Welcher Kampfsport zur Selbstverteidigung?
Hallo zusammen,
ich, 37 Jahre alt (hoffe nicht zuu alt um noch mit Kampfsport/-kunst anzufangen) suche einen Kampfsport mit dem ich mich und vor allem wenn mal was sein sollte meine Familie verteidigen kann. Seit ich 2 kleine Kinder habe wächst in mir das Bedürfniss noch stärker meine Familie zu verteidigen. Ich habe schon viel gelesen, doch sind mir die genauen Unterschiede der diversen Kampfsportarten nicht klar. Im Einzelnen geht es um Kickboxen, Kung Fu, Taekwondo und Ju Jutsu (oder Jui Jitsu oder so.....wird ja verschieden geschrieben). Diese Sportarten könnte ich in der Nähe trainieren.
Welche von diesen ist denn eurer Meinung nach gut zur Selbstverteidigung? Bzw was sind die genauen Unterschiede bzw wie kämpft man da. Ist eine davon z.b. besser gegen Mehrere? Hab auch gelesen Kung Fu sei mehr spirituell....?
Vielen Dank schonmal :)
8 Antworten
Gibt es denn irgendwelche konkreten Anlässe oder geht es dir nur um ein generelles Bedürfnis?
Man ist eigentlich nie zu alt, um anzufangen. Eine große Wettbewerbs-Karriere wird dir wohl verwährt bleiben, bis zum Trainer mit Schwarzgurt wirst du auch schon ein biblisches Alter erreicht haben, aber wenn du mit Spaß bei der Sache bist, ist alles in bester Ordnung.
Bevor du dir jetzt dein System aussuchst, solltest du dir erst mal den Unterschied zwischen Kampfsport, Kampfkunst und Selbstverteidigung klar machen:
Im Prinzip haben die asiatischen Systeme aus China und Japan alle ihren Ursprung bei den Shaolin (China), nämlich im Kung Fu. Damals haben halt die Japaner chinesische Kampfkunst kopiert und verbessert und heute kopieren die Chinesen japanische Elektrogeräte. In Japan sind die Samurai die Wurzeln der japanischen Tradition, woraus Jiu Jitsu (heute am ehesten den Samurai zugeschrieben), Ninjutsu (durch die Ninja, eine Splittergruppe der Samurai) oder Aikido als Kampfkünste hervorgingen.
Kampfkunst und Kriegskunst ist das älteste Fach. Hier geht es um Kampf für Angriff und Verteidigung, wobei der Focus bei Kriegskunst mehr auf Angriff und bei moderner ziviler Kampfkunst eher auf Verteidigung liegt. Allerdings trägt man auch viele asiatische Traditionen mit sich herum, weshalb feste Rituale, Respekt und Höflichkeit oder "Nebenschauplätze" wie traditionelle chinesische Medizin im Kung Fu oder die Shinobi Iri im Ninjutsu auch mit auf dem Programm stehen können (aber nicht müssen).
Kampfsport ist aus der Kampfkunst abgeleitet. Judo ist z.B. der Teilbereich aus dem Jiu Jitsu mit Würfen, Hebeln und Bodenkampf und Karate ist der Teil aus dem Jiu Jitsu mit Schlägen und Tritten. Hier steht der Wettbewerb im Vordergrund, man tritt damit in Turnieren miteinander an. Entsprechend entschärft (aus reinen Sicherheitsgründen) sind die Techniken, entsprechend in enge Muste gepresst ist die Ausführung dass es von Kampfrichtern beurteilt werden kann. Abseits des Asiatischen ist auch Boxen ein Kampfsport.
Selbstverteidigung ist ein recht junges Phänomen. Hier haben sich Personen meist des frühen 20. Jahrhunderts Gedanken gemacht, wie sie mehrere Kampfkunst- und Kampfsportsysteme, die sie beherrschen, effektiv miteinander verbinden können. Techniken werden vereinfacht, schmückendes Beiwerk wie asiatische Traditionen wurden komplett entfernt und manchmal ist nicht nur ein System Vorbild, sondern mehrere. So entstand z.B. Krav Maga (Imi Lichtenfeld, der in einer Notlage aus allem, was er über Jiu Jitsu, Ringen und Boxen kannte was Neues kreiert hat, das für ihn besser einsetzbar war) oder Jeet Kune Do (Bruce Lee, dem das traditionell-ausschweifende in den Techniken des Wing Chun seines Lehrmeisters Ip Man immer noch zu viel Show und zu wenig Effektivität war)
Du hast zur Auswahl weil es in deiner Nähe angeboten wird (achtung, ich mache selbst nichts der Gleichen, sondern Ninjutsu im Bujinkan, habe mich aber vor der Auswahl mit allen Systemen beschäftigt):
Kickboxen: Ein Kampfsport, allerdings einer der Kategorie "mit einem von denen will ich mich nicht anlegen". Erfordert allerdings eine hohe Grundfitness. Ausdauer, Kraftausdauer und vor allem auch Kraftschnelligkeit (die Schläge und Tritte müssen schnell und kraftvoll zugleich kommen) und Gelenkigkeit (hohe Tritte). Wettbewerbe gibt es, man muss aber je nach Verein nicht dran teilnehmen.
