Wie komm ich auf einen T5-Baum / Geocache?

4 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Als Anfänger solltest Du Dich sehr gur informieren. Du solltest beim Kauf der Ausrüstung evt. auch jemanden mitnehmen, der sich auskennt und selbst klettert. Ein Verkäufer, der Dich nicht auf die Gefahren hinweist und Dir als Anfänger keinen Kletterkurs empfiehlt, ist ein schlechter Verkäufer!
Es gibt Industriekletterkurse - wenn man es richtig angehen will. Ansonsten frag andere Geocacher, die schon länger T5er suchen und die sich mit der Kletterausrüstung auskennen. Einfach mal eben schnell einen Baum hoch oder  - und das ist wirklich extrem gefährlich - einen Schornstein innen, ist leichtsinnig und kann tödlich enden.

Grundsätzlich gilt auch: niemals alleine klettern! Am besten im kleinen Team von 3-4 Leuten, von denen Jeder im Umgang mit Ausrüstung und Klettertechniken geübt ist.

Ich empfehle Dir als Grundausstattung ein 50m Statikseil (ist besser, wenn man dran hochsteigen will), einen Komplettgurt (für Anfänger die bessere Wahl) oder zumindest - so habe ich es gemacht - einen Hüftgurt und einen separaten Brustgurt, den man bei Bedarf noch verwenden kann. Außerdem zwei Karabiner, ein Sicherungsgerät (z. B. Grigri) und ein paar Bandschlingen (40cm, 60cm, 80cm, 120cm). Wenn Du Bäume hoch willst, ist auch eine Steigklemme gut. Aber wie schon gesagt: Lass Dich gut beraten und lass Dir den Umgang mit der Ausrüstung zeigen. Fang klein an. Für den Anfang reichen auch 5m. Wenn Du sicher genug bist, kannst Du Dich auch in größere Höhen wagen.

Außerdem brauchst Du noch eine starke Nylonschnur, eine Reepschnur und ein Wurfgewicht. Es gibt im Klettershop Wurfbeutel, die mit mit Sand oder Blei (Diablomunition lässt sich gut dosieren) füllen kann. Diese dienen als Pilotleinen zum Hochbringen des Seils. Ich habe mir bei pearl.de eine Wasserbombenschleuder gekauft. Damit bringe ich einen 200g Wurfsack locker bis in 20m Höhe. Armbrust geht auch, aber lass Dich damit nicht erwischen. Die zählt als Waffe und darf nicht einfach so in draußen rumgetragen werden. Erlaubt ist hingegen ein Bogen. Hier gibt es spezielle Geräte für "Bowfishing" - mit Schnurrolle und es gibt spezielle Pfeile mit stumpfer Spitze, die nicht im Baum stecken bleiben. Danng gbit es noch die "Bigshot", eine große Ausführung der guten alten Steinschleuder. Die ist aber teuer. Sowas kann man sich aus einer Wasserbombenschleuder, einem Gartengerätestiel und einer zurechtgestutzten Heugabel auch selber bauen.


geobee  30.06.2015, 23:03

Das Wichtigste hat Schlappentiger ja schon ausgeführt. Wenn Du das T5-Klettern in Bäumen erstmal testen willst - schließlich fühlt sich ja nicht jeder hoch oben in der Luft wohl -  ohne gleich ein Vermögen auszugeben, kannst du dich auch erstmal mit etwas weniger Luxus begnügen.

Da es eh extrem ratsam ist, sich von einem erfahrenen Kletterer einweisen zu lassen, lade ihn doch zu deinem ersten Baum-T5-Log ein. Auf Dauer ist ein Statikseil (dehnt sich kaum) besser (=luxuriöser, da kürzere Kletterstrecke, robuster und für Steigklemmen geeignet), aber zum Testen bringt dein erfahrener Kletterer sicher auch mal sein Dynamikseil (dehnt sich bis zu 30-40%, damit man nicht gleich alle Knochen bricht, wenn man beim Sportklettern ins Seil stürzt) mit.

Wie du erst die Pilotschnur und später damit das Seil in den Baum bekommst, hat Schlappentiger ja schon erläutert. Bei 5-8m hohen Caches klappts mit etwas Glück auch mal mit einem HMS-Karabiner als Wurfbeutel-Ersatz, dann aber bitte auf den Kopf aufpassen! Wer gerne tüftelt und bastelt, näht sich seinen Wurfbeutel selbst. Anleitungen mit original Schnittmuster finden sich via Suchmaschine einige. Nachdem das Seil im Baum ist und das eine Ende an einem Nachbarbaum mit einer fixiert wurde (vergleichbar mit dem Standplatzbau beim Sportklettern) und mindestens 4 Augen den Knoten kontrolliert haben, kannst du dir Gedanken machen wie du nun da hoch kommst.

