Wenn Phönix aus der Asche steigt, ist er dann schöner, als er zuvor war, oder ist er einfach nur wieder auferstanden?

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Die Redewendung, jemand sei wie ein Phoenix aus der Asche (empor)gestiegen bzw. habe sich wie ein Phoenix aus der Asche erhoben, bedeutet: Jemand ist nach einer schweren Niederlage, nach der er erledigt wirkte, nach scheinbarer Vernichtung, nach einem völligem Zusammenbruch oder Ähnlichem neu und dem Anschein nach unversehrt erstanden, hat sich in nicht mehr erwarteter Weise wieder erhoben, ist in neuem Glanz/mit frischer Lebenskraft wiedergekehrt. Jemand, den man schon abgeschrieben hatte, tritt erfolgreich und glanzvoll in Erscheinung.

Gleichsam wieder auferstanden zu sein, ist dabei eine Hauptaussage.

Im Mythos von dem Fabelwesen, dem Wundervogel Phoenix (griechisch: Φοίνιξ [Phoinix]), geschieht eine Wiedergeburt.

Diese Wiedergeburt ist eine Erneuerung/Verjüngung.

Es gibt eine Darstellung, bei der Phoenix aus der Wiedererstehung schöner hervorgeht, als er davor im äußersten Alter war. Dies bedeutet aber nicht, er steige schöner aus der Asche, als er in seinem ganzen vorausgegangenen Lebenszyklus jemals gewesen ist.

Die Frage, ob der Phoenix dann schöner ist, als er zuvor war, erfordert für die Beantwortung eine Klärung, welche Zeitpunkte bei dem Vergleich von Zuständen genau gemeint sind.

Gegenüber dem Zustand zu der Zeit, als er zu Asche verbrannt war, ist der sich in Wiederauferstehung erhebende Phoenix selbstverständlich schöner.

Die Erzählungen weichen in Einzelheiten voneinander ab und sind darin unterschiedlich, ob der Phoenix sofort in voller Pracht da ist. Nach einigen entsteht er erneuert/verjüngt sofort in Phoenix-Gestalt, nach anderen gibt es ein Ei, aus dem ein Küken schlüpft, weitere Fassungen fügen als eine Art Zwischenstufe (wie eine Raupe, aus der ein Schmetterling wird) noch einen Zustand als Wurm hinzu.

Naheliegend ist die Überlegung, der Phoenix erreiche seine volle Schönheit nicht, bevor zumindet ein Eintritt der Jugendblüte stattgefunden habe. Sofort kann dies nur bei Erzählungen geschehen, in denen der Phoenix schlagartig in entwickelter Gestalt neu da ist.

Lactantius, Carmen de ave Phoenice 115 geht in seiner Darstellung des Phoenix auf die Zeit ein, sobald die erste Jugend zu blühen beginnt (ubi primaeva coepit florere iuventa). Seit der Wiedererstehung ist dann schon etwas Zeit vergangen.

Die Erneuerung/Verjüngung kann beim Phoenix dann mit größerer Schönheit gegenüber einem vorherigen Zustand des Alters verbunden sein, wenn es eine Vorstellung gibt, die Schönheit des Phoenix veringere sich irgendwann im Alter.

Der Phoenix wird nicht mit jedem Lebenszyklus gegenüber dem vorausgegangenen Lebenszyklus schöner. Wenn der Phoenix aus der Asche (empor)steigt/sich aus der Asche erhebt, kommt er nicht (sofort oder nach einer Entwicklung) in einen Zustand, in dem er an Schönheit den besten Schönheitszustand, in dem er sich zuvor befand, noch übertrifft.

Die Redewendung impliziert keine Verschönerung im Vergleich zu jedem vorherigem Lebenszeitpunkt. Sie beruht auf einem Kontrast gegenüber dem vorausgegangenen Zustand, in dem jemand ganz weit unten in einem Tief war, als Verlierer geendet zu haben schien.

Ausdrücklich schöner gegenüber dem Zustand äußersten Alters (wobei vor allem das Nachlassen der Kräfte hervorgehoben ist) wird der Phoenix in einer Darstellung eines spätantiken Dichters. Bei Claudius Claudianus, Phoenix (Carmina minora 27 [44]), 54 sagt der Sonnengott (Sol), Phoebus Apollo, zum Phoenix: Gehe in verwandelter Form/Gestalt/Figur schöner hervor!

