Wie lange gilt ein Auflösungszeichen oder ein # oder b Zeichen vor einer einzelnen note?

4 Antworten

Zum Kommentar von Willy1729:

Da irrt Hermann Grabner. Der von Dir zitierte Satz widerspricht dem Regelwerk und der musikalischen Praxis der vergangenen 300 Jahre bis heute.

  • Wir hatten - schon vor 1979 - einen Disput darüber im Fach Musiklehre. Es ging dabei um Punkt 2 meiner Antwort hier von ungefähr 17 Uhr. Unser Fachlehrer hat daraufhin die in der Bilbliothek verfügbaren Fachbücher durchgesehen und in der folgenden Woche "vor versammelter Mannschaft" eingeräumt, daß es sich genau so verhält, wie ich es in dieser Antwort dargestellt habe.
  • Das wird Dich verständlicherweise nicht überzeugen. Deshalb hier drei Beispiele aus der musikalischen Theorie und Praxis - von Komponisten und Notensetzern, deren Kompetenz unzweifelhaft sein sollte:

Carl Philipp Emanuel Bach: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen (1753, Faksimile): Sowohl in der abwärtsführenden Passage wie auch im folgenden Akkord (Vorsicht: Diskant-Schlüssel) sind die Vorzeichen in allen Oktavlagen wiederholt:

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Franz Liszt: Paganini-Etüde Nr. 2 (Bärenreiter)
Eine ganz ähnliche Passage, an Stelle einer Tonleiter hier ein gebrochener Akkord, auch hier mit anschließendem arpeggierten Akkord. Die Komposition: ca. 100 Jahre nach C. Ph. E. Bach, der Druck ca. 220 Jahre später:

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Franz Liszt: Ungarische Rhapsodie Nr. 6 (Schott)
Eine anders verlaufende Passage. Hier ist aufgrund der grafischen Oktavierung schön zu sehen: aufwärts werden die Vorzeichen in beiden Oktavlagen geschrieben, abwärts nicht mehr, da alles in einem Takt steht. Das Auflösungszeichen vor dem e ist nicht notwendig, es veranschaulicht den Satz, den ich bereits in der vorausgehenden Antwort abschließend geschrieben habe: Um Mißverständnisse zu vermeiden, werden gelegentlich zusätzliche Vorzeichen gesetzt.

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Das sind drei praktische Beispiele - und das Werk von C. Ph. E. Bach ist ein Lehrwerk, das, wie hier zu sehen ist, auch für den modernen Notensatz bis heute Gültigkeit hat.

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Arlecchino  09.12.2018, 19:21

PS an Willy: Daß Du Deine Beiträge auf Unterrichtswerke stützt, rechne ich Dir hoch an. Auch hier gibt es - wie auf Gutefrage so zahlreich - eine falsche Antwort aus völliger Unkenntnis, die nur dazu geeignet ist, den Fragesteller zu verwirren.

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Willy1729  09.12.2018, 19:56
@Arlecchino

Es ist ja nicht verboten, das Vorzeichen innerhalb eines Taktes zu wiederholen, vor allem bei unübersichtlichen Stellen.

Dennoch: Auch in Thomas Krämers 'Hamonielehre im Selbststudium' finde ich zahllose Notenbeispiele, in denen das Vorzeichen innerhalb eines Taktes eben nicht wiederholt wird oder in meinen Gitarrennoten (ich spiele Konzertgitarre), etwa in Tárregas Capricho Arabe, Ausgabe vom Schott Verlag.

Gleich in Takt 11 erscheint ein cis, das beim zweiten Auftauchen innerhalb desselben Taktes kein Vorzeichen trägt im Gegensatz zum ersten Auftauchen (das Stück ist in d-Moll geschrieben), und beim dritten Mal ein Auflösungszeichen.

Ich spiele zwar seit über 40 Jahren Konzertgitarre und habe seit meinem 7. Lebensjahr bis nach dem Abitur die Jugendmusikschule meiner Heimatstadt besucht, betreibe die Musik aber nur aus Liebhaberei und besitze zwar viele Noten, aber nicht alle möglichen Lehrwerke.

Ich stelle jedenfalls fest, daß es in der Notenliteratur, die ich besitze, in der Regel so gehandhabt wird, daß ein Vorzeichen innerhalb eines Taktes bei gleichem Stammton eben nicht wiederholt wird, was mich zu der Annahme kommen ließ, daß es sich wohl um eine übliche Konvention handelt.

Sollte diese Notation tatsächlich nicht den Regeln entsprechen, müßten sehr sehr viele Notenausgaben dahingegen korrigiert werden.

Herzliche Grüße,

Willy

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Arlecchino  09.12.2018, 20:02
@Willy1729

Danke für die ausführliche Erläuterung.

Das zitierte Beispiel aus dem Schott-Verlag würde ich gerne sehen. Ich kann kaum glauben, daß Schott ein Vorzeichen in einer anderen Oktavlage - nur darum geht es ja - nicht erneut setzt.

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Willy1729  09.12.2018, 20:08
@Arlecchino

Jetzt verstehe ich, was Du meinst. Du meinst eine andere Oktavlage. Da befand ich mich im Irrtum. Das von mir erwähnte Beispiel bezog sich auf die gleiche Oktavlage. Ich habe gesehen, daß an anderer Stelle ein ais in einer tieferen Lage im selben Takt mit einem erneuten Vorzeichen versehen wird.

Da habe ich die Regel für die Vorzeichen, die gleich am Anfang stehen, auf die zusätzlichen Vorzeichen für harmoniefremde Töne übertragen.

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Weder, noch:

Ein Kreuz, Be und Auflösungszeichen im Musikstück gilt

  • bis zum nächsten Taktstrich,
  • nur in der Stimme, in der es notiert ist und
  • nur in der Oktavlage, in der es notiert ist.

Sollte dies alles zutreffen und der Notenschlüssel wechseln, gilt das genauso. Allerdings würde ein professioneller Notensetzer, um eine Unklarheit auszuschließen, möglicherweise ein eigentlich überflüssiges Zeichen einfügen.


musicquestio 
Beitragsersteller
 09.12.2018, 19:11

ach so, ok, vielen Dank für die Ausführlichen Antworten

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musicquestio 
Beitragsersteller
 09.12.2018, 19:06

das heißt ein neuer Notenschlüssel gilt in der Regel nur bis zum Ende des Taktes?

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Arlecchino  09.12.2018, 19:09
@musicquestio

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Nein! Die Rede ist hier von Vorzeichen. Ein anderer Notenschlüssel gilt bis auf weiteres - also entweder bis zu einem wiederum anderen Notenschlüssel oder bis zum Ende des Stückes.

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Das gilt für deb ganzen takt, es sei denn es kommt ein Auflösungszeichen.

Viel Glück


musicquestio 
Beitragsersteller
 09.12.2018, 14:09

also von Violine zu bass

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musicquestio 
Beitragsersteller
 09.12.2018, 14:09

und wenn der Schlüssel geändert wird?

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musicquestio 
Beitragsersteller
 09.12.2018, 12:50

gilt auch das Auflösungszeichen für den ganzen Takt?

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