

Kinder mit 14 Jahren gingen als Knechte und Mägde oder als Lehrlinge oder als Knappen quasi in die Lehre. Doch das gehört dann eher in die Adoleszenszeit.

Im Mittelalter gab es sicherlich, ebenso wie heute, gute und schlechte Menschen, die Kinder nicht gut behandelt haben. Aber im Großen und Ganzen wurden Kinder geliebt und so wurden sie auch behandelt.

Wer hier nach demokratischen oder sonstigen Erziehungsmethoden sucht, sucht vergebens.

Noch ein kleiner Exkurs zu Aries: seine Behauptung dass im Mittealter die Kindersterblichkeit so hoch war lag daran, dass die Mütter kaltherzig waren und sich emotional nicht zu sehr an die Kinder binden würden, da viele von ihnen ja streben würden, entspricht nicht ganz den Tatsachen.

Barabara Hanawaldt hat hierzu (etwas makaber) gerichtsmedizinische Unterlagen aus dem Mittelalter gesichtet. Die Hauptursache weshalb Säuglinge starben, war der Feuertod. Die Wiege wurde gern neben dem Feuer aufgestellt, damit es die Kleinen warm hatten. Nebenbei: der wärmste Ort im mittelalterlichen Haus. Die Wiege fing Feuer und die Kleinen verbrannten. Die Mutter war meist zur dieser Zeit nicht im Haus, musste arbeiten, einkaufen (sowas wie einen Buggi gab es damals noch nicht) oder im Gottesdienst (sehr wichtig). Es gab auch Berichte, dass sich Mütter in die brennenden Häuser stürtzten um die Kleinen zu retten. Krankheiten spielten eine wichtige Rolle und eine Sache ist nicht zu unterschätzen: es war im Mittelalter schlicht weg unmöglich ein Haus kindersicher zu machen. Daher band man die Kleinen an, was dann auch wieder nagative Folgen hatte.

Die Behauptung von Aries stimmt hier also nicht mit den Fakten überein. Ebenso seine Quellen sind meist Quellen aus dem 16 Jhr. von denen er aus auf das Mittelalter zurückschließt, was schlicht und ergreifend nicht funktioniert.

Kinder gehörten einfach dazu, sie werden nicht explizit in Quellen erwähnt. Papier und Schrift war kostbar, wozu das alltägliche aufschreiben?

So, das wars jetzt mal von mir. Auch eine wunderbare Wiederholung für meine Prüfung morgen. Ich hoffe ich konnte etwas Licht in die Angelgenheit bringen.

Es gibt ein Buch mit dem Titel "Alltag im Mittelalter" von der Autorin Maike Vogt-Lüerssen.Wenn es schnell gehen soll: über die google-Suche "Maike Vogt-Lüerssen+Alltag im Mittelalter" die angebotene "Wikipedia"-seite nehmen,auf dieser Seite ist ein link zur website von Maike V.-L.(Kenne die korrekte Adresse nicht mehr...) Wenn man den link anklickt,wird man über "Bücher zur Geschichte..." direkt "in" das o.a. Buch geführt und kann jedes einzelne Kapitel anklicken und lesen.Sehr verständliche Sprache,gut recherchiert und fundierte Tatsachen,für Referate o.Ä. tadellos geeignet (nicht vergessen,die Quelle anzugeben...)Hilft hoffentlich!


Knipqueen 
Beitragsersteller
 24.08.2009, 20:22

supi!! hat auch schon geholfen!!!!!!

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Versuchs doch mal bei www.g-geschichte.de


Knipqueen 
Beitragsersteller
 24.08.2009, 20:16

Dankeschön. Schon was gefunden (:

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