Wie beschreibe ich eine Panikattacke möglichst anschaulich in einer Geschichte?

4 Antworten

Ich finde, der neue „Gestiefelte Kater“ Film hat das sehr gut gezeigt.

Der Boden wird dir unter den Füßen weggezogen, die Wände kommen immer näher. Du verbindest alles mit deiner Angst und kannst fälschlicherweise Dinge sehen, die gar nicht da sind, weil dich die grobe Form an deine Angst erinnert. Wenn es nichts visuelles ist, denkst du vielleicht zu viel darüber nach, was sein könnte. Deine Gedanken kreisen und du kannst sie einfach nicht ordnen.

Alles ist zu warm und du schnappst nach Luft, während dein Herzschlag in deinen Ohren dröhnt.

Außerdem versuchen viele von Trubel und Bekannten weg zu kommen, sodass sie in dem Moment ihre Ruhe haben.

Schau dir sonst mal die Szene als Inspiration an.

Woher ich das weiß:Hobby – Autor - beobachte und recherchiere viel für meine Bücher

Na ja, Panikattacken verlaufen nicht bei jeder Person gleich und sind auch unterschiedlich in ihrer Intensität, deshalb gibt es hier nur bedingt richtig oder falsch. Eine Panikattacke geht aber meist einher mit Atemnot (Gefühl keine Luft mehr zu bekommen oder nicht richtig durchatmen zu können) und Herzrasen. Auch Übelkeit und Schwindel treten häufig auf. Dir kann heiß oder sehr kalt sein, du kannst stark schwitzen oder zittern (oder gar beides) und Kontrolle über Körper und/oder Bewusstsein verlieren. Manchmal ist man hyperfokussiert auf diese Angst, manchmal weiß man nicht mal, dass man gerade Angst hat und bekommt eher durch die plötzlichen Symptome Panik. Da das Gefühl der Atemnot sehr beängstigend sein kann, fangen Viele dann auch an zu hyperventilieren, was es eher noch schlimmer macht und dafür sorgt, dass man sich weiter reinsteigert.
Manche schaffen es sich selbst zu beruhigen, indem sie sich zB. gedanklich gut zureden und bewusst atmen, Andere suchen eher die Hilfe von Außen und müssen beruhigt werden.

Ich gebe mal ein kleines Beispiel aus der Rohfassung eines älteren Kapitels von mir:

... als ein Gast im Vorbeigehen versehentlich ihren Arm streifte, ließ sie vor Schreck das gefüllte Tablett von ihren Händen auf den Boden krachen. Die Gläser zerschellten in lautem Klirren und um sie herum verstummten augenblicklich die vielen Stimmen der Gäste, die sich bis eben noch lautstark unterhalten hatten. Sämtliches Blut schoss ihr in Kopf, machte es unmöglich auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, während sie sämtliche Blicke auf sich ruhen spürte. Sie schluckte, dann kniete sie sich auf den Boden, zog das Tablett näher an sich heran und begann mit zitternden Händen die Scherben aufzusammeln, die sich in alle Richtungen verstreut hatten.
Aus einer Ecke des Raums war ein heiseres Lachen zu hören, gefolgt von einem quälenden Flüstern. Sie konnte nicht verstehen was sie sagten, aber sie war sich sicher, dass es etwas Abfälliges gewesen war. Warum sonst hätten sie flüstern sollen? Tränen brannten in ihren Augen und verschleierten ihre Sicht. 
Ich habe keine Angst.
Ich habe keine Angst. Ich habe keine Angst. Ich habe ... 
Scheiße!
Da war es wieder. Dieses Gefühl, als würde jemand sie an der Kehle packen und unerbittlich zudrücken. Sie japste nach Luft, stieß ein kaum hörbares Wimmern aus. Ihr Atem wurde flacher, unregelmäßiger.
Es war zu viel.
Zu viel Aufmerksamkeit. Zu viele Blicke. Sie musste weg. Weg von all diesen Menschen.
Keuchend stützte sie sich an den Dielen ab, um zurück auf ihre Füße zu gelangen, die jedoch so sehr unter ihrem Gewicht wackelten, dass sie kurz fürchtete zurück auf die Knie zu sinken. Für einen winzigen Moment drehte sich alles und sie schwankte als hätte ihr Körper all den Alkohol aufgesogen, der sich in einer großen Pfütze über den Boden verteilt hatte, doch das Einzige, das sie in diesem Augenblick noch deutlich wahrnahm war das Knirschen der Glassplitter unter ihren hastigen Schritten.

