Wer hat das Christentum gegründet?

Das Ergebnis basiert auf 26 Abstimmungen

Paulus 58%
Jesus 42%

13 Antworten

Paulus

Da wir nach wie vor nicht wissen, ob die in der "Bibel" beschriebene Figur "Jesus Christus" überhaupt existiert hat, wäre es weit hergeholt, diese als "Gründer des Christentums" zu bezeichnen.

Zumal die "Jesus" zugeschriebene Lehre überaus antiklerikal ist und sich kaum als Grundlage für eine organisierte "Religion" nutzen lässt.

Berücksichtigt man die Differenzen zwischen der angeblichen Lehre des "Jesus" und der des Paulus, dann wird klar, dass Letzterer offenbar ganz andere Gedanken hatte als sein "Vorbild".

Paulus

Die Christen behaupten zwar regelmäßig, Jesus habe die Kirche und das Christentum begründet, das stimmt aber schlichtweg nicht. Jesus hat keine neue Religion begründet, sondern er wollte mit seiner Lehre, die er in der Bergpredigt zusammengefasst hat, das Judentum reformieren. Das Christentum hat aber mit der Lehre Jesu in der Realität nicht viel zu tun. Dazu muss man nur einen Blick auf die 2000-jährige Geschichte des Christentums werfen, die viel mit der Heillslehre des Paulus, aber wenig mit der Lehre Jesu zu tun hat. Einen klaren Hinweis findet man ebenso bei der Betrachtung der Feiertage des Christentums. Es gibt jede Menge christlicher Feiertage, bei denen das Heilsgeschehen, also die Erlösung der gesamten Menschheit von ihren Sünden durch den Kreuzestod sowie die Göttlichkeit Jesu im Mittelpunkt steht. Es gibt aber keinen einzigen Feiertag, an dem der Verkündung der Bergpredigt gedacht wird.

Man kann es so kurz zusammenfassen, dass Paulus aus dem Verkünder einer Lehre vom rechten Tun (Jesus von Nazareth) den Verkündigten einer ganz neuen Lehre vom rechten Glauben, dem Christentum, machte und dabei die Lehre Jesu teils sogar in ihr Gegenteil pervertiert.

Das lässt sich auch an Details zeigen:

Dazu braucht man sich nur die beiden Zusammenfassungen der beiden Lehren anzuschauen, um die wesentlichen Unterschiede zu erkennen:

Jesus: "Alles nun, was ihr wollt, daß die Leute euch tun sollen, das tut auch ihr ihnen ebenso; denn dies ist das Gesetz und die Propheten."

Paulus: "Wenn ihr nicht an die Auferstehung glaubt, ist euer Glauben vergeblich."

Die Lehre Jesu ist auf das rechte Tun im realen Leben ausgerichtet, während die Lehre des Paulus ganz auf das Jenseits ausgerichtet ist. Diesen Unterschied hebt Jesus sogar selber ausdrücklich hervor: " An jenem Tage traten Sadduzäer zu ihm, die da sagen, es gebe keine Auferstehung, fragten ihn ......... Aber Jesus antwortete und sprach zu ihnen: ......Was aber die Auferstehung der Toten betrifft, habt ihr nicht gelesen, was euch von Gott gesagt ist, der da spricht: «Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs»? Er ist aber nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen. "

Dieser Punkt, was wichtiger wäre, der rechte Glauben oder das rechte Tun, bestimmt die theologische Diskussion bis heute, eben weil hier ein eklatanter Widerspruch zwischen der Lehre des Paulus und der des Jesus besteht.

Auch was den zweiten Hauptpunkt der christlichen Lehre betrifft, die Vergebung der Sünden, haben Jesus und Paulus völlig unterschiedliche Auffassungen.

Paulus schreibt ausdrücklich: "Denn es ist kein Unterschied: Alle haben gesündigt und ermangeln der Herrlichkeit Gottes, so daß sie gerechtfertigt werden ohne Verdienst, durch seine Gnade, mittels der Erlösung, die in Christus Jesus ist."

Laut Paulus werden den Menschen die Sünden durch den Kreuzestod und den Glauben daran automatisch vergeben.

Damit hat die Lehre Jesu nun aber überhaupt nichts zu tun. Zur Vergebung der Sünden sagt Jesus: "Denn wenn ihr den Menschen ihre Fehler vergebet, so wird euer himmlischer Vater euch auch vergeben. " Auch hier macht Jesus die Vergebung der Sünden vom eigenen Verhalten abhängig, aber nicht vom Glauben an die Heilsgeschichte, die Paulus erst lange nach Jesus Tod erfunden hat, indem er den Lehrer Jesu, der sich selber stets als Menschensohn bezeichnete, zu einer mystischen Gestalt, dem Gottessohn verfremdete.

