Wenn Mann und Frau sowieso alles sein können, wozu braucht es dann noch Trans?

4 Antworten

Was du im ersten Teil deiner Frage aufzählst, sind Geschlechterklischees. Diese sind, wie du selbst erkennst, bedingt durch Gesellschaft, Kultur und Zeitepoche. Diese Dinge machen uns nicht zu dem, was wir sind :)

Menschen haben aber auch eine Geschlechtsidentität. Ob wir Mann oder Frau (oder etwas anderes) sind, gehört für uns Menschen zu unserer Identität, unserem Selbstbild dazu. Diese Geschlechtsidentität ist auch nicht veränderbar.

Wenn nun die Geschlechtsidentität einer Person nicht zu ihrer Erscheinung und ihrem körperlichen Geschlecht passt, erzeugt das einen großen Leidensdruck bei der Person, weil sich das körperliche Geschlecht anfühlt.

Die anfangs erwähnten Geschlechterklischees spielen dabei eigentlich keine Rolle. Ja, auch ein Mann kann ein Kleid tragen. Aber nehmen wir mal an, diese Person ist nur körperlich männlich und hat eigentlich eine weibliche Geschlechtsidentität, erlebt sich selbst also als Frau. Sie bekommt nun den Satz "Lass das, das ist nichts für Männer!" zu hören. Natürlich könnte sie drauf scheißen und einfach tragen was sie will. Das verletzende daran ist aber eigentlich, von anderen als Mann gesehen zu werden, was sich für sie ja falsch anfühlt. Geschlechterklischees konfrontieren besonders Transsexuelle immer wieder damit, dass sie falsch wahrgenommen werden und sich missverstanden fühlen.

Ich bin grad sehr müde sry, ich hoffe ich konnte deine Frage beantworten. Wenn nicht, frag gern noch mal konkreter


frag1x 
Beitragsersteller
 15.12.2022, 19:25

"Menschen haben aber auch eine Geschlechtsidentität"

Und woran genau macht sich das nun fest, ob wir Mann oder Frau sind - wenn es denn NICHT die Klischees sind? ;) Also ich wache nicht morgens auf und empfinde nun "Boah ich fühle mich so weiblich". Ich fühle mich einfach als Mensch.

Es gibt ja nun auch etliche Frauen mit A-Körbchen, maskulinem Gesicht, Verhalten und kurzen Haaren - ohne dass diese Männer sind. So etwas kann es also nicht sein.

Am Ende bleibt nur der Penis/Vagina - da viele Transsexuelle das aber so belassen und das auch okay finden, kann es das also gar nicht sein!

"Das verletzende daran ist aber eigentlich, von anderen als Mann gesehen zu werden, was sich für sie ja falsch anfühlt"

Das bringt uns dem ganzen dann wohl schon näher. Womöglich ist Trans eine Reaktion auf Gesellschaftliche Klischees, weil die Menschen nicht den Mut haben "drauf zu scheissen". Also lassen sie sich "umwandeln", um den Klischees zu wieder entsprechen.

Devoid8  15.12.2022, 19:39
@frag1x
Das bringt uns dem ganzen dann wohl schon näher. Womöglich ist Trans eine Reaktion auf Gesellschaftliche Klischees, weil die Menschen nicht den Mut haben "drauf zu scheissen". Also lassen sie sich "umwandeln", um den Klischees zu wieder entsprechen.

LOL.

Sorry, kurz hats mir die Sprache verschlagen. Schon mal auf die Idee gekommen, dass der Weg, zu transitionieren, verdammt hart ist? Also so ungefähr drölfhundert mal mehr Mut erfordert als Klischees zu widersprechen? Was ich in meiner Jugend alles durchmachen musste, unglaublich. Mut, sich zu outen. Ertragen, von den eigenen Eltern für verrückt erklärt zu werden, in der Schule täglich beleidigt werden. Auseinandersetzung mit den Lehrern, weil einem verboten wird aufs Jungsklo zu gehen, obwohl man aus dem Mädchenklo gescheucht wird, weil man aussieht wie ein Junge... Angst davor haben, nie "Mann genug" zu sein, um als Mann begehrt und geliebt zu werden. Dates erklären, dass man zwar ein feiner Typ ist, aber ohne Schwanz in der Hose. Auseinandersetzung mit Therapeuten, Psychiatern, Ärzten, Gerichtsverhandlungen um auch auf dem Papier so heißen zu können wie man heißt und medizinische Behandlung zu bekommen.
Transsexuelle Frauen haben noch schwerer. Die müssen Angst davor haben, auf offener Straße verprügelt zu werden.

Du glaubst doch nicht echt, dass DAS einfacher ist, als auf Klischees zu scheißen?

Niemand erfüllt die Geschlechterklischees zu 100%. Auch nach einer Transition muss man sich mit Geschlechterklischees auseinandersetzen, lediglich mit der anderen Seite...