Mit einem lauten Knall schlug sie die Badtür hinter sich zu, sperrte diese ab und ließ sich mit dem Rücken daran auf den Boden gleiten. Sie nahm mehrere tiefe Atemzüge, atmete kontrolliert ein und wieder aus, ein und wieder aus, ein und... Tränen bahnten sich ihren Weg über ihre geröteten Wangen, tropften von ihrem Kinn und landeten lautlos auf dem Stoff ihrer Jeans, wo sie dunkle Flecken hinterließen. Sie machte sich nicht die Mühe sich übers Gesicht zu wischen, stattdessen gab sie sich schluchzend der Erleichterung hin, die sie wie Wellen überrollte seit sie die Tür abgeschlossen und somit genügend Abstand zwischen sich und die Gäste gebracht hatte.

Ist jetzt kein literarisches Meisterwerk und nur eine nahende Panikattacke, aber vielleicht hilft es dir ja trotzdem ein wenig besser rein zu finden.

Auf jeden Fall bist du recht frei in der Gestaltung, da sich eine Panikattacke ganz unterschiedlich äußern kann. Ich denke es ist eher wichtig die Persönlichkeit deiner Figur zu berücksichtigen und ihre Handlungen und Reaktionen entsprechend anzupassen.

Wie anschaulich du das Ganze gestalten möchtest ist dir selbst überlassen und ist auch abhängig von der Wichtigkeit der Szene. Je mehr Details du einbaust, je "langsamer" du erzählst, umso anschaulicher wird es in der Regel.

Liebe Grüße

Eine Panikattacke kann sich auf die verschiedensten Arten äußern.

Derjenige kann entweder total auszoomen. Wird beispielsweise apathisch. Ganz ruhig, starrt nur vor sich hin, ist kaum noch ansprechbar.

Dann kann aber auch das komplette Gegenteil der Fall sein. Also dass er schwerer atmet, anfängt zu zittern und sich vielleicht sogar eingeengt fühlt. Dass einfach alles über den Kopf steigt.

...

Es ist ziemlich wichtig, dass da mit einem gewissen Respekt an psychische Krankheiten herangegangen wird und man sie nicht völlig ignoriert. Gerade in Büchern wird das gerne mal ignoriert, weil einfach zwischen all der Aktion gar keine Zeit ist, drauf einzugehen. Aber das ist ein ziemlicher Fehler.

...

Ich kann dir einmal einen Abschnitt geben, wo ich eine Panikattacke geschrieben habe, vielleicht hilft dir das ein wenig weiter, auch im Hinblick auf die Stimmung, die man dabei mit beispielsweise kurzen, abgehackten oder aber auch längeren Sätzen vermitteln kann.

Das Herz klopft mir bis zum Hals, als ich auf den Boden starre. [...] Ich hebe meine bebende Hand und starre sie an. [...] Dann wenigstens den Halsring – wenigstens irgendwie den Druck beim Atmem loswerden. Ich schiebe meine Finger zwischen Hals und Metall und ziehe. Ich ziehe, ziehe und ziehe. Wenigstens das muss klappen! Wenn der Ring abgeht, kann ich hirr auch irgendwie wieder raus. [...] Zuerst muss ich wieder richtig atmen können, den Druck in meinem Brustkorb loswerden, das Rauschen in meinem Kopf, das Klingeln in meinen Ohren, den Kloß in meinem Hals, den Schleier vor meinen Augen und ... und ... und ... ich schnappe nach Luft.

Also verstehst du, wie ich das meine? Man kann da entweder direkt auf die Empfindungen bzw. Gedankem eingehen oder aber, wenn man als äußerer Beobachter dasteht, auf die unterschiedlichen Anzeichen des Körpers.

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Indem du den Leser spüren lässt, wie es der betroffenen Person innerlich geht und zeigst wie sie sich verhält.

Beispielsweise:

Sie schnappatmete. Ihr Herz klopfte bis an ihre Kehle. Die Bilder in ihrem Kopf verdeutlichten ihr, dass es ab jetzt kein zurück mehr gab und sollte sie doch zurückweichen, dann fiele sie in einen tiefen Abgrund aus dem es kein Entkommen mehr gab. Sie griff nach einem Stuhl, da war keiner. Nach einem Tisch, nichts. Sie wollte sich irgendwo festhalten, denn sie wollte auf keinen Fall in diesem Abgrund landen.

Woher ich das weiß:Hobby – Ich schreibe seit mehr als 20 Jahren.