Wie bekommt man Bleikristall wieder klar, chemisch?
Meine Eltern und die Eltern meiner Frau haben einiges gemeinsam, obwohl sie sich nicht kannten. Unter anderem haben sie es geschafft, eine große Anzahl von Kristallglasgefäßen durch unsachgemäße Behandlung trüb zu machen. Wie genau sie das gemacht haben, ist nicht bekannt – möglicherweise haben sie einfach gar nichts gemacht und das ist einfach so passiert, zum Beispiel in dem Salze aus dem geschliffenen Kristall hinausdiffundierten und sich dann außen niederschlugen.
Wir haben das jedenfalls geerbt und sitzen auf einem riesigen Haufen trüben antiken Bleikristallglases.
Dies alles mechanisch von der Trübung zu reinigen ist undenkbar – zum einen sind Vasen dabei, bei denen das unmöglich wäre, weil man da nicht hineinkommt, zum anderen ist anderes so dermaßen zerbrechlich, dass schon kräftiges Halten zum Zerbrechen führt. Das gebogene Kristall kann man unmöglich mit mechanischer Kraft bearbeiten – Schrubben und Scheuern gehen nicht.
Nun war ich letztens bei einem Händler für antikes Kristallglas, und er hat mir vorgeführt, wie er mit seiner geheimen Mischung, die wohl zu einem geringen Anteil aus dem wichtigsten Wirkstoff Flusssäure besteht, verdorbenes Kristallglas wieder klar bekommt. Er will mir das genaue Rezept nicht verraten, weil er sein Geschäft mit dieser Kenntnis betreibt, und eigentlich ist er ganz traurig, dass ich das überhaupt erfahren habe.
Dass das funktioniert, ist ein wenig erstaunlich, denn Flusssäure ist nicht nur lebensgefährlich, sondern wird auch zum „etchen“ verwendet, also genau im Gegenteil, um lustige und informative Muster in die Glasscheiben öffentlicher Verkehrsmittel zu ätzen oder die Mitbürger mit versehentlichen Vergiftungen zu erfreuen, wenn sie die Säurepfützen berühren.
Meine Frage wäre nun: Hat jemand Erfahrung mit dem „Klarmachen“ von Bleikristall auf chemischer Basis? Welche Rezeptur wäre denn empfehlenswert?
Offen gesagt, wenn ich jetzt keine brauchbare Antwort bekomme, wird wohl ein wieder mal ein Teil des Erbes der Romanows den Weg in die Recyclingtonnen finden.
3 Antworten
Hallo,
ich bin zwar im Chemie LK, aber extrem viel Ahnung habe ich jetzt auch nicht ;)
Trotzdem...
Ich würde die Gläser an deiner Stelle von diesem Händler reinigen lassen, damit bist du auf der sicheren Seite.
Flussäute ist garantiert nicht drin, oder, wenn überhaupt, extremst verdünnt...
Ich hab mich mal schlau gelesen - aber Abreiben geht ja bei dir wohl nicht...
Also ist der einzig "sichere" Gang der zu diesem Händler, der dir die Gläser wieder schick macht :)
LG ShD
Auf keinen Fall flusssäure. Das ist lebensgefährlich, und würde auch das bleiglas zerstören. Ruf echt mal da in bodenmais an. Bin gerade in der nähe, und die sind ECHT kompetent.
Höre ich zum ersten Mal. Unser Bleikristall ist nach über 40 Jahren noch so klar wie damals.
Ruf doch mal bei den Firmen Joska und Austen in Bodenmais an. Weinfurtner in Arnbruck wäre auch eine Möglichkeit. Vielleicht sind die auskunftsfreudiger.
Normales Spülmittel hilft nicht?
Ich entsinne mich, dass mir gesagt worden ist, dass moderne Kristallglasmischungen ganz andere sind als die, die früher verwendet wurden, auch schon deswegen, weil das alte Bleikristall durchaus unzulässig hohe Giftkonzentrationen hätte abgeben können (für Verwendung zusammen mit Lebensmitteln wäre das heute nicht mehr erlaubt).
Normales Spülmittel hilft nicht?
Man hat im Gegenteil den Eindruck, es noch trüber gemacht zu haben.