Wie genau sieht studieren aus?

3 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Okay, ich bin einleitend mal etwas gemein ;)

Wie der Titel schon verrät weiß ich nicht so wirklich was studieren ist.

Studieren heißt lernen. Und zwar in erster Linie selbst lernen. Selbst merken, wenn einem irgendwo ein Stück Wissen fehlt und selbst zusehen, wie man diese Lücke füllt. Deshalb:

Bitte keine komplizierten Fachbegriffe. Wenn was kompliziertes rein kommt dann brauche ich auch bitte eine Definition.

Nimm's mir nicht übel, aber wenn du nicht in der Lage bist, eigenständig einen dir unbekannten Begriff nachzuschlagen, brauchst du dich eigentlich nicht weiter mit dem Thema Studieren zu beschäftigen.

Zu deinen Fragen im Einzelnen:

Was macht man dort?

Die allermeisten Studiengänge sind modularisiert. Sprich, du hast im Grunde eine Liste von Lernmodulen und wenn du die abgeschlossen hast, bekommst du dein Zeugnis.

Ein Modul ist im Grunde vergleichbar mit einem Schulfach und geht normalerweise genau ein Semester lang. Es gibt pro Modul i.d.R. wenigstens eine, ggf. auch mehrere Lehrveranstaltungen wie Vorlesungen oder Seminare. Dazu können Praktika (z.B. praktische Übungen in der Werkstatt) kommen. Die meisten Module werden zum Ende des Semesters mit einer Modulprüfung abgeschlossen; bestehst du diese Prüfung, hast du das Modul erfolgreich abgeschlossen und bestehst du diese Prüfung nicht, ist es technisch so als hättest du dieses Modul nie gemacht.

Es gibt bei allen Studiengängen einen Musterstudienplan, der empfiehlt welches Modul man in welchem Semester machen kann. Eine gute Empfehlung, aber dran gebunden bist du nicht. Du kannst frei entscheiden, wann du welches Modul machst. Nur erfordern halt manche Module den vorherigen Abschluss anderer Module, damit du sie machen darfst. Und die Lehrveranstaltungen finden zu festgelegten Terminen statt und werden nicht verlegt, nur weil du zu dieser Zeit gerne auch eine andere Lehrveranstaltung eines anderen Moduls besucht hättest.

Der Arbeitsaufwand, den man betreibt, wird in ECTS-Punkten gemessen. Für ein Vollzeitstudium werden 30 Punkte pro Semester angesetzt, was z.B. 6 Module mit je 5 Punkten wären. Aber es steht dir auch frei, nur 3 dieser Module zu machen nach dem Motto "die anderen mache ich wann anders". Ist dann halt dein Problem, wenn du nicht voran kommst. Es kommt keiner und sagt dir, dass du so nicht voran kommst.

Wie sieht der Unterricht so aus?

Es gibt keinen Unterricht.

Es gibt Vorlesungen, und die waren ursprünglich auch mal genau so gedacht: Professoren lesen aus ihren eigenen Veröffentlichungen vor, damit die Studenten mitschreiben können und sich nicht teuer die Bücher geschaffen müssen. Auch heute sind Vorlesungen i.d.R. im Grunde Referate der Professoren und die Studenten sind halt Publikum. Viel mehr Interaktion, als dass auch mal ein Student eine Frage stellt, ist nicht vorgesehen. Der Professor interessiert sich übrigens auch nicht für die Namen der Studenten oder was sie während der Vorlesung machen, sofern sie nicht stören.

Außerdem gibt es Seminare, welche mehr wie Schulunterricht wirken. Oftmals werden Übungsaufgaben für die Modulprüfung besprochen, man kann sich Dinge nochmal erklären lassen, strittige Punkte diskutieren...

Über all dem steht ein ganz wichtiger Grundsatz: Der Student ist selbst dafür verantwortlich, wie er die Modulprüfung besteht. Du willst in der Lehrveranstaltung pennen? Kannst du! Du willst morgens lieber im Bett liegen bleiben, als zur Vorlesung zu gehen? Merkt keiner! Du willst dich während des Semesters nicht hinsetzen und Wissenslücken aufholen? Kein Problem! Dir fällt erst einen Tag vor der Modulprüfung ein dass du ja keine Ahnung vom Thema hast? Interessiert keinen!