Kung Fu: Würde ich kein Ninjutsu machen, würde ich wohl Kung Fu machen. Ob es spirituell ist, hängt vom Trainer und seinem Stil ab. Es dauert ein wenig, bis man sich hiermit verteidigen kann, weil die Techniken sehr aufwendig sind, aber hier wurde die Grundlage für Techniken gelegt, bei denen die Energie des Gegners gegen ihn verwendet wird, indem man sie ableitet/weiterleitet, was unheimlich effketiv ist. Kung Fu ist eine Geisteshaltung und dass man damit irgendwann unheimlich gut kämpfen kann nuir ein Nebeneffekt. Falls gelehrt, die traditionelle chinesische Medizin ist ein sehr toller Bestandteil
Tae Kwon Do: Bei Vollkontakt-TKD gilt so ungefähr das Gleiche wie bei Kickboxen. Es gibt noch entschärfte Show-Varianten.
Jiu Jitsu (die ur-japanische Form) bzw. Ju Jutsu (die deutsche leicht veränderte Form): Kann man machen. Dauert zwar auch was, bis man sich damit verteidigen kann, aber dafür wird man umso vielseitiger. Tritte, Schläge, Hebel, Würfe, Nervenpunkte, ... alles da. Ju Jutsu wird an deutschen Polizeischulen unterrichtet. Jiu Jitsu ist bei uns im Ninjutsu ein wenig veralbert als "die, die unsere Matten saubermachen", da der Bodenkampfanteil recht hoch ist. Und Bodenkampf gilt es normal zu vermeiden (wenn man einmal unten ist, ist das Problem ungleich größer). Aber trotzdem kein schlechtes System.
Wichtig ist, es muss dir auch Spaß machen und ein gutes System mit schlechtem Trainer ist schlechter als ein schlechtes System mit gutem Trainer. Deshalb kann das abschließende Fazit wie immer nur sein: Mach mal zwei, drei Trainings zur Probe mit, bevor du dich entscheidest.
Vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Ich denke ich mach mal ein Probetraining beim Kickboxen, Kung Fu und Ju Jutsu
Man geht heute mittlerweile davon aus, dass es in Japan schon vor dem chinesischen Einfluss eine Kampfsportart namens Te (Hand) gab.
Danach brachten chinesische Einwander eine Kung Fu Vorgängerversion mit und daraus entwickelte sich das Karate (Weg der leeren Hand).
Was sehr wichtig ist ist das du eine Sportart wählst die zu dir passt. Besonders zu deinem Körper, heißt wenn du recht klein bist wird dir eine Schlagtechnick nicht fiehl nützen, da wirst du mit hebeln Arbeiten müssen ect. Bei einer hohen Körpergröße und einem größerem Kraftaufwand kannst du dann auch spezielle Boxsportarten ausprobieren. Besonders gillt: Mach was dir gefällt und womit du dich am Sichersten fühlst
Du solltest vielleicht mit irgendwas Familientauglichen anfangen. Ju Jutsu z.B. man kann sich damit gut verteidigen und du kannst sicherlich deine Frau auch mitnehmen und später deine Kinder ohne dir großartig gedanken zu machen.
Dieser Punkt ist glaube ich wichtig, damit du keine schlechtes Gewissen haben musst - dich nicht genügend deiner Familie zuzuwenden - wenn du Sport treibst.
Du erkennst die humanen Vereine an dem Frauenanteil, da hat man auch weniger Typen die sich versuchen zu beweisen und die Trainer haben eine besinntere Einstellung, weil es auch um die Philosophie geht.
Natürlich erzählt man sehr, sehr viel doch meiner Meinung nach ist - sofern man es nicht wirklich intensiv trainiert - jede Kampfsportart im Kampf gegen mehrere genauso gut wie Fußball oder Volkstanz. Du brauchst nichts weiter als genügend Kondition um dich - mit Hilfe deiner Beine - in Sicherheit zu bringen.
Erst gestern habe ich gelesen, dass ein Mann in Berlin von 15 bis 20 Personen verprügelt wurde, was willst du da machen? Und selbst wenn es nur 4 - 6 gewesen wären, was willst du da machen?
Und für das Nächste würde man mich wahrscheinlich Steinigen, aber die Techniken die man jetzt im Ju Jutsu, KFM, Krav Maga etc. lernt haben viele Überschneidungen. Es gibt zwar einige Untschiede, aber im Kern ist jetzt das selbe sofern man es in einem gewöhnlichen Verein lernt. Da bekommst du nicht das Rad neu erfunden serviert.
Vielen Dank für deine Antwort. Ja das mit familientauglich stimmt wohl...müssen ja irgendwie doch Frau und Kinder dahinter stehen wenn man paar mal die Woche nicht zuhause ist :)
Ach ja. Fallschule ist ein Segen fürs Leben und noch viel wichtiger als solide Selbstverteidigungsfähigkeiten.
Krav Maga oder treten in das Wrestling Business ein
Erst einmal: Man ist nie zu alt für einen Kampsport. Es geht nicht darum der Beste zu werden sondern man soll Spaß haben. Naja aber jetzt zu deiner Frage. Du kannst alle möglichen Kampsportarten machen aber das Nonplusultra in Selbstverteidigung ist Krav Maga. Krav Maga lehrt gute Techniken um sich in Gefahrensituationen verteidigen zu können. Nicht umsonst ist das der Sport den man Polizisten, Sicherheitsbeamten und Soldaten beibringt
Ok das mit den Polizisten war viellicht ein Fehler meinerseits aber die Bundeswehr und auch oft Sicherheitsbeamte lernen Krav Maga
Hallo, danke für deine Antwort. Ich dachte immer Ju Jutsu wäre das für die Polizeibeamten? Das habe ich mir nämlich nun mal im Internet näher angeschaut......was meinst du?