Wie kann man sich innerlich von toxischen Verwandten lösen?
Hallo !
Ich lebe seit meinem 20. Lebensjahr allein und werde bald 67 Jahre alt. Ich habe noch eine fünf Jahre ältere Schwester, einen Neffen, eine Nichte und Kontakt zum früheren Mann meiner Schwester.
Nach dem Tod unserer Eltern vor etwa 20 Jahren hatte ich den Kontakt zu meiner Schwester schon einmal abgebrochen, nachdem sie mir zwei verletzende Briefe geschrieben hatte. Ich war damals zum fünften Mal wegen Depressionen in einer Klinik. Sie schrieb mir, dass ich im Leben nichts zustande gebracht hätte, ich nicht krank, sondern egoistisch sei, die Ärzte anlügen würde, um Sozialleistungen zu erschleichen, den Bezug zur Realität völlig verloren und kein Interesse an anderen Menschen hätte und sie am A* lecken könne.
Das schreibt man einem selbstmordgefährdeten Bruder?
Ich habe ihr damals sachlich und ohne eigene Angriffe geantwortet. Mein Brief kam aber "Annahme verweigert" zurück.
Tatsache ist, dass ich im Gegensatz zu ihr Mittlere Reife habe, eine Banklehre mit Erfolg abgeschlossen und bis zu einem Banküberfall (bei dem unser Kassierer wenige Meter von mir entfernt angeschossen wurde) auch mehrere Jahre als Bankkaufmann gearbeitet habe, danach viele Jahre als Buchhalter in verschiedenen Firmen in Deutschland tätig war und mehrere REHA-Versuche machte, bevor ich schließlich 2007 zum Erwerbsminderungs-Rentner wurde.
Meine Schwester ist nach ihrer Scheidung eine langjährige lesbische Beziehung eingegangen. Als vor zwei Jahren ihre Freundin plötzlich starb, habe ich ihr eine Karte geschrieben und kondoliert. Dadurch kam der Kontakt wieder zustande.
Wir haben uns einige Male getroffen, über unsere "schöne" Kindheit gesprochen und alte Fotos angeschaut. Für mich war sie nicht immer schön, weil wir eine sehr schwierige Mutter hatten und ich auch öfter von den Eltern geschlagen wurde. Unsere Treffen waren nett, aber es war oft schwer, den Hass meiner Schwester auf alle Männer, Ausländer und linken Politiker zu ertragen (sie steht der AfD nahe).
Ich hingegen habe gute ausländische Freunde und arbeite seit über 40 Jahren ehrenamtlich in einer Gemeinschaft, die sich u.a. für die Abschaffung von Vorurteilen einsetzt.
Jetzt hat meine Schwester wieder angefangen, mich zu kritisieren. Mein früherer Schwager auf seine Weise auch. Und deren Kinder meiden mich schon seit Jahrzehnten und reagieren nicht einmal auf Genesungswünsche von mir.
Ich sagte meiner Schwester, dass ich mich nicht mehr kränken lasse, sprach ihre bösen Briefe von damals an und bat sie darum, sich davon zu distanzieren. Sie weigerte sich aber und warf mir stattdessen vor, ich würde mich ständig in eine Opferrolle begeben, eigene Fehler nicht sehen und ihr drohen.
Deshalb habe ich jetzt den Kontakt zu ihr und meinem früheren Schwager endgültig abgebrochen.
Ich fühle mich zwar befreit, bin aber auch traurig, weil ich mir eigentlich eine intakte Familie wünsche, nicht der Jüngste und auch körperlich angeschlagen bin.
Jetzt muss ich es schaffen, innerlich loszulassen. Wie kann das gelingen?
3 Antworten
Ui, da hattest/hast Du es nicht leicht mit Deiner Familie. Die Aufarbeitung der Vergangenheit im Familienkreis oder nur unter Geschwistern ist nicht immer leicht.
Was Du so von Deiner Schwester schreibst, macht den Eindruck, als ob Deine Schwester Probleme hatte und hat ... und Dich in der Ecke suchte, in der sie sich selbst befindet.
Wende Dich den Menschen zu, denen Du helfen kannst, Aufgaben zu bewältigen. Das ist fruchtbarer als mit einer Schwester/Familie zu streiten, die nur Vorurteile pflegen, anklagen und nichts bewältigen wollen.
Dankeschön. Wir haben anscheinend einige Gemeinsamkeiten
Die ist ja total unsensibel und forsch!
Den Teil mit der Eigenverantwortung hätte man auch anders ausdrücken können. Menschen die selbst voller Hass sind, schleudern gern anderen ihre Wut entgegen und bezichtigen dich wütend zusein. Da kannst du noch so gut mit sachlichen Argumenten das Gespräch suchen. Das wird leider nichts bringen, qißer Frustration und Enttäuschungen... :/
Werde dein bester Freund/Freundin. Das ist leichter als du glaubst, aber auch leichter gesagt als getan.
Wer sein Leben in die Hand nehmen will, muss zwangsläufig den wichtigsten Akteur in diesem Spiel besser kennenlernen: sich selbst.
Selbsterkenntnis hilft Dir enorm dabei, mit allen möglichen Herausforderungen des Lebens, mit anderen Menschen oder den eigenen Stimmungen besser klar zu kommen. Die Schmerzen hören auf und die Depressionen verschwinden. Das Leben wird viel freudvoller und die Selbsterkenntnis hört auch nie auf. Je mehr Du über dich selbst herausfindet, desto spannender wird es.
