Wer hat die Hosen an in einer Beziehung/Ehe?

13 Antworten

Ich glaube nicht, dass beide Partner gleichberechtigt in eine Beziehung sein können. Das passt schon alleine gruppendynamisch nicht, es gibt immer einen der den Ton angibt.

Ich könnte mir noch vorstellen, dass es Paare gibt, bei denen das nicht extrem auffällt, weil Entscheidungen diskutiert und zusammen abgewogen werden, aber situationsabhänig hat jemand von den beiden die Hosen an. In der Regel aber eben in verschiedenen Situationen und Themenbereichen.

Aber ich denke, dass es nichts schlimmes dabei gibt. Ich kenne viele Menschen, die sich gerne "zurücklegen" und den Partner entscheiden und machen lassen und es genießen, dass sie sich eben nicht mit den Thematiken auseinander setzen müssen. Das ist nicht negativ gemeint, ein gutes Beispiel wäre dafür Geldangelegenheiten. In vielen Beziehungen übernimmt das nur ein Partner.

Was mich hier jetzt gerade nur nervt ist, dass eine pseudo-femistische Diskussion entsteht. "Frauen sind die Helden, die sowohl arbeiten, als auch Kinder erziehen", ich kann sowas langsam nicht mehr hören. Ich vermisse einfach die Gleichberechtigung. Und deshalb wäre es berechtigt, wenn man solche Vergleiche von vornherein sein lässt, da kann man erst keinen vor'm Kopf stoßen.

Liebe Grüße


dschafar87 
Beitragsersteller
 04.04.2014, 14:36

Muss ich 100% zustimmen, in meinem Umfeld kommt es mir manchmal so vor, als wären die männer die radikaleren Feministinnen als die Frauen o.O.

Eine wörtlich genommene 100%tige Gleichberechtigung kann und sollte es nie geben, dafür sind allein schon die genetischen Unterschiede bei Mann und Frau zu offensichtlich, Ausnahmen bestätigen jedoch die Regel.

Und die Beispiele die du nennst, sind ja im Grunde intelligente Arbeitsteilung, wer mit dem Skill soll auch den Bereich übernehmen. Wenn einer gar nicht mit Geld kann, macht das der von beiden, der das kann.

user2497  04.04.2014, 14:41
@dschafar87

Verwechselt bitte nicht Gleichberechtigung mit Gleichmacherei!

Auch wenn das der Rest der Welt scheinbar gerne in einen Topf wirft, es hat nichts miteinander zutun.

Rosengarten  05.04.2014, 21:17
@user2497

Genau, nur weil jeder die gleichen Rechte hat, heißt es nicht, dass Männlein und Weiblein vom Charakter, WEsen usw. nur noch Beides sind oder sein sollen, dann gäbe es ja nur Fraumännchen oder Mannfrauchen? Männer und Frauen sind verschieden, aber haben dieselben Rechte, aber keine Pflicht, auch jedes Recht in Anspruch nehmen zu MÜSSEN !!

Also ich kann nur sagen, dass ich als Frau (bzw. Mädchen) es manchmal gut finde, wenn mein Partner den Ton angibt, insgesamt führen wir jedoch auch eine gleichberechtigte Beziehung, Keiner möchte sich über den anderen stellen, schon gar nicht mit Absicht, und dass Frauen insgeheim die Chefs sind ist mir auch neu... Wenn dann müsste es so "geheim" sein, dass nichtmal ich selber es weiß. Also nein, ich persönlich kann von mir sagen, dass ich nicht das Sagen in meiner Beziehung haben möchte, doch ich möchte auch nicht mit einem Partner leben, der das aber gern würde. GlG

Ist tatsächlich so, da Frau in aller Regel nicht nur arbeiten geht, sondern sich auch um Kinder, Organisation des Alltages und Haushalt kümmert. Somit bleiben die meisten Entscheidungen an den Frauen hängen. Aber ich würde das auch nicht als "herabsetzen" des Mannes betrachten. Frauen sind halt immer diejenigen gewesen, die sich um den "Background" gekümmert haben. Ich kenne genug gleichberechtigte Paare und dennoch hat Frau die Hosen an, da sie sich um so ziemlich alles kümmert....


dschafar87 
Beitragsersteller
 04.04.2014, 14:14

Nun, das hat ja mit der Aufgabenteilung zu tun, die in vielen Fällen (leider) noch zu traditionell ist. Wo ich mich so aufhänge daran ist, dass man umgangssprachlich sagt "Die Frau hat die Hosen an", also das nichts mit der Leistung der Frau oder Ihrem Aufgabenbereich zu tun hat, sonder mit der Tatsache dass Sie eine Frau ist. Klar das is nur ein Spruch, nur höre ich das in letzter Zeit so oft, dass ich einfach mal bisschen anonymes Feedback brauche ;-)

hilfesuchend31  04.04.2014, 14:19
@dschafar87

Stimm dem einfach zu :-) Bei uns ist es auch so: Jeder macht alles und wir ergänzen uns total. Keiner ist besser oder schlechter positioniert als der andere. Dennoch habe ich die Hosen an :-) Sprich: ich bin einfach für die Organisation von fast allem verantwortlich und somit fälle ich fast alle Entscheidungen (alles Große wird normal zusammen entschieden). Denn wenn man zu 4. lebt dauert es bis Abendessen-Planungen, welcher Termin muss wer wann wie wahrnehmen, braucht es einfach jemanden der diese Aufgabe übernimmt. Meine Familie hat Hunger, also treffe ich anhand der Finanzen, Jahreszeit, Wochentage, Termine pro Tag und Vorlieben meiner Mitmenschen die Entscheidung was es zu essen gibt....