Auch ein Blick auf die Entwicklung des westlichen Christentums lohnt sich, um zu erkennen, dass Paulus als dessen Begründer gesehen werden muss:

Am Anfang stand Jesus von Nazareth, der sich selber regelmäßig als Jesus Menschensohn betitelte. Dieser Jesus entwickelte eine Lehre, die auf Nächstenliebe und auf gutem Tun beruht. In diesem Sinne sagte er auch, dass er die Welt von Sünden befreit und wer ihm folgt, wird frei von Sünde sein und das Himmelreich erlangen. Mit „ihm folgen“ meinte er, dass man seine Lehre beachten und nach ihr leben solle. Von einer Erbsünde oder einer Erlösung durch den Kreuzestod sprach er selber nicht. Daher fasste er seine Lehre in dem Satz zusammen (Matth. 7,12):

„Alles nun, was ihr wollt, daß die Leute euch tun sollen, das tut auch ihr ihnen ebenso; denn dies ist das Gesetz und die Propheten.“

Dieser Jesus bekämpfte die Priesterkaste (Matth. 23,1):

Da sprach Jesus zum Volk und zu seinen Jüngern: Die Schriftgelehrten und Pharisäer haben sich auf Moses Stuhl gesetzt. Alles nun, was sie euch sagen, das tut und haltet; aber nach ihren Werken tut nicht; denn sie sagen es wohl, tun es aber nicht.

Er predigte, dass die Priester für das richtige Tun nicht notwendig seien (Matth. 6,5-6):

„Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler; denn sie beten gern in den Synagogen und an den Straßenecken, um von den Leuten bemerkt zu werden. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin. 6 Du aber, wenn du betest, geh in dein Kämmerlein und schließ deine Türe zu und bete zu deinem Vater im Verborgenen; und dein Vater, der ins Verborgene sieht, wird es dir vergelten öffentlich.“

Außerdem verurteilte er die Priesterkaste deshalb, weil sie das Volk ausbeutete, um selber in Saus und Braus leben zu können. Dazu hatten sie den regelmäßigen Opferdienst im Jerusalemer Tempel eingerichtet und die dafür erforderlichen Opfertiere durften nur dort gekauft werden (bei den sogenannten Geldwechslern), damit die Priesterkaste ordentlich daran verdienen konnte. Jesus stürmte den Tempel und randalierte unter diesen Geldwechslern. Deutlicher kann ein Protest nicht formuliert werden.

Jesus war auch gegen einzuhaltende Rituale und Festtage. So aß und trank er entgegen der religiösen Vorschriften mit den Damen des horizontalen Gewerbes und Geldeintreibern am heiligen Sabbath.

Alles in allem führte das dann dazu, dass die Priesterkaste ihn unbedingt loshaben wollte und seine Kreuzigung betrieb.

Das, was für die Priesterkaste im Sinne der Religion alles Sünde war, spielte für Jesus keine Rolle. Er rettete sogar eine angebliche Sünderin vor der Steinigung und sprach: „Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein“. Er lehnte also die Bestrafung irdische und religiös begründete Bestrafung für Sünden ab. In diese Richtung predigte er auch: "Oder wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Bruder, halt, ich will den Splitter herausziehen, der in deinem Auge ist, während du doch den Balken in deinem Auge nicht siehst? Du Heuchler, ziehe zuerst den Balken aus deinem Auge, und dann magst du sehen, wie du den Splitter herausziehst, der in deines Bruders Auge ist!"

Er hat auch nur selten über Sünden geredet. Du kannst ja selber mal suchen, wo in den wörtlichen Zitaten Jesu Sünde überhaupt vorkommt. Das ist sehr selten der Fall.

Im Prinzip hat Jesus nur drei Fälle genannt, die in seinen Augen als unverzeihliche Sünde zu werten sind:

- Lästerung wider den heiligen Geist

- andere daran zu hindern, seiner Lehre zu folgen, also daran zu hindern Gutes zu tun und Böses zu unterlassen

- Ehebruch. Der Ehebruch ist auch die einzige Stelle, wo sich Jesus überhaupt in das Sexualleben einmischt. In heutigen Worten müsste man sagen: „Wer in einer Beziehung lebt, hat treu zu sein“. Ansonsten hat Jesus nichts sexuelles verurteilt, weder Selbstbefriedigung noch Homosexualität noch irgendwelchen Spass, Fetische oder besondere Praktiken. Die Grenze liegt gemäß der Goldenen Regel nur dort, wo andere gegen ihren Willen zu etwas gezwungen werden oder gar beschädigt werden.

Dann wurde Jesus letztlich aufgrund seiner Lehre gekreuzigt.

In den ersten Jahren nach Jesu Tod bildeten sich im Urchristentum ganz verschiedenen Zweige heraus, die sich in den ersten Jahrhunderten auch noch weiterentwickeln und getrennte Wege gehen konnten. Besonders zu erwähnen wären die Gnostiker oder auch die Manichäer oder Arianer, um nur einige zu nennen.