Es wird niemand kommen und dir sagen, dass er sich mehr Engagement von dir wünscht. Du brauchst während des Semesters niemanden zu fragen, ob du eher auf einem Einser-Kurs bist oder ob es so für eine 4 reicht. Es wird auch niemand, der die Modulprüfung bewertet, auf den Namen schauen und sich überlegen dass derjenige doch während des Semesters nen guten Eindruck gemacht hat.

Sondern wenn du die Modulprüfung nicht bestehst, hast du sie aus Sicht der Dozenten halt nicht bestanden und fertig. Warum das so ist und welche Konsequenzen das für dich hat, ist dein Bier.

Bekommt man da Abreitsblätter?

Es ist möglich, dass im Rahmen des Seminars Übungsaufgaben ausgeteilt und gemeinsam besprochen werden. Manchmal muss man auch übers Semester laufend Übungsaufgaben bearbeiten, um sich zur Modulprüfung zu qualifizieren.

Papierform ist dabei aber eigentlich nicht mehr der Stand der Dinge. Sowas wird als PDF auf Moodle o.ä. gestellt.

Wie groß sind die Klassenzimmer?

Es gibt keine Klassen, weil jeder Student für sich selbst studiert. Dementsprechend auch keine Klassenzimmer.

Es gibt Hörssäle (zum Hören von Vorlesungen^^) in allen Größen von gemütlich-klein bis hin zu großen Theatertribünen, und es gibt Seminarräume, welche am ehesten aussehen wie die Unterrichtsräume in Schulen.

Wie kann ich mich da anmelden?

Man schreibt sich innerhalb des Einschreibezeitraums an der Wunsch-Uni zum Wunsch-Studiengang ein und überweist dazu den Semesterbeitrag fürs neue Semester. Daraufhin bekommt man eine Matrikelnummer, Studentenausweis, Studienbescheinigungen und schon bist du Student.

Bei zulassungsbeschränkten Studiengängen ist vorher halt ein Bewerbungs- und Auswahlverfahren zu bestehen.

Vieles davon ist online und jede Hochschule hat auch entsprechende Infos über den Ablauf auf ihrer Website.

Soll man dort die Lehrer auch mit "Herr/Frau xy" ansprechen?

Du bist dort nicht mehr in der Schule, also gibts auch keine Lehrer ;)

Es gibt Professoren, die Fachgebiete leiten, Forschungsprojekte koordinieren und für Lehrveranstaltungen verantwortlich sind. Teilweise halten sie diese selbst, teilweise beauftragen sie Untergebene damit, die Vorlesungen und Seminare abzuhalten.

Derjenige, der eine Lehrveranstaltung abhält, ist ein Dozent.

Dazu gibt es wissenschaftliche Mitarbeiter in allen Qualifikationsstufen von der 3jährigen dualen Ausbildung über Bachelor- und Masterabschlüsse bis hin zum Doktortitel, denen Studenten z.B. als (Hilfs-)Dozenten, als Praktikumsleiter, Labor-/Werkstattpersonal oder auch schlichtweg als Korrektoren von Hausarbeiten kennen lernen.

Und zwischen Studenten und allen diesen ist die normale Umgangsform das "Sie". Es sind alle erwachsen und man hat privat nichts miteinander zu tun. Manche Professoren und Doktoren legen Wert darauf, mit ihrem Titel angesprochen zu werden, also nicht "Herr Mustermann" sondern "Professor Mustermann".

Wenn man dann als fortgeschrittener Student z.B. als HiWi irgendwo mitarbeitet oder auch im Rahmen der Abschlussarbeit tagtäglich mit den wissenschaftlichen Mitarbeitern eines Fachbereichs arbeitet, ergibt sich dort dann auch mal das Du.


Keeper2000937 
Beitragsersteller
 15.08.2024, 11:57

Bei mir ist jetzt einiges klarer geworden. Danke.

Hey Keeper2000937,

es kommt natürlich auch darauf an, was man studiert aber im groben und ganzen sieht das folgendermaßen aus:

Was macht man dort?

Du lernst und forschst.

Wie sieht der Unterricht so aus?

