Welcher geschichtlicher Kontext ist für "die Physike" von Friedrich Dürrenmatt wichtig?

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Als Dürrenmatt das Stück schrieb (1961),  war die Zeit des Kalten Krieges ziemlich auf ihrem Höhepunkt. Von den  3 Physikern,  die als Patienten in einer privaten psychiatrischen Klinik leben,  hat einer eine Entdeckung gemacht, die die Gefahr der Vernichtung der Welt in sich birgt,  was  zur Grundfrage des Stücks nach der Verantwortung der Wissenschaft führt. Er flüchtet in die Irrenanstalt, damit seine Erfindung nicht zum Schaden der Menschheit  verwertet werden kann, die beiden anderen Physiker sind  Agenten zweier großer Mächte,  und  jeder der beiden möchte dem Erfinder für seinen Staat die Entdeckung abluchsen, weshalb sie sich wie er als scheinbar Irre einweisen lassen.   

Dürrenmatt spielt  natürlich auf die  Entdeckung und die  Gefahr der Wasserstoff-Atombombe an, denn diese Jahre waren auch die Zeit der großen „Ban-the-Bomb“-Bewegung eines Bertrand Russell. Einstein, Oppenheimer, alle warnten!

Nachdem auch die Sowjetunion diese Bombe besaß, war es es zu einem atomaren Wettrüsten zwischen den USA und der Sowjetunion gekommen. Die wechselseitige Androhung des Atomkrieges unter dem Begriff „Abschreckung“ beschwor erstmals die mögliche Selbstauslöschung der Menschheit herauf. Der Interessenskonflikt drohte ja  mehrmals militärisch zu eskalieren: in der Berlin-Blockade 1948, während des Korea-Krieges 1950 und besonders in der Kuba-Krise 1962. Nie zuvor und glücklicherweise nie seither war die Menschheit so nahe am Rande der Selbstvernichtung wie damals!