Wie ähnlich sind sich gewisse slawische Sprachen?
Ist Serbokroatisch (bzw. Bosnisch, Kroatisch, Montenegrinisch, Serbisch) dem Slowenischen oder Mazedonischen näher? Wie sehr unterscheiden sich Mazedonisch und Bulgarisch? Wie weit ähnelt die tschechische Sprache der slowakischen? Kann man Weißrussisch im Grunde als Russisch bezeichnen? Wie stark unterscheiden sich Ukrainisch und Russisch? Welcher slawischen Sprache ist Polnisch am nähesten?
Ich hoffe, ein paar dieser Fragen können beantwortet werden. Danke!
6 Antworten
Alle jugoslawischen Sprachen sind sich sehr ähnlch, defintiv ähnlicher als deutsche Dialekte. Das gilt auch generell für slawische Sprachen. Slawische Sprachen sind sich generell ähnlicher als germanische zum Beispiel. Mit Kenntnis einer slawischen Sprache und ein wenig Grundkenntnissen der Sprachwurzeln, sprich altertümliche Wörter und Redewendungen(sowas kriegt man normalerweise mit wenn man mit der klassichen slawischen Ltheratur vertraut ist) versteht man in Grundzügen jede slawische Sprache.
Tschechsch und Slowakisch sind sich verständlcherweise sehr ähnlich. Weissrussisch ist nicht umsonst eine eigene Sprache. Weissrussisch und Russisch sind sich natürlich sehr ähnlich. Weissrussisch ist eben mehr westlchen Einflüssen ausgesetz gewesen und Russisch östlichen.
Ukrainisch und Russisch unterscheiden sich etwas mehr. Die gemeinsame Geschichte bedngt aber, dass Russen viele ukranische Wörter kennen und die meisten Ukrainer sprechen einfach Russisch.
Polnisch ist logischrweise Tscechisch am ähnlichsten.
Serbisch, Kroatisch, Bosnisch, Montenegrinisch sind eigentlich eine Sprache und die Unterschiede unter ihnen kann man mit Unterschieden im Rahmen der deutschen Sprache vergleichen. Mazedonisch und Bulgarisch sind ähnlich und Mazedonisch ist der bulgarischen Sprache näher als der serbokroatischen (d.h. serbischen, kroatischen, bosnischen, montenegrischen) Sprache. Slowenisch ist spezifisch unter den südslawischen Sprachen. Es ist eigentlich eine archaische Sprache, die der altkirchenslawischen Sprache sehr ähnlich ist.
Wenn man westslawische Sprachen nimmt, Polnisch ist der tschechischen Sprache ähnlich, aber hat eine andere Ortographie, die im Wesen der deutschen Ortographie ähnlich ist. Slowaken und Tschechen verstehen sich sehr gut untereinander, was aber sicher auch durch die gemeinsame Geschichte verursacht ist. Slowakisch ist auch mährischen Dialekten ähnlich. Polnisch entstand (wenigsten meine ich) aus dem Tschechischen und man kann sagen, was die Struktur betrifft, ist es eigentlich der tschechischen Sprache ähnlicher als Slowakisch. Sorbisch verstehe ich als Tschechin gar nicht.:)
Man sagt, dass Russisch der weissrussischen Sprache ähnlicher ist als Ukrainisch, dass kann ich aber nicht bestätigen, weil ich diese Sprachen nicht beherrsche. Tschechisch und Russisch bewerte ich als die kompliziertesten slawischen Sprachen, denen Gefallen an Deminutiven gemeinsam ist. Ukrainisch finde ich westslawischen Sprachen nah. Man könnte sagen, es liegt irgendwo zwischen der ost-und westslawischen Gruppe.
Für einen Tschechen, der Deutsch kann, ist es einfach, Serbisch (Kroatisch, Bosnisch, Montenegrinisch) zu lernen, weil die Struktur von Deutsch der Struktur dieser südslawischen Sprache ähnlich ist. (Vielleicht weil die südslawischen Gebiete in die Habsburgische Monarchie gehörten?).
Die sind sich alle recht ähnlich vom Wortstamm her.
Länder die aneinander grenzen haben ähnlichere Sprachen als mit 3 Ländern dazwischen. So ist für einen Slowenen kroatisch noch recht gut zu verstehen, Polnisch dagegen kaum. Lesend wäre der grobe Zusammenhang in Polnisch aber wohl schon noch zu eruieren.
Die Aussprache variiert auch sehr, so ist russisch sehr "hart", kroatisch eher ein sing-sang und Slowenisch recht weich.
Als jugoslawische also südslawische Sprachen sind sich Slowenisch und Serbisch/Kroatisch näher als Serbisch dem Mazedonischen. Slowenisch ist mehr durch westslawische Sprachen beeinflusst worden (Slowakisch). Das sieht man an sehr ähnlich erhaltenen Überbleibseln aus dem Altslawischen in beiden Sprachen.