Die Mehrheit der Geocacher scheint mit Steigklemme und Grigri oder noch luxuriöser mit einem Petzl ID am Seil hochzuklettern. Steigklemmen sollte man jedoch nur mit Statikseilen verwenden, da der Mantel von Dynamikseilen nicht so robust ist und die Krallen der Steigklemme diesen wesentlich schneller beschädigen. Wenn man sich die 120-230€ für obige Geräte erstmal sparen möchte, kann man sich auch der klassischen alpinen Seilklettertechnik bedienen. Das nennt sich dann "Prusiken" und man benötigt für den Aufstieg lediglich zwei Reepschnurschlingen (6-7mm) mit Schnurlängen von 2m und 3-4m, zwei Karabiner. (Eine ganz hilfreiche Anleitung gibts hier: http://bergeversetzen.blogspot.de/2012/07/baumklettern-fur-den-kleinen-geldbeutel.html) Wer Reepschnüren nicht traut oder es handlicher beim Hochschieben haben möchte, kann stattdessen auch zwei Bandschlingen mit dem FB-Bandklemmknoten verwenden, der sogar auf glatten Stahlseilen sicher hält. Aber auch hier gilt: am besten von jemandem zeigen lassen oder sich seeeehr genau mit den Details der Technik auseinandersetzten bevor man es in der Praxis testet!

Für den Abstieg bzw. das Abseilen kann man auch ein Tube (ca. 10-20€) verwenden, das muss aber unbedingt mit einer Kurzprusik (je nach Körpergröße 20-40cm lange Reepschnurschlinge), die unterhalb des Tubes im Seil eingebunden wird und mit einem Karabiner an der Beinschlaufe deines Klettergurtes befestigt ist, nachgesichert werden. Beim Grigri oder Petzl ID geht es nur nach unten, wenn man am Hebel zieht, beim Tube allerdings schon sobald man das Seil loslässt. Sollte Letzteres passieren, würde dann die Kurzprusik dein Tube blockieren, so dass die Talfahrt stoppt und du nicht ungebremst die Baumwurzeln von unten betrachtest ;-)

Bei aller Cache-Begeisterung nie vergessen, dass dein Leben nicht nur an deinem Seil, sondern auch an deinen Knoten hängt. Deshalb solltest du die Technik erstmal in niedriger Höhe ausgiebig übigen, damit dir später in luftiger Höhe keine Fehhler unterlaufen!

M45T3R 
Beitragsersteller
 21.06.2015, 10:19

DAS nenn ich mal eine hilfreiche Antwort!!! Alle meine Fragen (und mehr) sind beantwortet. Vielen Dank 😉 Ich werd nicht allein losziehen und auch kein Risiko eingehen. An einen Kletterkurs hab ich auch schon gedacht, außerdem kenne ich auch einige Leute die schon länger klettern aber gestern Abend auf die schnelle hab ich mir gedacht "jetzt fragst du mal einfach in einem Forum wie die Profis das machen". Leider geben sich nicht alle soviel Mühe eine Frage zu beantworten aber diese Antwort hat mir zu 500% geholfen. Vielen Dank und schönen Sonntag...

Schlappentiger  21.06.2015, 15:10
@M45T3R

Danke für das tolle feedback. ;-)
Ein ganz wichtiger Tipp noch: Niemals gebrauchte Kletterausrüstung kaufen. Sowas kauft man immer neu. Dein Leben hängt daran. Lass Dir auch von erfahrenen Kletterern die redundante Sicherung erklären. Das ist wichtig, wenn man ein Sicherungsgerät versagen sollte. Es gibt einfache, aber effektive Möglichkeiten, einen Absturz zu verhindern, falls ein Sicherungsgerät nicht mehr schließen sollte.

Es gibt Einsteigerkurse für's Kettern auch speziel für Cacher. Schau doch mal, was da bei dir in der Umgebung ggf. angeboten wird. Und die können dir dann auch garantiert gute Tipps geben was du dir zu Beginn zulegen solltest.


M45T3R 
Beitragsersteller
 21.06.2015, 01:03

Ich war in einem Shop der auf Klettersport (speziell für Geocaching) spezialisiert ist. Hab den Verkäufer gefragt wie das andere machen. Er meinte (und das war auch mein erster Gedanke 😜) "Die meisten schießen ihr Seil mit Hilfe einer Armbrust hoch.". Mich würde jetzt halt mal eine andere Meinung interessieren. Ist die Armbrust oder ein Wurfanker die gängige Methode???

Schlappentiger  21.06.2015, 09:00
@M45T3R

Eine Armbrust zählt als Waffe. Damit sollte man sich nicht erwischen lassen. Schon eine einfache Steinschleuder mit Armstütze ist nach dem Waffengesetz verboten.

Bei manchen T5 sehr hilfreich und macht zum Teil jegliche Kletterausrüstung überflüssig: Leiter.

Ansonsten: Mach einen Kurs

Wenn man so wenig Ahnung wie du vom Klettern hat sollte man dringend einen Kletterkurs machen. http://www.t5-kletterkurs.de/ gibt es auch an anderen Orten.

Das ist kein Spass, da gibt es zu viel was man falsch machen kann.