Wie entsteht Selbsthass?

2 Antworten

Ein möglicher Weg:

Man bekommt von Kindesbeinen an das Gefühl vermittelt, dass man nicht imstande ist, für etwas zu genügen. Leider ist man da noch nicht so weit, um zu erkennen, dass einem niemand helfen wird. Jeder ist gerne bereit, Schwierigkeiten diverser Formen und Farben zu verursachen, aber die Lösung für das aufgezwungene Problem ist nicht Teil des Spiels.

Man wächst in der unumstößlichen Gewissheit auf, dass man prinzipiell der ist, der einen Fehler macht.

Obwohl man mehr als einmal nachfragt, sich bemüht, zu verstehen, worin die Probleme zu finden sind. Man erhält stattdessen Vorwürfe, als hätte niemand auch nur das geringste Interesse daran, dass man zukünftig keine Fehler mehr begeht. Alles in allem sei man selbst schuld, heißt es.

Zuerst kommen Selbstzweifel. Man fragt sich, ob man einfach nur zu doof ist, das zu verstehen. Hinzukommt, dass die Leute zwar etwas nett Klingendes daherreden, aber ihre Handlungen drücken etwas völlig anderes aus. Das kann einen ziemlich verwirren. Außerdem: Sie sind viele, man selbst ist allein. Es kann ja nicht sein, dass sie alle irren. Man muss ja irgendwas haben, was die anderen zu ihrem Verhalten animiert.

Aber egal, wie sehr man sich auch das Gehirn zermartert, man kommt nicht drauf. Man muss wohl einfach zu blöd sein, die Probleme zu erkennen.

Damit erklingen die ersten nagenden Stimmchen, die den eigenen Wert in Frage stellen. Teilt man das mit, wird es einem einfach abgesprochen, man braucht und soll sich so nicht fühlen.

Irgendwann denkt man dann in Summen von Ereignissen. Man zählt die negativen Erfahrungen und wiegt sie gegen die guten auf. Man vertraut den guten nicht mehr, immerhin kann man sich ja auf nichts verlassen, am Ende sind die guten nur ein Vorwand, um durch die Hintertür zuzuschlagen.

Es dauert zwar, aber man begreift das irgendwann. Mit der Erkenntnis stirbt etwas in einem. Ab diesem Zeitpunkt macht einem alles Angst, vor allem aber das Positive - wo lauert wohl der nächste Tritt?

Irgendwann treibt einen die Unsicherheit um. Man ist fast schon paranoid. Das bleibt nicht unbemerkt. Ein paar wenige, die sich an einer Hand abzählen lassen, stellen Fragen.

Voll Erleichterung zeigt man sich offen, weil man sich nach einer Erklärung, vielleicht sogar einer Lösung sehnt. Man hat die heißen Kohlen, über die man tagein, tagaus läuft, satt.

Doch statt einer umfassenden Information, was denn nun das Problem ist, wird man vertröstet: Woher auch immer diese Gedanken kämen, sie seien falsch (So wie alles an einem falsch ist).

Man hat sich den Mund fusselig geredet, hat die Fragen beantwortet und wird mit Allgemeinplätzen eentlassen. Ohne, dass einem zugehört wurde; man lernt unweigerlich den Unterschied zwischen hinhören und zuhören kennen.

Dies steigert sich über Jahre. Man weiß nicht mehr, dass man aus sich heraus einen Wert hat. Man fragt sich - und ist teilweise davon überzeugt -: Lebe ich nur, um getreten zu werden? Lebe ich, damit es anderen besser gehen kann?

Nun stellt sich die perverse Gewissheit ein, dass man weit unter dem Allerletzten steht. Man beginnt, allen gegenüber frei heraus zu sagen, dass man scheiße ist, dass man es nicht verdient, zu leben.

Und was tun die Leute? Sie erkennen es nicht an. Jahrelang wurde von allen Seiten (mehr oder weniger absichtlich) genau darauf hingearbeitet. Manche sagten es einem, einige ließen es einen sogar spüren, und dann, wenn man soweit ist, sobald man es sagt, ist es falsch.

Offenbar dürfen einen alle scheiße finden und wie Dreck behandeln, aber man selbst hat nicht mal dazu das Recht. Man ist wohl noch wertloser als man dachte.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Leide unter einer Komorbidität.

Kann mir vorstellen, dass das eher entsteht, wenn man oft Hass von anderen erfahren hat. Wenn dir zum Beispiel jemand ständig einredet, du bist hässlich oder weniger Wert, fängst du möglicherweise an dass selbst zu glauben und selbst so über dich zu denken.


Justme675 
Beitragsersteller
 23.07.2024, 21:24

Eigentlich ist das nur indirekt passiert..

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