Wie gehen Menschen mit Hochsensibilität um?

2 Antworten

Ich selbst bin von ADS und Hochsensibilität betroffen, momentan in Therapie. Zuerst einmal muss man lernen, sich selbst zu akzeptieren. Es ist manchmal belastend, hochsensibel zu sein, trotzdem sollte man das nicht als Last ansehen. Denn es bringt auch sehr viele Vorteile. Einer davon ist, dass wir sehr empahtisch sind. Es fällt uns viel leichter als den meisten, uns in andere hineinzuversetzen. Während andere erst lernen müssen, Verständnis für ihre Mitmenschen zu entwickeln, ist bei uns vieles schon angeboren. Das macht uns zu guten Menschenkennern. Außerdem sind wir sehr tiefe Menschen. Natürlich gibt es von diesen guten Dingen auch Kehrseiten. Zum Beispiel fällt es uns schwer, uns genug von anderen Menschen zu distanzieren und lassen somit zu, dass wir an ihren Problemen dauerhaft mitleiden. Dazu ist es nicht besonders schwer, uns zu verletzen, da wir fast alles persönlich nehmen. Aber jeder Mensch hat Stärken und Schwächen, das trifft nicht nur auf Hochsensible zu. Du musst dich nur annehmen, so wie du bist und dann kannst du dich positiv weiterentwickeln. Sei nicht zu streng zu dir wegen deiner Fehler, sie machen dich schließlich genauso aus wie deine Stärken :)

Hier noch ein paar gute Videos zum Thema:

https://youtube.com/watch?v=6ryRrLGgnZE

https://youtube.com/watch?v=kT8f5mV37ZM


mrclw  16.07.2017, 09:53

so bringt mann es genau auf den Punkt!

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Hochsensibilität ist keine Krankheit, sondern ein natürliches Phänomen. In einer weniger dicht besiedelten Welt wäre sie ein riesiger Vorteil: Du findest die Blaubeeren im Gebüsch schneller, hörst Raubtiere zuerst. Du hast tiefere Gedanken und bist offener für deine Umgebung.

Erst in den überdimensionierten Städten unserer Zeit wird Hochsensibilität zum Nachteil. Denn überall ist es laut und stinkt, täglich trifft man auf fremde Menschen. Hättest du vor 100 Jahren auf dem Land gelebt, wärst du nicht die Genervte, sondern die Verständige gewesen.

Insofern halte ich es für wenig sinnig, einen Psychologen einzuschalten. Du bist ja nicht behindert oder gestört, sondern nur "zugedröhnt" von einem zu grellen Umfeld. Das Problem liegt nicht in dir, sondern um dich herum.

Ich habe über Umwege bemerkt, das ich hochsensibel bin. Zuerst wurde mir Asperger-Syndrom diagnostiziert. Später diagnostizierte ich mir selbst eine Gluten-Allergie. Nach Umstellung der Ernährung verflüchtigten sich viele Autismus-Symptome, übrig blieb meine ungefilterte Wahrnehmung.

Nach langer Beschäftigung mit dem Thema Wahrnehmung kam ich dahinter, dass ich auf den äußeren fünf Sinnen übersensibel bin, die Außenwelt also auf mich eindrischt. Die innere Wahrnehmung ist dagegen abgeschwächt; ich kann kaum einen Ball fangen, weil ich selten weiß, wo genau jetzt meine Hände sind.

Blogs und Forenbeiträge anderer Hochsensibler beschrieben das Phänomen genauso wie ich es empfand. Also richtete ich mich ein:

  • In der U-Bahn trage ich Kopfhörer mit Active Noise Cancelling, notfalls mit Ohropax drunter.
  • Wege unter 10km erledige ich zur Fuß oder mit dem Fahrrad. Die geringe Geschwindigkeit hält die Reizmenge pro Sekunde klein. (Im Auto sitzt man zwar isoliert, muss aber im Wahnsinnstempo auf unzählige Reize reagieren.)
  • Zur Entspannung gehe ich ins Grüne oder zum "Urban Gardening".
  • Essen bestelle ich bei einem Biokisten-Service, denn so muss ich seltener in den Supermarkt.
  • Ich kaufe nur haltbare Klamotten, die dann viele Jahre und Wäschen überleben. So muss ich fast nie in Modegeschäfte.
  • Auf Firmen-/Vereinsfeiern gehe ich relativ früh, bevor mit der Kopf platzt. Wenn es irgendwo zu laut/voll/muffig ist, verabschiede ich mich einfach mit einem netten Vorwand.

Weitere Tipps gibt es in Web-Foren für Hochsensible. Einen Psychologen braucht man dafür normalweise echt nicht. Man muss sich ja "nur" Ruhe verschaffen, die Reizmenge auf ein menschenwürdiges Maß reduzieren.