Bulgarisch ist dem Mazedonischen seeehr änlich (es gibt böse Zungen, die behaupten, Mazedonisch wäre Bulgarisch). Sie bilden zusammen die östliche Gruppe der südslawischen Sprachen.
Tschechisch und Slowakisch würde ich so einordnen wie das Mecklenburger Platt zum Ostfriesischen. Ein Slowake versteht einen Tschechen; vor allem geschriebene Texte sind üblicherweise kein Problem. Wobei von diesen beiden Westslawischen Sprachen das Slowakische dem (westslawischen) Polnischen ähnlicher ist als Tschechisch.
Belorussisch ist eine Ostslawische Sprache, wie auch das Ukrainische und Russische. Ich kann z.B. Ukrainisch und Russisch und hatte kaum Probleme, es zu verstehen. Dabei habe ich festgestellt, dass im Belorussischen und Ukrainischen mehr Wörter slawischen Ursprungs erhalten geblieben sind, als im Russischen. Außerdem gibt es mehr westslawische Einflüsse als im Russischen.
Ukrainisch unterscheidet sich in mehreren Punkten vom Russischen. Z.B. wurde das frühere Jat' (Ѣ, ѣ) durchgängig zum i, während es im Russischen zum e (und im Polnischen zum a) wurde. Bsp.: die Welt/das Licht ukr.: свiт, russ.: свет, pln.: świat die Wand ukr.: стiна, russ.: стена, pln.: ściana. Die Tendenz ist, dass in geschlossenen Silben, wo ethymologisch ein o oder e stand, ein i gesprochen wird. Bsp.: die Brücke ukr.: мiст, russ.: мост aber: ukr./russ.: моста (Gen.), Lemberg ukr.: Львiв, russ.: Львов, pln.: Lwów, der Ort Glebowka ukr.: Глiбiвка, russ.: Глевовка (erstes i-ehem. jat', zweites i in geschlossener Silbe). Vor dem e sind die Vokale meist hart, also nicht palatalisiert (am weichen Gaumen gesprochen), im Vergleich zum Russischen ukr.: тепер (teper), russ.: теперь (t'ep'er'), der Tag ukr.: день (den'), russ.: день (d'en'). I und y fallen häufig zusammen Bsp.: das Bier ukr.: пиво (pyvo), russ.: пиво (pivo), hoch ukr. високий (vysokyj), russ.: высокий (vysokij). Aus dem g wurde im Ukrainischen ein h, ähnlich wie im Tschechischen Bsp.: sprechen ukr.: говорити (hovoryty), russ.: голорить (govorit'), das Wappen ukr./russ.: герб (herb/gerb). Umwandlung der harten l in w Bsp.: gelb ukr.: жовтий (zhovtyj), russ.: жёлтый (zholtyj), ich (m.) schlief ukr.: я спав, russ.: я спал.
Polnisch ist, wie oben schon erwähnt dem Slowakischen aber auch dem Sorbischen sehr ähnlich (Bzw. umgekehrt...).
Ich hoffe, das reicht für den Anfang. Ansonsten empfehle ich dir Основы славянской филологии/Osnovy slavyanskoj filologii von Dulichenko. Band 1, Opole 2011. Leider nur auf Russisch...
Ja, ordentlicher und nun emeritierter Professor an der Uni in Tartu.
Es gibt drei Zweige der slawischen Sprachen: Ostslawisch, Westslawisch, Südslawisch. Die Sprecher der ostlawischen Sprachen (Russisch, Weißrussischm Ukrainisch) verstehen sich untereinander problemlos. Wobei das Ukrainische einige Besonderheiten aufweist, die man aber durch die kulturelle Nähe und das Zusammenleben mit Ukrainern als Russe mitbekommt und auch versteht.
Beim Südslawischen verhält es sich ähnlich: Sprecher des Bulgarischen, Serbischen, Mazedonischen usw. verstehen sich problemlos.
Generell sind sich die slawischen Sprachen ähnlicher als die germanischen, so dass es ausreicht, sich wichtige phonetische Besonderheiten und Wortwurzeln anzueignen um die Sprecher einer anderen slawischen Sprache zu verstehen. Wenn ich bspw. in Bulgarien bin, lese ich als Russe morgens zum Frühstück eine bulgarische Tageszeitung und verstehe alles.
Ukrainisch stammt von russischen ab. Die haben aber viele Wörter verdreht. Die ukras haben dafür viele ähnliche Wörter mit polnischen, die aber im russischen ganz anders sind.
Das ist jetzt nicht wissenschaftlich!!! Sondern nach meiner eigenen Erfahrung
Kommt der zufälligerweise aus Tartu? Ich habe dort eine Werbung für eine Vorlesung von ihm gesehen...