Verstanden ;-) Es ist ja in der Realität nicht so, dass Mann nix mehr zu melden hat :-D

dschafar87 
Beitragsersteller
 04.04.2014, 14:25
@hilfesuchend31

Das ist natürlich klar, wer in der Orga und Planung besser ist, sollte das auch machen (in der Regel sind das nun mal die Frauen), wenn es der Mann ist, machts eben der Mann. Bei uns ist das noch recht ausgeglichen, aber ich werde eben immer vorher gefragt, wenn ich wo nicht mit will (Geburtstag etc) geht sie eben alleine, ist ja auch gut.

Nur man(n) fühlt sich eben manchmal so, als würden einen andere Männer mit Mitleid im "Kreis der Verdammten und Rechtlosen" willkommen heißen, als würde jetzt ein Leben ohne echte selbstbestimmung anfangen. Ich denk mir dann immer: Selber Schuld und sag das auch so. Da bekomm ich dann immer zu hören: Du kannst nichts dagegen tun, wir arbeiten für die Frau, Verdienen für die Frau und opfern uns für die Frau. Da denk ich mir dann auch immer: Selber Schuld.

hilfesuchend31  04.04.2014, 14:29
@dschafar87

Ich vermute, dass das alles eher witzig gemeint ist :-)

Mein Mann dachte damals auch nach dem Spruch eines Kollegen, dass er sich nun warm anziehen könnte :-) Aber es ist eben einfacher für den Alltag, wenn manche Dinge von einem entschieden werden :-)

Mein Mann kann um Welten besser kochen (nein, wir würden ohne ihn auch gut essen können :-D). Dennoch entscheide ich was es gibt.

Also lächel einfach bei diesen Sprüchen :-)

dschafar87 
Beitragsersteller
 04.04.2014, 14:37
@hilfesuchend31

Ich versuchs, auch wenn es eher eins dieser "L* mich am A**" lächeln werden wird, wenn mir noch ein verbitterter Kollege den Spruch drückt. Ich weis ja Gott sei Dank dass mich nichts dergleichen erwartet :-)

Naja bei meinen Eltern war es so,dass meine Mutter normal immer die Chefin war, sie bestimmte über neue Anschaffungen usw. und auch sonst hörte mein Vater immer auf sie.Außer wenn er mal einen schlechten Tag hatte und wütend von der arbeit kam,da merkte man erst wirklich wer eigentlich die Hosen anhatte :D

Meiner Meinung nach ist Partnerschaft ein gegnseitiges Ergänzen.

Unabhängig vom Rollenbild oder den gängigen Klischees über die Geschlechter:

Wenn einer etwas besser kann, als der andere, dann ist es das Beste, den talentierteren und/oder erfahreneren Part auch diese Arbeit erledigen zu lassen bzw. ihm/ihr den Vortritt zu gewähren. Das beschleunigt letztendlich den Prozess.

Beispiel: Ich bin besser im tapezieren, das hat sich in der Praxis so herausgestellt, ich hab wohl ein besseres Auge für die Bahn, wenn ich nahe an der Wand stehe. Wieso sollte ich mich vor der arbeit drücken, weil das "Männerarbeit" ist, wenn das Ergebnis, das ich hervorbringe schneller und sauberer ist, als das meines Mannes? Ich bin ja genauso am Abschluss der Tapezier- und Malerarbeiten interessiert und bewohne den Raum auch.

Mein Mann hingegen ist der bedeutend bessere Einkäufer, somit obliegen Kaufentscheidungen in letzter Instanz ihm (das bedeutet nicht, dass ich ihn um alles anbetteln muss und auch nicht, dass ich nicht kaufen darf wenn er nein sagt, es gibt auch keinen streit über dusselige Anschaffungen). Er behält eben besser den Überblick und hat die Vorteiler einzelner Produkte besser im Kopf als ich, es wäre schlicht dumm, seinen Rat zu ignorieren.

Damit haben wir 2 Klischees die jeweils auf das andere Geschlecht gemünzt sind. Und wir leben gut damit.

Sicher bekommen wir hier und da dumme Kommentare hinterher geschmissen, damit muss man zu leben lernen.