Es gibt verschiedene Lehrveranstaltungen (zu Lehrveranstaltungen zählen zb Vorlesungen, Seminare, Kurse uvm.). Während man in Vorlesungen hauptsächlich dem Votragenden zuhört, ist in den anderen Lehrveranstaltungen schon mehr Eigenleistung (oftmals in Form von Präsentationen/schriftlichen Arbeiten/Gruppendiskussionen etc) gefragt.

Vorlesungen sind übringens offen für alle Personen, auch wenn du nicht studierst. D.h solltest du mal Interesse haben wie sowas abläuft, erkundige dich online welche Vorlesungen dich interessieren würden und schau dann mal vorbei.

Bekommt man da Abreitsblätter?

Ja, es kann durchaus vorkommen, dass man Blätter zum ausarbeiten bekommt. zB in kleingruppen die anschließend präsentiert werden.

Wie groß sind die Klassenzimmer?

Jede Lehrveranstaltung hat einen eigenen Raum. Bei Vorlesungen hast du meistens einen großen Saal, da an Vorlesungen oft hunderte Personen teilnehmen. Bei Seminaren, Kurse etc ist die Gruppengröße beschränkt (meistens auf so ca 30 Personen). Da ähneln die Räume schon mehr einem Klassenzimmer.

Soll man dort die Lehrer auch mit "Herr/Frau xy" ansprechen?

Man spricht die Votragenden meist mit Frau/Herr Professor XY oder Herr/Frau XY an. Je nachdem, welche Ausbildung sie haben

Wie kann ich mich da anmelden?

Schau mal auf die Homepage der Uni unter deinem bevorzugten Studienfach nach. Da müssten die Voraussetzungen für die Immatrikulation (Anmeldung) stehen und was du dafür alles benötigst. Da gibts dann auch noch Fristen zu beachten usw.

Ich habe vor Sport/Architektur/Luft- und Raumfahrttechnik zu studieren. Eins von den Sachen

Es gibt zB den tag der offenen Tür, da können Studieninteressierte mit Studierenden in Kontakt treten. Defintiv empfehlenswert, um ein besseres Bild von einem Sudienfach zu bekommen. Falls ein Tag der offenen Tür an deiner Uni stattfindet, siehst du das auf deren Homepage

Hoffe das konnte dir etwas weiterhelfen.

Also jeder Studiengang sieht natürlich anders aus. Daher spreche ich jetzt nur für mich. Ich studiere derzeit Physik im Master.

Mein Semester sieht wie folgt aus: ich habe Vorlesungen und zusätzlich noch Übungen. Die Übungen bestehen aus Übungsblätter, für die man immer eine Woche Zeit hat.

Neben dem gibt es noch Versuchspraktika wo man auch Protokolle schreiben muss. Am Ende des Semesters sind Prüfungen. Entweder schriftlich oder mündlich.

Im Bachelor hatte ich Vorlesungen mit ca. 200 Leuten aber auch welche mit 30 Leuten. Im Master sind wir zum Teil nur zu dritt.

Lehrer sind dort Dozenten. Diese spricht man für gewöhnlich auch mit Herr/Frau an.

Anmelden meist online über ein Portal.


Keeper2000937 
Beitragsersteller
 15.08.2024, 11:15

Was ist Bachelor? Was ist Master? Was sind Vorlesungen? Was sind Versuchpraktika? Was sind Protokolle? Wie lange geht ein Semester?

Nailsmith98  15.08.2024, 11:21
@Keeper2000937

Bachelor und Master sind Abschlüsse. Zuerst macht man den Bachelor, der geht ca. 3 Jahre. Danach kann man weiterstudieren und den Master machen. Der geht nochmal 2 Jahre.

Vorlesungen sind ein wenig wie Unterricht. Dort steht z.b. der Professor vorne und bringt euch den Stoff bei.

Bei den Praktika muss ich jede Woche einen Versuch machen und dazu muss ich ein Protokoll schreiben.

Ein Protokoll dokumentiert den Versuch. Hier fast man den Versuch zusammen: wie er aufgebaut ist, was man macht und diskutiert die Ergebnisse.

Ein Semester geht 6 Monate.

Nailsmith98  15.08.2024, 11:25
@Keeper2000937

Du musst den Bachelor machen, um den Master machen zu können. Der Bachelor ist sozusagen das "Grundstudium". Mit dem Master spezialisiert man sich anschließend tiefer in ein Gebiet. Also du musst den Bachelor haben um den Master zu machen, jedoch musst keine Master machen.