Wie findest Du es, wenn jemand statt "ich würde gerne" sagt "ich mag" oder statt "würdest du gerne darüber reden" sagt "magst Du darüber reden?
Mir fällt in letzter Zeit sehr häufig auf, insbesondere im Berater-Kontext, im Esoterikbereich und im Pädagogikbereich, dass die Verben "wollen", "möchten" usw. durch "mögen" ersetzt werden.
-magst du darüber reden?
-ich mag dich zu meinem Podcast einladen
-magst du mir lauschen?
-magst du mit zur Oma kommen
-magst Du mir sagen, wo der Schuh drückt?
Mir kommt das Verb in dem Kontext irgendwie deplatziert vor.
Ich glaube, die Intention, warum statt "willst" Du, "möchtest" Du oder "würdest" Du das Wort "magst" gewählt wird, ist dass man dem Gegenüber das Gefühl geben will, nach Gefühl entscheiden zu dürfen und dass dem freiem Willen Tribut gezollt werden soll.
Was sind Eure Gedanken dazu? Passt es, in dem Kontext "mag(st)" zu sagen?
7 Antworten
Ich kenne diesen "Duktus" von Bekannten, die im heil- bzw. sozialpädagogischen Bereich arbeiten und dadurch im Gespräch so eine ich sage mal "schmusige" Stimmung verbreiten wollen, so nach dem Motto, alles ist cool, alles ist harmlos, alles ist locker und alles fließt; du brauchst keine Angst zu haben, weil ich dir nichts tue und es ist alles ganz gediegen. Es soll vertrauenserweckend, vertraulich und privat wirken, weder steif noch verklemmt oder bürokratisch oder sonst was. Leider kommt es aber bisweilen sehr übergriffig rüber, vor allem, wenn man sich im Grunde genommen nicht weiter kennt.
Die Absicht dahinter ist meiner Ansicht nach nicht "lauter" und es ist eine gänzliche andere "Dimension" wie wenn der Mann seine Frau vor dem dekorierten Schaufenster des örtlichen Juweliers beim Bummeln und beim dortigen Anblick eines schönen Rings oder anderen Schmuckstücks, das als Geschenk zur Diamantenen Hochzeit passen könnte, fragt: "Erika, würd'scht des möge wolle?!" oder alternativ "Erika, däd'scht des möge wolle?!".
Mögen ist ein Wort, das mit persönlichen Gefühlen verbunden ist.
"Magst Du darüber reden?" oder "Magst Du mit mir zur Oma kommen?" passt.
Bei den anderen Beispielen würde ich "möchten" nehmen.
-magst du darüber reden?
So klingt es schon mal angenehm.
Würdest du darüber reden? Das hat für mich einen anderen Sinn: Würdest du in meinem Fall/an seiner Stelle/unter diesen oder jenen Umständen usw. darüber reden?
Willst du darüber reden? Eine gewisse Barschheit könnte man aus der Frage heraushören: Willst du? Dann sag! Ich kann nicht ewig warten! ...
Ähnlich ist es mit möchtest du. Wenn die Frage so gestellt wird, darf man nicht zu empfindlich sein. Die Botschaft des Fragestellers wird möglicherweise so verstanden: Mich interessiert dein Problem nicht besonders.
Magst du darüber reden klingt freundlich, geduldig und verständnisvoll, warm.
-ich mag dich zu meinem Podcast einladen
Ist das gutes bzw. richtiges Deutsch? Entweder: Ich lade dich ein. Oder: Ich möchte dich einladen.
-magst du mir lauschen?
= Hast du Freude daran, mir zu lauschen? Ich stelle mir vor, jemand unterbricht seine Erzählung und stellt diese Frage.
Würdest du mir lauschen? Das ist wieder: Wann, unter welchen Umständen - kannst du es dir vorstellen, mir zu lauschen? ...
Möchtest du mir lauschen? = Soll ich dir etwas erzählen? Das hat, wie oben erwähnt, einen anderen Sinn als magst du es tun.
Würdest du mir bitte lauschen! Klingt grob! Hör gefälligst zu, wenn ich mit dir rede! Magst du mir bitte lauschen! (Er scheint auch nicht zu zuhören.) Diplomatische Botschaft aber: Sei doch so lieb und hör mir zu!
insbesondere im Berater-Kontext, im Esoterikbereich und im Pädagogikbereich
Das ist doch der Bereich, der schon vor x Jahren "irgendwie"
durch "irgendwo" ersetzt hat. Von dort sollte man keine
grammatikalischen Erleuchtungen erwarten. Ok, auch keine anderen.
Es ist ein Verb wie viele andere! Es gibt wichtigeres für mich!
Weil du gefragt hast, wie andere das finden. Dürfen nur Leute, die deiner Meinung sind, antworten?
Sorry, du fragst "Wir findest du es" und "Was sind eure Gedanken dazu". Und dann beschwerst du dich über genau solche Antworten. Vielleicht solltest du deine Fragen etwas konkreter formulieren, wenn du dir andere Antworten wünschst.
Meine Frage WURDE konkret gestellt. Der Text beinhaltet wesentlich mehr als die Frage in der Überschrift.
Es sollte selbst für dich erkennbar sein, dass nicht mal auf die Hälfte geantwortet wurde.
Und es hat null damit zu tun, ob hier meine Meinung wiedergeben wird. Es hat was damit zu tun, dass lustlos Antworten am Fließband gegeben werden.
Dass dann Menschen wie Du das noch gutheissen, kann ich -mit Verlaub- nicht nachvollziehen.
Warum antwortest du dann?