Wie kann ich meinen Katzen die Zusammenführung erleichtern?

4 Antworten

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Grundsätzlich sollte die Vergesellschaftung der Fellnasen keine Zauberei darstellen, wenn Du ein paar grundlegende Dinge berücksichtigst.

Als Faustregel wird bei Zusammenführungen zumeist empfohlen, dass die Katzen idealerweise in etwa gleichem Alter, von möglichst ähnlichem Charakter und vom selben Geschlecht sein sollten. Wenn jetzt eine Katze und zwei Kater bei Dir leben, könnte das früher oder später vielleicht mal zu Reibereien führen, wichtiger sind m.E. aber die beiden erstgenannten Faktoren.

Zusammenführung bedeutet immer Stress für alle Beteiligten, und es erfordert mitunter viel Zeit und Geduld, die Katzen aneinander - dabei den Neuankömmling an seinen neuen Lebensraum, und die bereits vorhandenen Katzen an den plötzlichen "Eindringling" in ihrem Revier - zu gewöhnen. Eifersucht kann man da nie ganz ausschließen, zum Glück kann man aber einiges dagegen unternehmen.

Der (Erst-)Kontakt zwischen Katzen verläuft oftmals ziemlich "rustikal". Naturgemäß finden sich die Fellnasen anfangs ziemlich doof, und müssen sich - manchmal leider im wahrsten Sinne des Wortes - erst "zusammenraufen".
Wenn zwischen den Katzen auch mal die Fetzen fliegen, ist das soweit vollkommen normal - falls allerdings Blut fließt, musst Du natürlich unbedingt einschreiten.

Naturgemäß kann bei einer Zusammenführung niemand eine Erfolgsgarantie abgeben. Manche Katzen kuscheln nach wenigen Tagen zusammen im Körbchen, andere werden sich - weil die "Chemie" eben nicht stimmt - vielleicht auch nach längerer Zeit nur respektieren.
Hab vor allen Dingen Geduld, eine erfolgreiche Zusammenführung kann, muss aber nicht, durchaus ein paar Wochen oder auch Monate dauern - lass Dich davon aber nicht entmutigen!

Oftmals sind die bereits vorhandenen Katzen durch den "Eindringling" in ihrem Revier zunächst verunsichert, und u.U. auch verängstigt.
Auf der einen Seite ist es daher richtig und wichtig, dass Du Dich - auch wenn es vielleicht schwerfällt - jetzt nicht zu ausführlich mit dem Neuzugang beschäftigst, damit sich die vorhandenen Katzen nicht zurückgesetzt fühlen (das könnte dann zu Eifersucht führen). Sie haben die älteren Rechte und die Revierhoheit, und sollten sie auch behalten. Es kann natürlich sein, dass zwischen den Fellnasen irgendwann Konflikte auftreten, wenn der neue Kater z.B. Anspruch auf "sein" Revier anmeldet, in dem die schon vorhandenen Katzen längst ihre Rangfolge bzw. ihre Bereiche untereinander ausgemacht haben.

Behandele Deine "Erstkatzen" wie immer, und ggf. solltest Du Dich - zumindest anfangs - vielleicht noch etwas intensiver um sie bemühen, als vorher. Wenn sie dann merken, dass sie keinen Grund dazu haben sich zurückgesetzt zu fühlen, sollte sich ihr Verhalten eigentlich bald normalisieren - auch untereinander.

Auf der anderen Seite besteht bei Zusammenführungen die Herausforderung stets auch darin, alle Katzen möglichst gleich zu behandeln (auch der Neuankömmling darf sich ja nicht vernachlässigt fühlen!), und dabei keine Fellnase zu bevorzugen - mithin also eine klassische Gratwanderung.

Idealerweise solltest Du möglichst viel Zeit für eine intensive Beschäftigung (gemeinsames Spiel, Schmusestunden, Leckerchen futtern, etc.) mit den Fellnasen einplanen.
Dabei kommt es einerseits darauf an, mit ihnen gemeinsam zu spielen, sie ausreichend geistig und körperlich zu fordern und sie dabei aneinander und an Dich zu gewöhnen.
Andererseits tut es ihnen aber auch gut, sich mal getrennt voneinander mit ihnen zu beschäftigen, um dabei voll und ganz auf sie eingehen zu können. Dazu sind (neben Schmusestunden) z.B. Spiele hilfreich, die Erfolgserlebnisse bescheren (z.B. Futterlabyrinth, Katzenangel, Fummelbox, Clickertraining o.ä.).