Nach 1000 Jahren kommt es beim Phoenix zu einem Verfall, er wird vom Alter besiegt, was mit einer Fichte auf dem Gipfel des Kaukasus verglichen wird, die von Wind und Regen mitgenommen ist (30 – 35). Das Leuchten des Augenlichts schwindet, der Augenstern erschlaftt matt von greisenhafter Eiseskälte.

Claudius Claudianus, Phoenix 36 – 58:

iam breve decrescit lumen languetque senili

segnis stella gelu, qualis cum forte tenetur

nubibus et dubio vanescit Cynthia cornu;

iam solitae medios alae transcurrere nimbos

vix ima tolluntur humo, tum conscius aevi

defuncti reducisque parans exordia formae

arentes tepidis de collibus eligit herbas

et cumulum texens pretiosum fronde Sabaeum

componit, bustumque sibi partumque futurum.

hic sedet et blando Solem clangore salutat

debilior miscetque preces ac supplice cantu

praestatura novas vires incendia poscit.

quem procul adductis vidit cum Phoebus habenis.

stat subito dictisque pium solatur alumnum:

‘o senium positure rogo falsisque sepulchris

natales habiture uices, qui saepe renasci

exitio proprioque soles pubescere leto,

accipe principium rursus corpusque coactum

desere. mutata melior procede figura.’

haec fatus propere flavis e crinibus unum

concussa cervice iacit missoque volentem

vitali fulgore ferit. Iam sponte crematur

ut redeat gaudetque mori festinus in ortum.

Dichtungen des Claudius Claudianus. Übersetzt von Georg Freiherr von Wedekind. Darmstadt : Jonghaus, 1868, S. 349:

„Schon erlischt mattblinkend das Licht; in greisiger Kälte

Schwindet erschlafft das Gestirn, - wie wenn von Wolken umfangen,

Cynthia's Glanz mit bleich hinschwankennden Spitzen ermattet.

Mühsam erheben sich kaum vom untersten Boden die Schwingen,

Die sonst Wettergewölbe getheilt. Da, seines erfüllten

Lebens bewußt, und Beginn rückkehrender Bildung verlangend,

Liest er trocknes Gesträuch von glühenden Hügeln zusammen

Und verflicht mit ihm viel köstliche Blätter von Saba,

Um sich selbst die Bestattung und Wiedergeburt zu bereiten.

Hier dann sitzend begrüßt mit schmeichelnden Tönen den Sol er

Schon hinfällig und mischt mit rührendem Singen die Bitten,

Ihm in der Gluth von Strahlen erneuerte Kräfte zu senden.

Wie das Gespann herführend von fern ihn Phöbus erkannte,

Hält er ein und tröstet den liebenden Sohn mit den Worten:

„Sei durch Brand vom Alter erlöst! Im Schein der Bestattung

„Sollst du Wiedergeburt empfahn und aus der Vernichtung

„Wie sonst immer erneut aufblühn im eigenen Tode.

„Wiederum nimmst du jetzt den Beginn! Verlaß des geschwächten

„Körpers Gemach! Zieh fort in schönerer Leiobesgestaltung!“

Also sprach er und schoß rasch eines der goldenen Haare

Auf ihn, schüttelnd das Haupt. Von seinem belebenden Strahle

Wurde der Sohn mit Freude berührt. Freiwillig verbrennt er,

Eilt in den Tod mit Lust und harrt auf Wiedererscheinung.“

Derselbe, der Erzeuger gewesen war, entspringt nun geboren und folgt neu/jung nach (qui fuerat genitor, natus nunc prosilit idem succeditque novus 69 – 70).

Das kommt auf die Mythologie an. Manchmal sagt man auch, dass in der asche ein Ei liegt, aus welchem er als Küken schlüpft.

Eine Nahöstlichere Auslegung besagt, 2 Stunden vor seinem Tod legt der phönix zwei Eier, ein weißes und ein schwarzes.Aus dem Weißen schlüpft der Phönix nach dem Tode, doch was aus dem schwarzen schlüpft weiss niemand...

Und dann gibt es die Auslegung, der Phönix steige einfach so, in einer jüngeren Version aus den Flammen seines Leichnahms. Dementsprechend also jünger und unversehrt.

er ist quasi neugeborgen, also bestimmt auch schöner. :D

Von schöner war nie die Rede ..... nur von Wiedergeburt

Nicht hübscher, sonder nur wieder geboren. :)

Lg