Eine dieser vielen Richtungen wurde durch Paulus begründet. Paulus führte aber nicht die Lehre Jesu fort sondern er begründete eine ganz neue Lehre. Er machte aus dem Verkünder einer Lehre (Jesus von Nazareth) den Verkündigten einer ganz neuen Lehre (Jesus Christus). Im Mittelpunkt der paulianischen Lehre stand auch nicht mehr das rechte Tun, sondern der rechte Glauben. Nicht mehr die Goldene Regel Jesu stand nun im Mittelpunkt, die wurde ganz zur Seite gedrängt. Paulus formuliert einen ganz neuen Mittelpunkt seiner Lehre: „Wer nicht an die Auferstehung Jesu von den Toten glaubt, für den ist das Christentum hinfällig.“ Nicht umsonst ist daher Ostern bei den Pauluschristen mit der höchste religiöse Feiertag, während es einen Verkündungstag zur Feier der Lehre Jesu bzw. zur Feier der Bergpredigt erst gar nicht gibt.

Die Lehre des Paulus stand aber nicht nur im zentralen Punkt der Lehre Jesu entgegen, er pervertierte die Lehre des Jesus von Nazareth in vielen weiteren Punkten. So lehrte er auch Lust- und Frauenfeindlichkeit, was entgegen der Lehre Jesu steht. In der Lehre des Paulus stand plötzlich auch die Sündhaftigkeit der Welt und der Menschen ganz im Vordergrund und in den Schriften des Paulus wimmelt es plötzlich nur so von Sünden.

Der Zweig des Christentums, den Paulus begründet hat, wurde zur theologischen Grundlage des römischen Katholizismus. Dort pflanzte sich die Pervertierung der Lehre Jesu weiter fort. Es wurde erneut eine Priesterkaste eingerichtet, die nahmen das Volk noch mehr aus, als es die jüdischen Priester je taten, die Lust- und Frauenfeindlichkeit wurde noch weiter getrieben und die Pflicht zu religiösen Riten und Feierlichkeiten wurden noch weiter verschärft. Nicht mehr das rechte Tun stand im Mittelpunkt, falsches Verhalten konnte durch regelmäßiges Beichten und Sündenablass durch einen Priester leicht wieder aus der Welt geschafft werden. Der rechte Glauben wurde in den Mittelpunkt gestellt und wer dem nicht folgen wollte, wurde verfolgt, unterdrückt oder gar ermordet.

Genau diese Katholiken stellten dann im 4. Jahrhundert die Bibel zusammen. Dabei ließen sie nur zu, was ihrer, also der paulianischen Lehre entsprach. Deshalb nimmt Paulus auch einen so ungeheuer großen Raum im Neuen Testament ein. Alle anderen Schriften, die es aus den anderen Zweigen des Urchristentums gab, wurden dagegen verdammt und fast vollständig vernichtet. Zum Glück haben aber doch einige dieser verdammten (apokryphen) Schriften in ihren Verstecken wie z.B. bei Nag Hammadi oder in den Höhlen bei Qumram überlebt. Daher wissen wir heute, dass in diesen von den Paulianern verdammten Schriften, wie z.B. dem Thomasevangelium, das ausschließlich aus wörtlichen Zitaten von Jesus besteht, nichts für aber vieles entgegen der Lehre des Paulus steht. Dort wird von Jesus weder die allgemeine Sündhaftigkeit, die Frauenfeindlichkeit, die Gründung einer Kirche und Priesterkaste, die Lustfeindlichkeit oder die Einhaltung spezieller Regeln gefordert, sondern im Gegenteil, er spricht sich dort sogar ausdrücklich dagegen aus.

Die paulianische Lehre wurde dann von den katholischen Kirchenlehrern noch weiter im Sinne der Priesterkaste zur Unterdrückung und Ausbeutung des einfachen Volkes ausgeweitet. So erfand dann auch Augustinus die Erbsündenlehre, wie sich in Dokumenten der Vatikanbibliothek nachlesen lässt. In der weiteren Geschichte spalteten sich dann von den Katholiken diverse andere Kirchen und Glaubensrichtungen ab, wie z.B. Protestanten, Evangelikale etc. pp., die im Prinzip aber immer noch auf der paulianischen Lehre basieren und den Schriften des Paulus folgen. Das sind die sogenannten Pauluschristen.

Jesus

Genauer waren es seine Nachfolger*innen, insbesondere Petrus, ausgelöst durch deren Begegnungen mit dem Auferstandenen. Als Paulus Jahre später dazu stieß, hatten sich bereits wesentliche Elemente des Christentums etabliert.

Eigentlich keiner von beiden. Die Juden warteten auf den von ihren Propheten vorhergesagten göttlichen Menschen, den Messias, der das jüdische Volk führen sollte, Ein neuer jüdischer von Gott gesandter König. Die einen haben es geglaubt und folgten ihm nach, die anderen eben nicht und wollten ihn töten. Eine neue Religion wollten beide nicht gründen, sondern das Judentum reformieren. Paulus war vorher Jude der an den Messias, griech. Christus glaubte und wie die anderen Apostel neue Gemeinden gründete.

Die Wurzeln des Christentums liegen im Judentum im römisch beherrschten Palästina zu Beginn des 1. Jahrhunderts. Es geht zurück auf die Anhänger des jüdischen Wanderpredigers Jesus von Nazaret.