wie lange dauert es bis Hausbalken im Altbau verrotten?
Hallo, wir haben vor 2,5 Jahren einen tragenden Balken in unserem Altbau wegen Fäule und Verrottung austauschen müssen. Ein Holzgutachten gab es damals nicht.
Die Wohnung war dann 2 Jahre unbewohnt und dann für 5 Monate kostenfrei von eine Ukrainischen Familie bewohnt. Wir wollten denen halt helfen.
Nach 5 Monaten beschwerte sich die Familie, dass der Boden direkt über dem sanierten Balken weich wurde. Wir haben also den Boden eröffnet, und der Balken war komplett mit Schimmel befallen und zerstört. Die Hauseigentümergemeinschaft schiebt die Schuld nun auf uns und „unsere“ Flüchtlinge, die angeblich zu nass gewischt hätten. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass ein neuer Balken innerhalb von 5 Monaten nur durch Wischwasser so zerstört wird. Geht das? Oder ist es möglich, dass bereits damals eine Wasserquelle oder ein Pilzbefall rundum übersehen wurde, der über 2 Jahre hinweg den Schaden verursacht hat?
Anbei Fotos von dem aktuellen Zustand des Balkens, der, wie gesagt in 2020 bereits komplett ausgetauscht wurde!
Damals wurde das nicht von uns beauftragt, sondern vor 2,5 Jahren hat die Hausverwaltung das alles gemacht. Aus meiner Sicht war das ein Fehler, denn es hätte ein Holzgutachter beauftragt werden müssen. Jetzt wird uns die Schuld in die Schuhe geschoben, dabei kann die Ursache schon vor 2,5 Jahren bestanden haben und nicht korrekt behoben worden sein - oder sehe ich das falsch?
Stand die Wohnung vor dem ersten Schaden schon einmal längere Zeit unbeheizt/leer?
Hintergrund meiner Nachfrage ist die bauphysikalische Überlegung in der Antwort von waldenmeier.
Ja, davor stand sie 1 Jahr leer
6 Antworten
Hallo,
die Erklärung mit dem Wischwasser halte ich für Unsinn.
Meines Erachtens ist der Schaden eher eine klare Folge der Bauphysik:
- Da es sich um einen Altbau handelt, gibt es unterhalb der Balkenlage aller Wahrscheinlichkeit nach keine Dampfbremse
- Stattdessen waren oder sind die Balken nach oben hin fast luftdicht abgeschlossen (Plastikplane + OSB-Platten + Kunststoff-Fußboden).
Nun war die Wohnung zwei Jahre lang unbewohnt und damit kalt, auf jeden Fall aber sicherlich kühler als die darunterliegenden Räume. Und was passiert dann?
- die warme Luft unterhalb der Decke enthält wesentlich mehr Feuchtigkeit als die kalte Luft oberhalb der Isolierung (also kurz unterhalb der oberen, luftdichten Abdeckung).
- Das Dampfdruckgefälle und die fehlende Dampfbremse sorgen dafür, daß die feuchtigkeitsgeschwängerte Luft an die kälteren Bauteile (also Unterseite der OSB-Platte und an die Holzbalken) strebt, dort abkühlt und das Wasser auskondensiert (kalte Luft kann nicht soviel Wasser aufnehmen, wie warme).
- Die Menge an Wasser die dabei anfallen kann, ist nicht zu unterschätzen.
- Da nach oben hin ziemlich dicht, kann das Wasser auch nur schlecht aus der Konstruktion diffundieren, sondern bleibt erstmal im Holz.
- Dauerhaft feuchtes Holz ist natürlich die beliebteste Mahlzeit von Fäulepilzen und, je nach Fäuleerreger, kann der Zerfall, wie bei Euch, auch sehr zügig vonstatten gehen.
Meiner Meinung nach sollte in einer Geschossdecke aus Holz, die zwei Nutzeinheiten voneinander trennt, generell kein Plastik verbaut werden, sondern nur möglichst diffusionsoffene (also dampfdurchlässige) Materialien. Es kann ja auch mal andersherum passieren, dass die untere Wohnung leersteht, wärend die obere warm beheizt wird; dann würde, gäbe es eine Dampfbremse unten, der beschriebene Mechanismus anders herum laufen.
Hoffe, das war jetzt nicht zuviel der Theorie ;-) Jedenfalls würde ich Euch raten, um gegenüber der Hausverwaltung fundierter argumentieren zu können, einen Bauphysiker bzw. Energieberater hinzuzuziehen.
Grüße!
Ja, vielen Dank. Ich glaube auch Waschwasser reicht da nicht als Erklärung, zumal das eigentlich nicht durch den neu verlegten Vinyl Boden drängen sollte.
Wir werden einen Bauphysiker suchen, denn die Kosten für die Sanierung wollen wir natürlich nicht tragen wenn es nicht unsere „Schuld“ ist.
Ein Holzgutachten gab es damals nicht.
Das war übrigens ein Fehler. Es muss ja die Ursache der Verrottung ermittelt werden.
Wenn der Bereich fachgerecht isoliert/abgedichtet ist, dann könnte man den Fußboden regelmäßig schwemmen, ohne das dem Balken was passiert.
Aus der Ferne lässt sich hierzu nicht sagen. Ein Feuchtigkeitsproblem schein aber zu bestehen, so wie die OSB-Platten aussehen.
Ja. Dass das ein Fehler war, sehe ich auch so - aber WIR haben das damals nicht beauftragt, sondern die Hausverwaltung. Insofern denke ich der Fehler liegt bei denen…. Ich gehe davon aus, dass bereits damals ein Pilzbefall vorlag der nicht fachgerecht beseitigt wurde. Und die WEG schiebt die Schuld jetzt auf uns und unsere „Mieter“ - was natürlich ärgerlich ist, denn wir wollten eigentlich nur was Gutes tun…
Das sieht mir schon nach Fäulnis in Folge von Wasser aus, und dass da ein super Klima für Schimmel geherrscht hat. Putzwasser sehe ich das schon als Ursache an.
Da dringt über lange Zeit kontinuierlich Wasser ein.
So etwas passiert nicht durch Wischen.
Verlaufen im Boden Wasser- oder Heizungsleitungen?
Ich würde mal die ganze Isolierung rausrupfen und mir das genauer anschauen.
Also wenn ihr bereits vor 2,5 Jahren einen Holzbalken austauschen musstet, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass da ein anderer auch schon recht verrottet war.
Ich habe zwar über das Verhalten von Flüchtlingen schon die unmöglichsten Dinge gehört, aber ich halte das in dem Fall dennoch für unwahrscheinlich.