Stelle Dir einfach drei Fragen:
„Wer bin ich?“
„Was kann ich gut (welche Talente habe ich)?“
„Wo liegen meine Engpässe auf dem Weg zu mehr Glück und Zufriedenheit?“.
Ich wiederhole mich: Selbsterkenntnis hilft Dir enorm dabei, mit allen möglichen Herausforderungen des Lebens, mit anderen Menschen oder den eigenen Stimmungen besser klarzukommen. Und die Selbsterkenntnis hört auch nie auf. Je mehr Du über Dich selbst herausfindet, desto spannender wird es.
„Empfinde ich mich als Opfer in diesem Leben oder als Macher und Gestalter?“
Wer sich als Opfer anderer Menschen, der Umstände, seiner Krankheit, der Politik oder der Wirtschaft sieht, der schwächt sich allein durch diese Einstellung und schadet sich damit selbst.
Nicht falsch verstehen: Natürlich wird vielen von uns übel mitgespielt. Manchmal kommen wir einfach auch unter die Räder größerer Entwicklungen, über die wir wirklich keinerlei Einfluss haben. Manchmal haben wir durch unsere Taten und Unterlassungen selbst unseren Anteil an unseren Schwierigkeiten gehabt. Und oft können wir wirklich überhaupt nichts dafür.
Aber es hilft ja nichts: So ist das Leben nun mal. Es geht an dieser Stelle nicht darum, wer Schuld an meiner Misere hat. Es geht darum, wie ich es erreiche, dass es mir wieder besser geht. Wer Unzufrieden mit seinem Leben ist, stelle sich folgende Frage:
„Worauf will ich meine Aufmerksamkeit und Energie verwenden?“
Ich kann mich darauf konzentrieren, wie schwer ich es habe, wie gemein die anderen sind, wie fies die Welt ist und dass ich ja doch nichts machen kann. Damit gebe ich mich und mein Leben auf, ich mache mich selbst zum Opfer und ich zementiere damit meine Handlungsunfähigkeit und Ohnmacht. Natürlich macht das niemand mit Absicht oder aus Blödheit. Natürlich nicht. Das spielt aber keine Rolle – die Wirkung ist die gleiche.
Die bessere Alternative: Ich konzentriere mich wieder und wieder darauf, was ich selbst tun kann, um meine Situation zu verbessern. Das ist oft schwer, anstrengend und kostet Überwindung. Aber es setzt auch plötzlich Energie frei. Etwas zu unternehmen fühlt sich 1000x besser an, als sich ohnmächtig und hilflos zu fühlen. Und man kann immer etwas tun, wenn man konsequent nach Lösungen sucht und systematisch die eigenen Möglichkeiten ausreizt.
Dadurch nehme ich automatisch mein Leben in die Hand und werde zum Macher.
Kein Therapeut kann Dir helfen, wenn Du nicht bereit bist, Dir helfen zu lassen. Wie so eine Hilfe aussieht: Therapeuten helfen Dir dabei, Dich wieder besser zu spüren, damit Du rechtzeitig gut für Dich sorgst.
Noch anders gesagt: Erwarte nicht von den anderen oder der Welt um Dich herum, dass sie sich ändert. Ändere Du etwas. Ändere Dich.
Ändere Deine Einstellung zu Dir selbst. Nimm Dein Leben in deine Hand. Nur Du kannst wissen, was Dir guttut. Lebe Dein Leben und nicht das Leben, dass andere Dir vorgeben. Sei einfach Du selbst.
Die Opferrolle zu verlassen, bedeutet Eigenverantwortung zu übernehmen. Damit meine ich, dass es zuallererst die eigene Aufgabe ist, dafür zu sorgen, dass es Dir gut geht. Und dass Du Dir darüber bewusst bist, dass Du Teil eines Systems bist, dass Du mitgestalten kann. Ob das nun in der eigenen Familie, in der Firma oder in der Gesellschaft ist.
Nur Du allein bist verantwortlich für die Dinge, die Du veranlasst, die Du unterlässt und die zu zulässt. Verhalte Dich stets so, dass es Dich nicht verletzt, wenn Dein Verhalten andere verletzt, ist es deren Problem.
Du hast das Recht, Dein Verhalten nicht zu rechtfertigen.
Du hast das Recht, die Verantwortung für die Probleme anderer Menschen abzulehnen.
Du hast das Recht, Deine Meinung und Deine Wertvorstellungen zu äußern.
Du hast das Recht, jederzeit Deine Meinung zu ändern.
Du hast das Recht, nein zu sagen, ohne Dich schuldig zu fühlen.
Von Herzen ganz liebe Grüße
Schau dir auf Youtube Videos an über toxische Menschen, Narzissten usw.
So sehe ich es auch. Vielen Dank für Deine weisen Worte und die Ermutigung. Es kommt ja noch hinzu, dass ich religiös bin und meine Verwandten die Existenz Gottes entschieden ablehnen. Deshalb können sie auch wenig damit anfangen, dass ich seit vielen Jahren Klavier und Kirchenorgel spiele. Wir leben eben in völlig unterschiedlichen Welten. Ich wünsche Dir alles Gute.