In einer Beziehung sollte man sich entsprechend der Stärken und Schwächen des Einzelnen ausbalancieren, wenn du mich fragst. Wenn einer "die Hosen an hat" und "der heimliche Chef" ist, kompensiert niemand dessen Schwächen und es gibt in vielen Fällen nicht einmal den Versuch, etwas besser zu machen. Damit stellt sich der Entscheidende Part unter einen enormen Druck, und die Versagensangst spielt da auch ne Rolle. Kritik zu üben ist schwer, wenn sich einer allein alle Verantwortung auflastet. Man/frau wird dann gerne mal grantig in der nur menschlichen Fehlbarkeit, weil eben das Gefühl des Müssens da ist... Zumal es für den "unterlegenen" Part schwer zu verdauen ist, wenn er wirklich Recht hat und etwas besser weiß oder kann einfach übergangen zu werden, weil der andere "immer die Entscheidungen trifft" oder "das und das sonst ja auch macht". So eine Beziehungsstruktur erzeugt vollkommen unnötig Reibungspunkte und Streit.

Ich hab selbst sehr lange in so einer Beziehung gelebt und irgendwann für mich realisiert, dass es so nicht weiter gehen kann und meinem damaligen Partner das Ruder überlassen, wenn er es erfahrungsgemäß besser wusste oder konnte. Leider ist der über die Zeit recht faul geworden und hat eine große Toleranz gegenüber meiner halbgaren Lösungen entwickelt, so dass er an einer Verbesserung unserer Beziehung zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr interessiert war, lediglich an der Haltung einer Haussklavin, zu der ich mich selber über meinen Kommandoton degradiert habe ohne es zu merken, die ihm sogar "typisch männliche" Arbeiten abnimmt, solange er sich nur zu dumm zum atmen stellt, und die er sogar für sein berufliches Scheitern verantwortlich machen kann ("Du nimmst mir in der Firma ja nichts ab!") Am Ende hatte ich die Hosen an - und alle Arbeit blieb allein mir überlassen. Den Fehler mache ich kein zweites Mal. Ich respektiere meinen Mann und dessen stärken und Schwächen, und er begegnet mir mit dem gleichen Respekt. Und auch wenn es (wie in jeder zwischenmenschlichen Beziehung) zu Streit kommt, ist die Schwäche des anderen nie ein Streitpunkt, und das ist mir bedeutend angenehmer.


paulfritzpeter  05.04.2014, 00:02

Das ist endlich mal eine umfassende und zielführende Antwort. Davon wünsche ich mir mehr auf dieser Plattform. LG, Peter

dschafar87 
Beitragsersteller
 04.04.2014, 14:42

Vielen Dank für diese ausführliche und einleuchtende Antwort, selten eine so gute und passend formulierte Begründung gegen das Konzept "Eine/r hat die Hosen an" gelesen.

user2497  04.04.2014, 14:53
@dschafar87

Vielen Dank, wobei ich betonen möchte dass ich kein "Gegner" anderer Konzepte bin sondern dies lediglich für mich selber ablehne.

es mag ja gern jeder auf seine weise glücklich werden und solange beide Partner das in einem "einer hat die Hosen" an Konzept sind, trotz der Reibereien (oder mit einer gewissen Gelassenheit und Zufriedenheit, die gar nicht zum Streit führt, das kenne ich auch), dann ist das Konzept nicht schlechter oder besser als jedes andere.

Ich wollte nur meine persönliche Meinung mich betreffend zum ausdruck bringen, denn hätte jemand mit mir so eine Unterhaltung geführt, wäre ich vielleicht eher zu dem Punkt gekommen, etwas zu ändern ;)

Außerdem mag ich dieses Schultergeklopfe nicht und diese scheinbare Gewissheit, die einem so viele Leute aufs Auge drücken "du wirst schon sehen!" und wollte mich mal dagegen aussprechen, dass alle Paare immer an den gleichen Punkt kommen sollen/müssen.

dschafar87 
Beitragsersteller
 04.04.2014, 14:58
@user2497

Ja, das Schultergeklopfe nervt, vor allem kommt das ausschließlich (in meinem Fall) von Männdern die a) keine Freundin/Frau haben und deutlich älter sind als ich b) Männern, die gerne und mit Freude 70 Stunden die Woche arbeiten

Da fragt man sich dann schon...

user2497  04.04.2014, 15:05
@dschafar87

Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und sage:

Prophezeiungen über andere, die man auf Basis eigener Erlebnisse äußert, haben nicht zuletzt die Funktion dem Prophezeienden ein wohliges Gefühl von "es liegt nicht nur an mir" zu vermitteln und seine mit dem Erlebten verbundenen negativen Gefühle teilweise bei jemand anderem abzuladen. Sollte es dann zu einer Trennung kommen, aus welchen Gründen auch immer, kann sich der Schulterklopfer wiederum zurücklehnen, "es lag ja nun definitiv nicht an ihm, also muss es der natürliche Lauf der Dinge sein". Er muss sich so also nicht näher mit Umständen befassen, weder die eigene Trennung betreffend, noch die des Beklopften.

So sind die Menschen eben, es ist einfacher, gehörtes zu übernehmen und wenn man nicht verlieren kann, was liegt näher als sich für etwas zu entscheiden, was einen die Schattenseiten ein Stück weit ausblenden lässt. Sowas ist wohl auch nur menschlich ;)