Hilfreich wäre es zudem, wenn Deine Katzen sich bei Bedarf in der Wohnung in ihre eigenen Bereiche (z.B. getrennte Zimmer, Katzenhöhlen, Kartons, abgesicherter Balkon etc.) zurückziehen könnten, um sich ggf. ein wenig aus dem Weg zu gehen.

Zudem solltest Du - wie eingangs bereits erwähnt - die Fellnasen zunächst möglichst unter Aufsicht lassen, bis eine Trennung nicht mehr notwendig erscheint. Fauchen und Knurren ist dabei ganz normal, eingreifen solltest Du nur dann, falls das Herumbalgen in echte Kämpfe ausartet, bei denen dann ggf. auch Blut fließt.

Eine weitere Hilfe können eventuell noch Verdampfer für die Steckdose (z.B. Feliway "Friends" oder "Classic", beim Tierarzt oder im Fachhandel erhältlich) bieten, die spezielle Duftstoffe (Pheromone) freisetzen, und dadurch einen entspannenden Wohlfühleffekt auf Katzen haben können.
Das Anwendungsgebiet von Feliway-Spray scheint mir eher in den Bereichen Harnmarkieren, Kratzen oder Gewöhnung an die Transportbox zu liegen, zur Unterstützung der Zusammenführung dürften Verdampfer - wenn überhaupt - aufgrund ihrer Rund-um-die-Uhr-Wirkung vermutlich besser geeignet sein.

Auf alle Fälle solltest Du stets Ruhe bewahren (sonst überträgt sich Dein Stress noch zusätzlich auf die Katzen), den Fellnasen mit Aufmerksamkeit, Zuwendung, Geduld und Nachsicht begegnen, und sie keinesfall bestrafen oder mit Liebesentzug reagieren (Katzen können Strafe ohnehin nicht mit ihrem Verhalten in Verbindung bringen).

Ich drücke die Daumen, dass die Zusammenführung problemlos und schnell gelingt!

Alles Gute und viel Erfolg!

P.S.: Für Tippfehler übernehme ich keine Garantie, nachdem mein Katerle den Text jetzt nochmals "korrekturgelesen" hattttttttttt :))


Muckelchen93 
Beitragsersteller
 12.06.2017, 08:54

Vielen lieben Dank für die tolle und ausführliche Antwort, ich werde den Feliway Verdampfer mal kaufen. 

Das schlimmste ist eig das sich meine zwei alten Katzen extrem prügeln und kämpfen seit Samstag :(

Kann gar nicht verstehen warum die sich untereinander nun angreifen.

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Katzenkumpel  12.06.2017, 15:18
@Muckelchen93

Katzen sind Gewohnheitstiere und hassen Veränderungen, da reicht manchmal schon das Umstellen von ein paar Möbeln als Auslöser für unerwartete Reaktionen der Fellnasen.
Der Zuzug einer neuen Katze bedeutet natürlich einen ganz besonderen Stress für die Samtpfoten - sowohl für den Neuankömmling, als auch für die bereits vorhandenen Tiere.
Wenn Deine Katzen im Augenblick also verunsichert und vielleicht sogar ängstlich oder aggressiv reagieren, dürfte dies der neuen und ungewohnten Situation geschuldet sein.
Nach nur wenigen Tagen lässt sich da jedenfalls noch keine gesicherte Prognose abgeben. Hab Geduld!

Wenn die Kämpfe zwischen Deinen "alten" Katzen über das übliche (unter Fellnasen manchmal ja durchaus auch ziemlich derbe) Spielverhalten hinausgehen, dann könnte dies durchaus einer vorhandenen Eifersucht geschuldet sein. Denkbar wäre aber auch, dass sie angesichts des Neuzugangs gleich mal ihre eigene Rangfolge und Revierhoheit untereinander (neu) definieren wollen.
Und nicht zuletzt wäre es eventuell noch möglich, dass es einen Anlass für die Streitigkeiten gibt, den Du vielleicht nicht mitbekommen hast?