Und woran genau macht sich das nun fest, ob wir Mann oder Frau sind - wenn es denn NICHT die Klischees sind? ;)

Geschlechtsidentität ist einfach ein Teil von uns. So wie unser Bedürfnis nach Freundschaft, Selbsterfüllung, Liebe... Du erlebst diese Geschlechtsidentität wohl nicht, weil sie bei dir nicht im Konflikt mit deinem biologischen Geschlecht steht.

Es gibt ja nun auch etliche Frauen mit A-Körbchen, maskulinem Gesicht und kurzen Haaren - ohne dass diese Männer sind. So etwas kann es also nicht sein.

Richtig. Übrigens gibts auch Frauen mit A-Körbchen, kurzen Haaren, Maskulinem Gesicht und burschikosem Verhalten die trans Frauen sind. Also ganz gut den männlichen Klischees entsprochen haben, aber einfach nie ein Mann sein konnten, sondern eben immer eine maskuline Frau waren.

frag1x 
Beitragsersteller
 15.12.2022, 19:44
@Devoid8

Ich kann aus deiner Antwort immer noch nicht entnehmen, wie man sich denn nun "als Mann" oder "als Frau" fühlt und was diese Geschlechtsidentität nun sein soll - abseits von diversen Klischees, denen man sich annähern möchte durch OPs und/oder Kleidung? ;)

Devoid8  15.12.2022, 19:50
@frag1x

Du denkst da einfach in die falsche Richtung. Es ist nicht so, dass transsexuelle sich hinsetzen und überlegen: "hmm... Frauen sind so, Männer sind so... okay offenbar bin ich so wie Männer, tja dann bin ich wohl trans!"

Jeder Mensch ist ganz anders, und Mann-sein bzw Männlichkeit bedeutet auch für jeden Mann etwas anderes :) Deswegen kann man gar nicht sagen, wie Männer sind oder wie Frauen sind.

Transsexuelle fühlen einfach nur, dass sie nicht das sind, als das man sie sieht. Da gibt es kein "ich bin kein Mädchen sondern ein Junge, weil...". Man fühlt einfach nur, dass es so ist.
Dann schlägt jeder Versuch fehl, glücklich als Mädchen zu leben. Man fühlt sich immer verkleidet, missverstanden, als würde man den ganzen Tag eine Rolle spielen, und niemand könnte sehen wer man wirklich ist.
Wenn man aber mehr und mehr den Wunsch umsetzt, als Junge/Mann gesehen zu werden, indem man sein Leben und seine Erscheinung anpasst, findet man wirklich zu sich selbst. Fühlt sich plötzlich glücklich und richtig. Es fühlt sich einfach passend und irgendwann auch selbstverständlich an.

frag1x 
Beitragsersteller
 15.12.2022, 19:57
@Devoid8

"Wenn man aber mehr und mehr den Wunsch umsetzt, als Junge/Mann gesehen zu werden, indem man sein Leben und seine Erscheinung anpasst, findet man wirklich zu sich selbst."

Bloß ist doch das, was als Junge/Mann gesehen bzw definiert wird, wieder bloß ein gesellschaftlich definiertes Klischee.

Sagst du ja auch selber:

"Jeder Mensch ist ganz anders, und Mann-sein bzw Männlichkeit bedeutet auch für jeden Mann etwas anderes"

Wenn man Mann und Frau definieren kann, wie man lustig ist - wozu Geschlechter dann überhaupt noch benennen? Wozu sie überhaupt definieren? Wozu gibts dann noch Geschlechter? ;)

Und wozu gibt es dann explizit Frauenrechte und -Quoten? Gibt ja dann keinen SInn mehr.

Devoid8  15.12.2022, 20:13
@frag1x

Deine Worte ändern nichts an diesem hier:

Man fühlt einfach nur, dass es so ist.
Dann schlägt jeder Versuch fehl, glücklich als Mädchen zu leben. Man fühlt sich immer verkleidet, missverstanden, als würde man den ganzen Tag eine Rolle spielen, und niemand könnte sehen wer man wirklich ist.
Wenn man aber mehr und mehr den Wunsch umsetzt, als Junge/Mann gesehen zu werden, indem man sein Leben und seine Erscheinung anpasst, findet man wirklich zu sich selbst. Fühlt sich plötzlich glücklich und richtig. Es fühlt sich einfach passend und irgendwann auch selbstverständlich an.
Bloß ist doch das, was als Junge/Mann gesehen bzw definiert wird, wieder bloß ein gesellschaftlich definiertes Klischee.

Ja, ich möchte ja auch meinem eigenen Bild von Männlichkeit entsprechen.
SO weit gehen die Vorstellungen verschiedener Menschen, was Männlichkeit bedeutet, in der Regel aber auch nicht auseinander...

