Wenn ich ein Vöglein wär. Welches Stilmittel?
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Wenn ich ein Vöglein wär und auch zwei Flügel hätt, flög ich zu dir, weil´s aber nicht kann sein bleib ich allhier
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Bin ich gleich weit von dir, bin doch im Traum bei dir und red´ mit dir. Wenn ich erwachen tu bin ich allein.
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Es vergeht kein Stund in der Nacht, da nicht mein Herz erwacht und an dich denkt, daß du mir tausendmal dein Herz geschenkt.
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In meinem Gärtelein blüht ein schön´s Blümelein: Vergiß nicht mein ! Dies Blümlein leg an´s Herz und denke mein !
Könnt ihr mir weiterhelfen? LG und danke im voraus
2 Antworten
Ich kann dir leider nur das 3. sagen:
Das ist meiner Meinung nach eine Personifikation, da ein Herz weder denken noch erwachen kann;)
Dem Motiv des Vogels begegnet man in der Lyrik häufig, weil dieses Tier ja fliegend Hindernisse zwischen Liebenden überwinden kann.
Die Nachtigall wird dagegen häufig benutzt. um Traurigkeit auszudrücken, weil ihr Gesang als Klage empfunden wird. (Da höret ich das süße/ Gestöhn der Nachtigall;/ sie meldete die Qualen...- Hafis, Persien 14. Jh.)
Im Mittelalter sind es auch häufig Falken, als die der Partner metaphorisiert wird, der dann in fremdem Revier jagt, also seine/n Halter/in betrügt.
Ich zog mir einen Falken
länger als ein Jahr.
Nachdem ich ihn mir gezähmt,
wie ich ihn haben wollte,
und ihm sein Gefieder
mit Gold wohlgeschmückt,
erhob er sich hoch in die Lüfte
und entflog in fremdes Land.
Seither sah ich den Falken
schön fliegen.
er führte an seinem Fuße,
seidene Riemen,
und sein Gefieder
war ganz rotgold.
Gott sende sie zusammen,
die gerne geliebt wollen sein.
(der von Kürenberg 12. Jh.)
Es gibt auch noch ein wunderbares Sonett einer frühen italienischen unbekannten Dichterin zu diesem Thema, das ich leider gerade nicht finde. Auch sie klagt, dass ihr stolzer Falke sich einen neuen Herrin sucht.
Dass der unbekannte Dichter des von Dir genannten Liedes vom Bild des Vogels plötzlich zum Herzen wechselt und dieses personifiziert, und am Ende sogar bei dem Blümlein landet, ist eher eine Schwäche dieses Liedes, die wohl der Tatsache geschuldet ist, dass es sich um ein Volkslied handelt, bei dem es auf metaphorische Stringenz weniger ankommt.
Ach ja, hier ist noch eins von mir :-)
ornithologie
wär ich ein kleiner sperling, voll von tönen
und süßen liedern, ach, wie ich dann sänge,
so laut bis mir das herz im leib zerspränge,
mein blutstrom mischte sich mit deinen tränen.
ich würde flattern bis vor deine türe
und meine seele auf die kalten fliesen
hinbreiten, dass mit deinen weichen füßen
der rauhe steinboden sich nicht berühre.
du schrittest lächelnd durch die schwere pforte,
erhaben ganz – ich klein im dunklen sand,
du beugtest dich und rauntest sanfte worte,
und schlössest mich in deine warme hand...
warum ersann ich diese spatzenlist?
ich weiß, dass du so gut zu vögeln bist!
Ich habe das Sonett der unbekannten italienischen Dichterin gefunden (aber noch keinen Trick, wie man hier einen einfachen Zeilendurchschuss machen kann, ohne dass sich ein fortlaufender Text ergibt):
Ich Arme, die mir einen Sperber nahm,
liebt ihn so sehr, dass ich des fast verginge!
Auf meinen Ruf war er gefüg und zahm
und füttert ihn jeweilen gar geringe.
Nun hob er sich und schwang sich wundersam
viel höher denn ihn jemal trug die Schwinge,
bis er in ein Gehege nieder kam,
dass ander Frauen Dienst er sich verdinge.
Mein Federspiel, was hatt ich dich gezogen,
Glöcklein und Ringe gülden dir umbogen,
dass du der Beize würdest mählich dreister
und nun da sprangst du hoch wie Meeres Wogen
und brachst den Schlingen aus und bist entflogen,
als deiner Vogelkunst dich deuchtest Meister.