Katzen reagieren häufig mit Eifersucht wenn sie das Gefühl haben, die Aufmerksamkeit und Zuwendung ihrer Menschen zu verlieren. Dies gilt insbesondere auch wenn sie Angst haben, dass ihre Menschen sich von ihnen abwenden oder sich verstärkt einer anderen Fellnase zuwenden könnten. Manche Katzen reagieren in solchen Situationen mit Unsauberkeit oder Kratzattacken, andere u.U. mit Aggression, die sich z.B. gegen ihren Partner, den Neuzugang oder mitunter sogar gegen ihre Menschen richten kann. Je intensiver dabei die Bindung an ihre Menschen ist, umso heftiger kann auch die Reaktion der Fellnasen ausfallen.

Wichtig ist, dass sich für Deine "Erstkatzen" jetzt möglichst wenig ändert, dass ihr gewohnter Tagesrhythmus und die üblichen Abläufe/Rituale beibehalten werden, und dass sie auch (mindestens) die gleiche Aufmerksamkeit und Zuwendung von Dir erhalten, wie vor dem Neuzugang.
Ansonsten ist es natürlich hilfreich, Stressfaktoren zu vermeiden (Lärm, Unruhe etc.), und z.B. den Kontakt mit (kleinen) Kindern oder Fremden in der Einführungsphase möglichst auf ein Minimum zu beschränken, um die Katzen nicht zusätzlich zu überfordern.

Wie bereits geschrieben, solltest Du Dich jetzt nicht zu ausführlich mit dem neuen Kater beschäftigen, und Dich - insbesondere auch in seiner Gegenwart - besonders liebevoll mit den bereits vorhandenen Fellnasen befassen. So können sie lernen, den Neuzugang mit positivem Empfinden in Verbindung zu bringen - und der Neuzugang kann wiederum lernen, sich in die vorhandene Gruppe einzufügen.

Davon abgesehen musst Du natürlich eingreifen, falls die Kämpfe zwischen den Katzen sogar blutig werden sollten.

Auf Anhieb finde ich übrigens leider keine Angaben zum Alter Deiner Fellnasen - ich gehe aber davon aus, dass sie bereits alle kastriert sind? Ansonsten könnte auch darin grundsätzlich eine Ursache für auffälliges Verhalten liegen.

Da der Streit zwischen zwei Fellnasen oftmals ebenso unvermittelt und unerklärlich endet, wie er angefangen hat, stehen m.E. die Chancen recht gut, dass sich die beiden bald wieder vertragen.

Bis dahin wünsche ich Dir viel Geduld, auch wenn es im Augenblick bestimmt nicht leichtfällt.

Alles Gute Dir und den Fellnasen!

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Katzenkumpel  15.12.2017, 21:08
@Muckelchen93

Herzlichen Dank für das Sternchen! *freu*

Weiterhin alles Gute Dir und den Fellnasen!

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Hallo, da wir auch drei Katzen hatten, kenne ich das.

Feliway Friends hat uns damals geholfen die Eingewöhnung zu beschleunigen. Zu einem Kater und einer Katze kam nach 3 Jahren noch ein Kater dazu.


Muckelchen93 
Beitragsersteller
 11.06.2017, 11:45

Genau so ist es bei mir auch! Zu meiner Katze und meinem Kater kam gestern noch ein Kater dazu.

Werde dann auf jeden Fall mal Feliway kaufen! 

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Alle Katzen sind Individualisten und du brauchst in erster Linie Geduld.

Das hört sich so an, das die Katzen eingesperrt sind und nicht raus dürfen.

Meine Katze ist zu 80% draußen. Die restlichen 20% kommt sie nach hause, frisst und schläft.

Eine Katze ist ein wildes Tier und braucht ihre Freiheit. Alles andere ist Tierquälerei.

Gebe den Katzen bloß ihre Freiheit.

Lasse sie selber aussuchen ob sie rausgehen wollen... Sie werden rausgehen und stundenlang weg bleiben.

Mario


RiMaDra  11.06.2017, 11:34

Es gibt Katzenbesitzer die leider nicht die Möglichkeit haben ihre Katzen ins freie zu lassen.

Nicht jeder kann im Grünen wohnen, es gibt auch viel befahrene Straßen.

Hast du schon mal eine noch lebende angefahrene Katze zum Tierarzt gebracht ?

Fragt sich dann was angenehmer ist.

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Muckelchen93 
Beitragsersteller
 11.06.2017, 10:32

Alle drei sind Wohnungskatzen seit der Geburt, mit rauslassen ist also nicht! 

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