Wie hoch ist der Strom tatsächlich (Fallbeispiel: Taser)?
Hallo,
Habe mich vorhin folgendes gefragt:
Ein Taser scheint bis zu 500000 Volt abgeben zu können je nach dem was für ein Modell. Ich habe dann mal ausgerechnet, wie viel Ampere ja dann durch den Körper fließen müssten und bin dann in diesem Beispiel auf 500 Ampere gekommen (Widerstand Körper angenommen 1kOhm)
Da ich dann nochmal ein bisschen im Internet geschaut habe, habe ich dann ein paar Antworten zu "wie viel Ampere fließen bei nem Taser" suchen wollen und bin auf sowas wie 160 mA gestoßen.
Da auch schon das Hauptthema: Wenn der Taser 160 mA abgibt, kann es ja nicht sein dass diese über 500000 Volt fließen da ja trotzdem der Widerstand des Körpers sich nicht verändert und Spannung und Strom im Verhältnis stehen.
Liege ich da richtig?
8 Antworten
Spannung ist ja nun nur die eine Seite der Medaille. Ich versuche das gerne durch die Analogie zur Mechanik zu verstehen. Ein Wasserreservoir auf einem Berg hat eine höhere potentielle Energie (Lageenergie) als in der Talstation. Diese Höhendifferenz entspricht in der Elektrizitätslehre der Potentialdifferenz an verschieden Punkten eines elektrischen Leiters und das ist eben die elektrische Spannung. Bei einer Wasserleitung ins Tal fließt offen eine gewisse Menge Wasser pro Zeiteinheit durch das Rohr. Diese ist abhängig vom Rohrquerschnitt und der Höhendifferenz. Dabei entspricht der Rohrquerschnitt dem Leitungswiderstand R und die Höhendifferenz der Spannung. Hohe Spannung U = hohe Stromstärke, kleine Leitung = kleine Stromstärke I. Ohmsches Gesetz: I = U/R
So weit so gut. Man muss aber darüber hinaus auch noch im Fokus haben, wie viel Wasser überhaupt im oberen Becken ist. Sprich, welche Ladung Q steht überhaupt zur Verfügung? Wo nichts ist, kann auch bei noch so hoher Spannung nicht viel fließen, egal wie breit das Rohr, also wie hoch der Widerstand ist. Ausschlaggebend ist natürlich auch der Zeitfaktor, denn Wirkung ist das Produkt aus Energie und Zeit.
wie viel Wasser überhaupt im oberen Becken ist. Sprich, welche Ladung Q steht überhaupt zur Verfügung?
Perfekt erklärt. Respekt.
Berechne mal die Leistung aus 500'000 V und 500 A. Diese kann ein Taser niemals abgeben und damit auch keine 500 A. Damit fällt die Spannung soweit zusammen, bis sie gemäß dem ohmschen Gesetz dem effektiv vom Taser abgegebenen Strom von rund 160 mA beim vorhandenen Körperwiderstand entspricht.
Erst mal: ein Taser kann keine Spannung von 500kV erzeugen, das ist in so einem kleinen gerät einfach nicht möglich.
So niedrig wie 160mA wird der Strom trotzdem nicht sein. Eher etwas im ein- bis zweistelligen Ampere Bereich. Und wer jetzt behaupten will, das wäre tödlich: Nein, da die tödliche Stromstärke vor allem vom Pfad des Stromes und der Dauer des Stromflusses abhängt. Kurzzeitig hält der Körper deutlich mehr Strom aus. Eventuell könnte auch das Video von Styropyro zu diesem Thema interessant sein:
https://youtu.be/BGD-oSwJv3E?si=422ImmSYaWqV_6nc
Ich kopier hier auch mal eine andere Antwort von mir zu dem Thema rein:
Diese Spannungsangaben bei E-Schockern sind einfach lächerlich und bestimmen die "Stärke" keineswegs.
Die Spannung bestimmt vor allem, welcher Abstand in der Luft überwunden werden kann. Als Faustregel gilt, pro 1000V (=1kV) sind 1mm möglich. 1kV kann also einen ca. 1mm langen Blitz erzeugen. 10kV schaffen 1cm usw.
25MV (25 000 000V) könnten demnach einen 25m langen Blitz erzeugen! Das ist in so einem kleinen Ding nicht möglich, nicht glaubwürdig und außerdem extrem unnötig.
Schau mal wie groß ein Gerät sein muss, das 480 000V erzeugt und wie große Blitze da möglich sind:
https://youtu.be/ojcUpDwt6FQ?si=-acFrdJgK6o9pp14
Beim dem "25MV" Schocker sieht man dass die Elektroden vielleicht 10cm Abstand haben... viel mehr als 10 000V wird der wohl nicht erzeugen (können).
Die "Stärke" eines E-Schockers wird hauptsichlich durch die Energie, die in einem einzelnen Puls steckt, die Zeit, in der der Puls stattfindet und die Frequenz, also die Anzahl der Pulse pro Sekunde, bestimmt. Und nichts davon wird bei diesen ganzen Produkten angegeben. Da bleibt also nur raten...
- Der Widerstand des Körpers ist nicht konstant
- Der Widerstand des Körpers hängt auch von der treibenden Spannung ab
- Die Hochspannung des Tasers bricht bei Körperkontakt sofort zusammen
- Durch die in die Haut eingedrungenen Kontaktpfeile oder nah an der Haut liegenden Kontaktteile fließen dann zwischen den Elektroden kleinere Wechselströme, die aber durchaus lokal lähmend sind (Muskel-Kontraktionen) und Schmerzen verursachen - das ist die gewünschte Wirkung zur Gefahrenabwehr
Der Taser ist eine Waffe, die Angreifer sicher handlungsunfähig machen soll. Er ist gefährlich, aber nicht primär tödlich, wie es ein Schuss wäre.
Alles Gute
der hautwiderstand variiert. der strom fließt außerdem nur durch eine kurze strecke durch die haut und nicht durch das Herz. Würdest du mit einer Hand den einen Pol und mit der anderen Hand den anderen Pol berühren kann das tödlich enden.