Wenn man Mann und Frau definieren kann, wie man lustig ist

Kann man nicht. Geschlechtsidentität ist keine Entscheidung. Es ist genau so eine natürliche Eigenschaft wie andere Aspekte des Geschlechts.

wozu Geschlechter dann überhaupt noch benennen? Wozu sie überhaupt definieren? Wozu gibts dann noch Geschlechter? ;)

Wegen der Geschlechtsidentität. Sie ist uns wichtig. Oder warum sonst steckt man säuglinge in stereotypische Kleidung, damit man erkennt ob das Baby ein Junge oder ein Mädchen ist? Geht doch keinen etwas an, ob das baby einen Penis oder eine Vagina hat.

Sich sehen und gesehen werden.

Wir können jetzt sämtliche Klischees bei Seite wischen, aber wenn man etwas quer ließt etc. sind Klischees natürlich immer im zweiten Schritt involviert.

Eine Transperson sieht sich an erster Stelle selbst als Frau/Mann obwohl der Körper das Gegenteil aussagt. Nun ist z. B. ein Transmann damit konfrontiert keinen Bartwuchs zu haben, die Stimme bleibt hoch, Körperbehaarung eher überschaubar und es bilden sich Brüste, seien sie auch nur A es gibt auch Transmänner mit riesen Brüsten nicht nur solche mit dem sprichwörtlichen Flachland. Natürlich ist das unschön wenn man sich selbst männlich fühlt und im Spiegel kuckt einen eine Frau entgegen.

Nun treffen diese Personen auf andere Menschen. Auch wenn unsere Gesellschaft noch so offen ist, man kategorisiert noch immer. Die Transperson weiß natürlich ohne Angleichung, egal was sie tut oder sagt, optisch wird sie immer als Geburtsgeschlecht eingeordnet, gerade von Menschen außerhalb des inneren Kreises. Das ist schon an sich unangenehm. Hinzu kommen dann noch immer entsprechende Zuordnungen. Frauen sind emotionaler, schwächer, mögen zarte Dinge, süße Düfte what ever. Man wird also nicht nur in die falsche Schublade gestopft, sondern den Personen hämmern immer wieder auch sämtliche andere Geschlechts bezogene Schubladen gegen den Schädel. Das summiert sich am Ende natürlich hoch.

Man sollte hier aber auch nicht verallgemeinern, natürlich ist für die Personen die Gewichtung was sie am meisten belastet sehr individuell, da gibt es kein Schema F.

Manche Männer fühlen sich nicht nur als Frauen, sondern wollen auch wie Frauen aussehen und umgekehrt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

frag1x 
Beitragsersteller
 15.12.2022, 19:09

"wollen auch wie Frauen aussehen und umgekehrt."

Aber das ist ja eine gesellschaftliche Definition, wie man "als Frau" aussieht. In einer toleranten Gesellschaft braucht es dafür aber keine Geschlechts-Umwandlung.

GamerBoy2002  15.12.2022, 19:11
@frag1x

Es heißt angleichen wir sind keine Magier oder Transformer wie in dieser einen Serie man gleicht den Körper an dem an was man innerlich fühlt

frag1x 
Beitragsersteller
 15.12.2022, 19:14
@GamerBoy2002

Scheinbar hat das "Fühlen" oft mit Klischees zu tun ;) Denn schaut man sich an, in was sich die Meisten sogenannten Transsexuellen verwandeln, dann ist dass das Klischee von Weiblichkeit der 50er Jahre.

C1willsWissen  15.12.2022, 19:33
@GamerBoy2002

ich fühl mich innerlich wie ein Kind, ist es ok wenn ich mich zu einem Kind operieren lasse? Darf ich dann wieder in den Kindergarten?

frag1x 
Beitragsersteller
 15.12.2022, 19:50
@Devoid8

C1willsWissen hat da ja einen interesanten Punkt gebracht. Es gibt ja mittlerweile auch Leute, die sich als Reh fühlen oder als Katze. Manche fühlen sich auch als Asiaten (es gibt jemand, der hat sich sogar die Augen operieren lassen richtung "asiatisch")

Müssen wir wirklich unseren Körper jeder Laune anpassen? Muss man sich ein Geweih aufsetzen, wenn man sich als Hirsch fühlt?

Devoid8  15.12.2022, 19:53
@frag1x

Das ist nicht nur eine Laune, sondern etwas das stark darüber entscheidet, ob man ein glückliches Leben führen kann.

Aber ich vermute auch, dass Transsexuelle im Schnitt weniger medizinische Angleichung benötigen würden um sich wohl zu fühlen, wenn sie gesellschaftlich einfach als die akzeptiert werden würden, sie sie eben sind.

Du hast vollkommen Recht - alles überflüssig. Ich sollte mich ganz dringend endlich zur Vernunft bringen oder selbst entsorgen.

Ist immer super, wenn schon an der Frage erkennbar ist, dass sich jemand mit dem Thema nicht mal ansatzweise ernsthaft auseinandergesetzt, aber schon eine vernichtende Meinung dazu parat hat - danke!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – überlebe seit Jahren 24/7 offen als "trans" MzF